SaSe38: Der Niedergang des Kabaretts: Christoph Sieber ruft bei „Denkfunk“ zur Ächtung von Menschen auf

In TS104/15 wurde die neue Klimax des Niedergangs schon angesprochen: In einem DenkfunkBeitrag am 20. August 2015 ruft der Kabarettist Christoph Sieber zur Ächtung von Menschen auf, welche bereit sind, die BILD-Zeitung zu kaufen, zu zitieren oder zu lesen.

SaSe38: Der Niedergang des Kabaretts: Christoph Sieber ruft bei Denkfunk zur Ächtung von Menschen auf; Bildunterschrift: Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk
Noch mehr Spaltung in dieser Gesellschaft? Noch mehr Ausgrenzung? Noch mehr Hass? Und dafür treten Kabarettisten ein? 


Das Konstrukt „Denkfunk“ verdient noch viel mehr Beobachtung!

Die umfassenden Bedenken gegen das Konstrukt Denkfunk, wie sie dieser Blog hegt und in verschiedenen Artikeln zum Ausdruck gebracht hat, bezog sich bisher primär auf den formal-juristischen Rahmen dahinter und dessen intransparente Strukturen (siehe HInfo1 und HInfo2). Doch zumindest einige der hinter dem Autorenteam stehenden Akteure der PatchworX Media GmbH sowie des Autorenteams befinden sich nachweisbar auf einer ideologisch engen Mission. Das belegt auch eine Presseauskunft der GmbH-Geschäftsführerin an die SaSe-Redaktion im April 2015. (Weitere Artikel dazu in der Rubrik <Hintergrundinfos> folgen demnächst!) Diese Mission richtet sich expressis verbis gegen die Springer-Medien, namentlich Liz Mohn und Friede Springer.
Inzwischen haben sich Whistleblower bei mir gemeldet, welche die bisherige Kritik von SaSe an Denkfunk und den teilweise im Dunkeln verbleibenden Akteuren dahinter bekräftigen. Artikel dazu sind in Vorbereitung. 

Ich habe kein Problem damit, wenn sich Aktivisten gegen die Springer-Presse wenden. Aber ich habe definitiv ein Problem damit, wenn namhafte Kabarettisten ihren Promi-Status dafür missbrauchen, zu noch mehr Spaltung, Ausgrenzung, Hass in dieser Gesellschaft und die „Ächtung“ anderer Menschen aufrufen. Das hat weder mit Kabarett noch mit Satire etwas zu tun.

Siebers aktuelles Posting bei Denkfunk reiht sich ein in eine Serie auffallend polarisierender, unverhüllt empörungslenkender, zunehmend emotionalisierender und mit identischen sprachlichen Mitteln arbeitender Aufrufe und Statements der Denkfunk-Autoren. Eine Handvoll dieser Postings wurden polemisch in SaSe37 analysiert.


„Denkfunk“-Fans riechen den Hetzbraten
Glücklicherweise bleibt dieser Spalt-Exzess des „Kabarettisten“ Sieber von den Fans und Besuchern der Denkfunk-Seite nicht unbemerkt. Diverse Postings (siehe nachstehende Collage) beklagen, dass Sieber damit (wieder) andere ausgrenze, verleumde, dass er polarisiere, entmündige, individuelle Freiheiten beschneide.

Diverse Postings als Collage von Facebook Denkfunk am 21.08.2015

Diverse Postings zu einem Aufruf von Christoph  Sieber als Collage auf Facebook Denkfunk am 20.08.2015 (Zur besseren Lesbarkeit Bild anklicken!)

Sie verbitten sich eine solche Bevormundung. Ein User klassifiziert Siebers Äußerung als „Stürmer-Stil“!

Diverse Posting als Collage zu einem Aufruf von Christoph Sieber auf Facebook Denkfunk am 20.08.2015 (Zur besseren Lesbarkeit Bild anklicken!)

Diverse Posting als Collage zu einem Aufruf von Christoph Sieber auf Facebook Denkfunk am 20.08.2015 (Zur besseren Lesbarkeit Bild anklicken!)

Christoph Sieber wirft sich sonst gern in die Attitüde des Kämpfers für die Pressefreiheit. Den Praxistest dazu besteht er nicht. Auf eine dedizierte SaSe-Presseanfrage im April 2015 hat er nur mit einer ironischen Bemerkung reagiert und alle Sachfragen zu Denkfunk i. e. PatchworX Media GmbH NICHT beantwortet. (Auch hierzu folgt noch ein Artikel in der SaSe-Rubrik <Hintergrundinfos>.)


