SatBur15: Geflüchteten-Gehelfere (2): Operation Zucker

+++ Fortsetzung von: SatBur14 Geflüchteten-Gehelfere (1): Syrische Waffenfreunde weisen ein +++

Erneut der Hinweis: Die beschriebenen Abläufe sind real so in einer Flüchtlingshilfeorganisation in Deutschland 2015/2016 geschehen. Lediglich die Darstellung ist satirisch. KEINE Satire sind die durch Kursivdruck, Grünfärbung und #Raute-Klammerung# kenntlich gemachten AUTHENTISCHEN Äußerungen Verantwortlicher. Deren Äußerungen haben die vorliegende Satire erst induziert.


Sozialpädagogisch vorgelesen
Im Moment geht es echt Schlag auf Schlacht in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in Witzwinkel. Per Post auf Papier mit Briefmarke erreicht mich das Einladungsschreiben der Carikonie zum ersten Treffen des Organisationsteams. Obwohl alle Teilnehmer ihre E-Mail-Adresse hinterlegt hatten. Wie gnadenlos die Organisatoren hier bereit sind, moderne Kommunikationsinfrastruktur zeit- und kostensparend mit ökologischem Bewusstsein für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe einzusetzen, erkennt der Bedenkenträger unschwer daran, dass auf die Entsendung eines berittenen Boten zur Verteilung dieser Einladungen verzichtet wurde. Immerhin wird mir auf diesem Wege klar, wie diese als gemeinnützig anerkannten Wohltäter in Vereinsform zu 1,2 Millionen Portokosten (bundesweit für 2014) kommen.

Veranstaltungsort ist das Witzwinkler Rathaus. Insbesondere den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die eigenartigerweise oder auch nicht zum Organisationsteam der ehrenamtlichen (!) Flüchtlingshilfe gehören,  schien dieser Veranstaltungsort enorm wichtig zu sein. Nur zufällig kann ich am ersten Abend einen möglichen Grund für diese insistierte Ortswahl beobachten: Diejenigen aus dem Helferkreis, welche bei der Stadt arbeiten, betätigen zuvor die Stechuhr.

Die Versammlungsleitung obliegt der lieblichen und unermüdlich hauchenden Sozialpädagogin der Carikonie. Ich erkenne sie nicht zuletzt an ihrem bedrohlichen und leicht ins Betonhafte spielenden Lächeln wieder.

Heute liest sie uns zwei Stunden lang die vier Seiten der an alle verteilten Aufgabenliste vor. Diese Liste stellt dem jeweiligen Aufgabengebiet und der Aufgabenbeschreibung einen festzulegenden Ansprechpartner gegenüber. Leider reichen zwei Stunden Vorlesen nicht aus, um diese Ansprechpartner etwa auch noch zu bestimmen. Frau Sozialpädagogin achtet streng darauf, die ehrenamtlichen Helfer nicht zu überfordern. Denn natürlich hätte man diese Übersicht den Teilnehmern auch vor der Veranstaltung zukommen lassen können mit der Bitte, sich für diesen Abend zu überlegen, welche Aufgaben wer übernehmen möchte. Damit die Arbeit des Helferkreises nicht so effizient wird, werden wir alle uns für diese Festlegung erneut treffen müssen. Das bedeutet dann zumindest für die Hauptamtlichen ehrenamtlich nachgewiesene Arbeitszeit. Dank:

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Foto: Peter von Bechen / pixelio.de

Foto: Peter von Bechen / pixelio.de

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Um den zwei Mußestunden den fälschlichen Eindruck effizienter Tätigkeit oder gar nur stückweise bezahlter Arbeit zu verleihen, erhebt sich zum einen oder anderen Punkt der schönen, aber bis auf Weiteres noch leeren Tabelle eine leidenschaftslose Diskussion. So kommt en passant heraus, dass formaljuristisch so ziemlich alles offen und ungeklärt ist. Weder gibt es bisher einen Träger für die notwendige Versicherung der Ehrenamtsarbeit in Witzwinkel noch den Hauch einer Idee, welche Institution das Spendenkonto zur Verfügung stellen könnte, über das Gelder für die Flüchtlingshilfe eingesammelt werden sollen. Ich denke, allein für diese Fragen werden weitere zwei bis drei schriftliche Einladungen per Post an die Mitglieder des Orgateams zuzüglich der dazugehörigen Treffen inklusive Anfahrt aus den umliegenden Orten notwendig sein? Und der berittene Bote schiebt einen lauen Lenz.

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Foto: Axel Schuler / pixelio.de

Foto: Axel Schuler / pixelio.de

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Wer kennt sie nicht, diese ewigen Besserwisser, die mit ihren Einwürfen und Bedenken ehrenamtlichen Aktionismus überall behindern und die gute Tat quasi im Keim geltenden Rechts ersticken? So einen haben wir auch in unserer Truppe. Beim fleißigen Verteilen der Listen mit allen personenbezogenen Daten (Name, Anschrift, E-Mail-Adresse) der bisher bekannten ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer an alle Anwesenden und Interessierte, fragte doch tatsächlich jemand nach Datenschutz und danach, ob von den gelisteten Personen das Einverständnis vorliege, diese Daten an Gott & Lotte unbeschwert herauszugeben. Da solche basalen Rechtskenntnisse außerhalb der Organigramm-Schöpfungskompetenz von Sozialpädagoginnen liegen, wischt unsere die subversive Frage ratzfatz vom Tisch. Erst durch Intervention eines städtischen Mitarbeiters kann sie davon überzeugt werden, dass ein solches dokumentiertes Einverständnis tatsächlich notwendig ist Querstrich sein könnte. Datenschutz ist natürlich auch kein bekanntes, geläufiges, relevantes oder aktuelles Thema.

Wenigstens persistiert das Bemühen des städtischen Vertreters,  jede Information der Öffentlichkeit über die Flüchtlingsarbeit in Witzwinkel zu verhindern. Konsequent setzt er dem Freiwilligen, der sich speziell dieser Aufgabe widmen möchte, seinen undemokratisch begründeten Widerstand entgegen. Seine Offenheit dazu ist überwältigend. Zur Anzahl der Flüchtlinge im Ort erklärt er ohne Scham: #„Das werden noch viel mehr. Aber das muss die Bevölkerung nicht wissen!“# Und das war nur der erste Auftritt von Herrn Bremsbär, dem noch viele weitere bemerkenswerte und bemerkenswert undemokratische folgen sollten. Und da die Sozialpädagogin bisher noch kein Organigramm entworfen oder gefunden hat, das angibt, wer im Impressum einer entsprechenden Internetinformationsseite der lokalen Flüchtlingshilfe stehen könnte, werden die Witzwinkler auch vorerst nichts zum Thema erfahren. Oder wenigstens so wenig wie möglich.

Nach zwei kaffeereichen und ergebnisarmen Stunden schleppen die stechuhrlosen Veranstaltungsteilnehmer aber immerhin einen Berg von Papier nach Hause: eine Lose-Blatt-Sammlung „Informationsmaterial“ zur ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im verschwenderischen Umfang von 90 Seiten. Für gut zehn Teilnehmer der Sitzung: 990 Kopien auf toten Bäumen, die, die Vervielfältigungen – nicht die Bäume,  aufgrund ihres wenig unterhaltsamen Charakters vermutlich von den wenigsten gelesen werden.  Das ist die ausgewogene Witzwinkler Mitte zwischen dem berittenen Boten und der Möglichkeit, Dokumente per E-Mail zu verschicken.

Glücklicherweise gibt es noch gar keine Flüchtlinge in Hengasch-ohne. Für die hätten wir bei all dem blinden Aktionismus, den vielen Organigrammen und den offenen Fragen teilweise grundsätzlicher Natur  gar keine Zeit! Und alles, was nicht syrische Christen sind, da sollte man sich ja sowieso überlegen … Islam und Demokratie, das geht nie zusammen. Und ein Autogramm von der humanitären Lichtgestalt Baschar Assad habe ich auch noch keins!


Operation Zucker in der Flüchtlingshilfe
Nun bin ich Mitglied im Orga-Team. Das ist das höchst denkbare – sowohl im Organigramm wie in der analogen Hierarchie. Dieses Team ist den nachgeordneten verschiedenen Arbeitskreisen überschrieben, weil es sie ja organisiert. Wir, die Orga-Team-Führungselite, treffen uns (noch) häufiger als die anderen; ohne Rücksicht darauf, dass für uns bisher kein einziger Flüchtling greifbar ist. Bei der nächsten Sitzung dieses leitenden Teams stellt sich heraus: Der Kreis der teilnehmenden Ehrenamtlichen ist verdammt klein. Es dominieren die Hauptamtlichen. Und Herr Bremsbär, der von Steuergeldern bezahlte Undemokrat der Witzwinkler Verwaltung,  zählt ohnehin für zwei.

Nur nebenbei kommt das Gespräch auch auf … Flüchtlinge. Zu den und deren Ankunft gibt es eine neue und relativ geheime Info. Sie sollen schon Ende dieses Monats in Witzwinkel ankommen, also in etwa zehn Tagen. An dieser Neuigkeit scheint besonders Bremsbär als Vertreter der Stadt interessiert, der in der Infokette offensichtlich hinter der Carikonie steht.

Das Missverhältnis zwischen Haupt – und Ehrenamt in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Witzwinkel bleibt nicht unbemerkt. Jetzt soll es ein weiterer Aufruf im Amtsblatt reißen. Ob die nur noch zwei Ehrenamtlichen in diesem Team bei einem hauptamtlichen Übergewicht von vier Personen ihr Kontingent werden aufstocken können?

Um Effizienz und Produktivität der Teamarbeit sicher zu umgehen, wird die beim letzten Treffen vorgelesene Liste nicht weiter bearbeitet und ausgefüllt. Es gibt so viele Themen und Baustellen, an denen man in die Abgründe offener Fragen und kreativen Dilettantismus‘ blicken kann. Eine Lösung etwa zeichnet sich zur Versicherungsfrage für die (wenigen) Ehrenamtlichen ab. Da sei die Absicherung über die Stadt zu präferieren, erklärt die hauchende Dame mit dem Betonlächeln.