Warum das keine Satire ist
So ein Kabarettist hat es gut: Wenn das Eis dünn wird, kann er immer noch behaupten, seine Äußerung sei Satire gewesen. Doch dafür bedarf es auch bestimmter formaler (z. B. durch den Erscheinungsort – Satire-Zeitschrift, -Blog etc.; Kennzeichnung als Satire; Benennung einer persiflierten Vorlage etc.) oder inhaltlicher (Stil und Rhetorik, starke Überhöhung, unrealistischer Bezug) Merkmale. Die sind für das oben genannte Sieber-Diktum nicht nachzuweisen.
Und ganz besonders gibt es der Kontext auf Denkfunk nicht her, wo die Statements der vergangenen Wochen – wie in SaSe37 belegt – keine Merkmale mehr von Satire, Ironie, Humor, Distanz oder anderen Stilmitteln des Kabaretts aufweisen, sondern zunehmend zu moralinsauren Belehrungen und kitschtriefenden Appellen verranzen.

Überdies belegen die Postings der User auf Facebook, egal ob pro oder contra, dass diese Äußerung von Christoph Sieber keinesfalls als Satire verstanden wird.

Hinzu kommt noch ein logischer Blödsinn besonders pikanter Art: Sieber fordert die Ächtung von Menschen, welche die BILD-Zeitung lesen oderzitieren. Vergangene Verlautbarungen des jetzt in einem ganz neuen Licht erscheinenden Kabarettisten zur BILD-Zeitung müssen den Rückschluss nahelegen: Siebert liest sie selbst! Oder worauf gründet er sonst sein (hoffentlich fundiertes?) Urteil?

Wirklich schlimm daran ist: Druckerzeugnisse mit einem Verbot belegen oder die Rezipienten dieser Druckerzeugnisse in irgendeiner Form bestrafen („ächten“) zu wollen, ist zutiefst faschistisch! Solche Forderungen sind mit unseren Grundrechten, mit Demokratie, individueller, Meinungs- und Pressefreiheit nicht in Einklang zu bringen.

Denkfunk hat ganz offensichtlich eine politische Agenda. Die Frage ist: welche?


Verbindungen zur Querfront?
Zu allem Überfluss wird von den Administratoren der Denkfunk-Facebook-Seite auch noch ein Mahnwachen-Aufruf geduldet.

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk, Thread vom 20.08.15 zu dem Christoph-Sieber-Appell der Menschenächtung von BILD-Zeitung-Lesern.

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk, Thread vom 20.08.15 zu dem Christoph-Sieber-Appell der Menschenächtung von BILD-Zeitung-Lesern.

Diese Mahnwachen sind 2014 verstärkt in die Kritik geraten, weil sie sich häufig als sogenannte Querfront-Veranstaltungen herausstellt haben, auf denen Linke gemeinsam mit Neurechten, Antisemiten sowie den sogenannten Wahnwichteln (= Verschwörungstheoretiker) auftreten (siehe Wiki, Zeit online, taz und etwas ausgleichender in die Freiheitsliebe). Wer genau Veranstalter der Mahnwache in Berlin am 28. August 2015 ist, lässt sich der Webseite www.mahnwache.info nicht entnehmen. Aber über Referenten auf der Veranstaltung ist offensichtlich etwas bekannt. Und es sticht bei dem auf dem Denkfunk-Facebookaccount gesetzten Link sofort wieder die Werbung für bekannte Verschwörungstheoretiker und Antisemiten ins Auge, zum Beispiel Lars Mährholz und Ken Jebsen.

Bildzitat Screenshot des auf dem Facebook-Account von Denkfunk gesetzten Links zu mahnwachen.info mit sofortiger Werbung für Querfrontler à la Lars Mährholz und Ken Jebsen.

Bildzitat Screenshot des auf dem Facebook-Account von Denkfunk gesetzten Links zu mahnwachen.info mit sofortiger Werbung dort für Querfrontler à la Lars Mährholz und Ken Jebsen. (Zur Vergrößerung Bild anklicken!)


Gegenöffentlichkeit ist nicht per se sakrosankt
Denkfunk ist nur ein Name! Dahinter steht die PatchworX Media GmbH, eine Gesellschaft, die nur aus einer Gesellschafterin besteht, der es noch dazu erlaubt ist, Insichgeschäfte zu tätigen. Insichgeschäfte haben einen sehr schlechten Ruf. Der Geschäftsgegenstand der PatchworX Media GmbH ist Vermarktung und Vertrieb, NICHT Gegenöffentlichkeit! Denkfunk behauptet – meiner Meinung nach und mit Verweis auf den Handelsregistereintrag der PatchworX Media GmbH wahrheitswidrig – ein Projekt der Gegenöffentlichkeit zu sein. Ich halte den rein verbal erhobenen Anspruch von Denkfunk, Gegenöffentlichkeit herstellen zu wollen, nicht für glaubwürdig, wie ich in mehreren Artikeln und Satiren dargelegt habe (siehe z. B. auch SüS1, SüS2).

Im Übrigen wirft eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung (gehört zur IG Metall) ein klärendes Licht auf die mit unverdientem Lorbeer umkränzten Projekte der sogenannten Gegenöffentlichkeit: „Querfront“ – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks. In der Studie setzt sich Wolfgang Storz, ehemaliger Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, mit dem gern unter dem kritiklosen Label „Gegenöffentlichkeit“ daherkommenden Phänomen auseinander – unter besonderer Würdigung von Personen wie Ken Jebsen oder dem Kopp-Verlag (siehe auch Meedia-Bericht zur Otto-Brenner-Stiftung-Studie) .

Auch das früher einmal jenseits aller Zweifel siedelnde Gegenöffentlichkeitsprojekt NachDenkSeiten wird namentlich in der Studie erwähnt und auf die Verbindungen von NachDenkSeiten und dessen Herausgeber Albrecht Müller zu den Querfront-Akteuren verwiesen. NachDenkSeiten jedoch ist wieder personell mit Denkfunk verbunden. Der besonders aktive Denkfunk-Autor Tom Wolf alias Jörg Wellbrock ist gleichzeitig Sprecher der NachDenkSeiten. Zusammen mit dem NDS-Autor Jens Berger betreibt Jörg Wellbrock den Blog Spiegelfechter.

[Update 26.08.15]
Ganz offensichtlich profitiert das Konstrukt Denkfunk von den prominenten Kabarettisten, die sich dort im Autorenteam versammeln. Das mag möglicherweise auch die „Werbung“ Sendung im Deutschlandfunk am 29. Juli 2015 ermöglicht haben. Eine solche – meiner Meinung nach – Schleichwerbung für ein reines Gewerbeunternehmen mit Abo-Verkauf erfolgte schon im Frühjahr bei Markus Lanz (vgl. dazu SaSe15). Zu einer SaSe-Presseanfrage dazu an den Deutschlandfunk mit der Frage, warum im redaktionellen Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein Gewerbeunternehmen mit Abo-Verkauf beworben wird, liegt inzwischen eine ausführliche Antwort vor: Es handele sich nicht um Werbung, sondern um einen journalistischen Beitrag in Form einer Rezension. Die von SaSe kritisierte fehlende Erwähnung der dahinterstehenden Marketinggesellschaft begründet der Deutschlandfunk damit, dass sich dem recherchierenden Autor nicht der Eindruck aufgedrängt habe, dass Marketing- und Vertriebsinteressen im Vordergrund von Denkfunk stehen.
Auch Maren Müller von der Ständigen Publikumskonferenz widerspricht dem Werbe-Eindruck in einer Antwortmail an diese Redaktion, die in auffallend aversivem Ton gehalten ist. Zur eigentlichen Sachfrage konstatiert die Expertin: „Nur soviel [sic!]: Es handelt sich bei der Sendung im Deutschlandfunk definitiv nicht um Schleichwerbung“ (Zitat aus Mailantwort Ständige Publikumskonferenz Maren Müller vom 25.08.15). Ganz besonders bemerkenswert: Maren Müller bittet, von weiterer Kontaktaufnahme meinerseits zu diesem Thema abzusehen. Oh ha! Die Reihen der Gegenöffentlichkeitsprojekte-Aktivisten sind offensichtlich fest geschlossen! Kommunikationsabbruch bei unangenehmen Fragen scheint üblich.

Für SaSe-Leser zunächst aber nur wichtig zu merken: Obige Auskünfte widerlegen meinen Schleichwerbungsverdacht.
[Ende Update 26.08.15]

Bisher hatte ich vermutet, dass die unter dem Label Denkfunk versammelten Kabarettisten einfach nicht wissen, wessen Wagen sie da ziehen und sich weder für die formal-juristischen Merkmale des etwas „ungewöhnlichen“ Konstrukts dahinter interessieren noch für die Vorgeschichte der Akteure dort. Das heutige Statement von Christoph Sieber, das nicht nur meiner Meinung nach hetzt und ausgrenzt (vgl. Userkommentare oben), das weder mit Satire noch mit Kabarett irgendetwas zu tun hat, wirft ein neues Licht auf das Gesamtpaket.

Warum die angesehendsten Kabarettisten dieses Landes durch ihre Mitwirkung an diesem durch und durch frag- und kritikwürdigen Konstrukt Denkfunk ihren Ruf und den des Kabaretts riskieren, ist mir persönlich nach wie vor ein komplettes Rätsel. Im Fall von Max Uthoff und Claus von Wagner, die sich als Werbezugpferde vor den Karren spannen lassen, fragt sich darüber hinaus, warum sie Kritikern und dem politischen Gegner gegenüber die Flanke der beste Kabarettsendung des deutschen Fernsehens – Die Anstalt – völlig ohne Not aufreißen. Diese auch nur ansatzweise oder über Ecken in die Nähe von Querfrontlern, Neurechten, Antisemiten und Verschwörungstheoretikern zu bringen, stellt alles auf den Kopf. Wer als kritische Bloggerin versucht, mit Max Uthoff zum Thema Denkfunk ins Gespräch zu kommen, der wird ebenso abgeseilt wie von Christoph Sieber oder der Geschäftsführerin der PatchworX Media GmbH. Pressefreiheit … Transparenz …

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