Das glaube ich wohl: Damit nämlich lassen sich die ausgefeilten Richtlinien und Beschlüsse von evangelischer und katholischer Kirche zum Thema „Anvertrautenschutz“ umgehen. Das bekennt unsere Vorleserin natürlich nicht. Es ist aber für Skeptiker und jene, die das permanente und anlasslose Grinsen von Sozialpädagoginnen misstrauisch macht,  rasch zu recherchieren.

Beide Kirchen hatten in den Jahren nach den Missbrauchsskandalen der Vergangenheit längliche Beschlüsse, Leitlinien und Vorgaben auch für ehrenamtliche Helfer erlassen. Je nach Konfession und Einrichtung gehören dazu auch mindestens eine Schulung  der Helfer in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Erwachsenen sowie die Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung.  Tinnef! So etwas brauchen wir jetzt alles nicht mehr. Immerhin hat Kanzlerin Angela Merkel selbst mehr Flexibilität in der aktuellen „Flüchtlingskrise“ gefordert. Da ist sie! Ich jedenfalls musste bisher gar nichts unterzeichnen und bin auch über nicht darüber belehrt worden, dass ich mir den schneidigen jungen Syrer im Abhängigenverhältnis nicht heimlich ins Bett ziehen darf. Schon gar nicht musste ich ein polizeiliches Führungszeugnis oder gar ein erweitertes vorlegen, wie es lippenbekennend angeblich für diese Art von Arbeit grundsätzlich verlangt werde. Haha.

Die Organisierte Kriminalität freilich ist alles andere als begeistert über diese plötzliche Freizügigkeit. Jahrelang hat sie eine hochdifferenzierte Zulieferlogistik aus Rumänien, Tschechien und anderen Oststaaten aufgebaut, um den gut vernetzten und finanzstarken Markt der sexualisierten Gewalt an Kindern, euphemistisch unter dem Begriff Pädophilie bekannt, mit Missbrauchsware beliefern zu können. Operation Zucker. Und jetzt erhalten deren Kunden die „lebendige Pizza“ frei Haus? Als Gegenleistung nur ein bisschen Ehrenamtsgetue?

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Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

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Auch die Qualitätsmerkmale der aktuell den Markt flutenden Konkurrenz“ware“ sind wettbewerbsstark: eine kulturell definierte konsumadäquate Submissivität bei Frauen und Kindern plus der wunderbaren Sprachbarriere. Bis im Integrationskurs des BAMF die Vokabeln „Vergewaltigung“, „Sadismus“ und „Analverkehr“ drankommen, liegen Vagina, Rektum und Seele schon in kleinteiligen Fetzen. Zweitspracherwerber haben – spracherwerbstechnisch erklärbar – oft Probleme mit dem Akkusativ bei „Der Penis des Flüchtlingshelfers stößt in meinen Mund“. Eben nicht: „in mein Mund“! Die Hilfsfrage zur Kasusfindung lautet: wohin? In meinen Mund! Sehr schön: Keks!

Falls ich je bis zur Wertevermittlung an die Geflüchteten kommen sollte, darf ich mich eben nicht verplappern, wenn ich den Neuankömmlingen die in der Bundesrepublik geltende Bindung an Recht und Gesetz nahebringe. Besser, ich schreibe mir das auf. Auch bei der in Deutschland geltenden strikten Trennung von Kirche und Staat sollte mir nicht rausrutschen, dass ein Hauptamtlicher bei den beiden größten Arbeitgebern dieses Landes nur der werden kann, der den rechten Glauben vertritt.
Ich finde, das alles wird jetzt schon unübersichtlich?
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Qualitätsmerkmale für Spendensammler
Auch an meiner Kreativität, die Überlastung mit Ehrenamtsaufgaben im Flüchtlingshelferkreis zu vermeiden, muss ich unbedingt noch feilen. Da kann ich von anderen und teilweise schon wieder flüchtigen (!) Ehrenamtlichen in unserer elitären Runde nur lernen. Der Ausrede-Standard mit den „plötzlich veränderten familiären Verhältnissen“ beeindruckt mich nicht, derweil ich der drittletzten Ehrenamtlichen beim Abschied aus unserer Gruppe nachwinke. Aber heute wuchtet ein anderer Helfer zur Abwehr der Übernahme der Spendenverwaltung ein Argument auf den Tisch, das alle Einwände totschlägt: Er habe einen Schufa-Eintrag und möchte es dem Helferkreis nicht zumuten, in Misskredit zu geraten, wenn bekannt werde, dass eine solche Person die Gelder verwalte. Das peinlich berührte Schweigen in der Runde war mehr als betreten und auf der Flucht waren für den Moment vor allem Blicke. Der kollektive Wunsch nach sich auftuendem Boden war nahezu körperlich spürbar. Die sozialpädagogische Gesichtslandschaft dieses Moments wäre eine eindrückliche Bebilderung zum Beitrag „Betonfraß“.

Munter hüpfen wir von Thema zu Thema: Kleiderkammer. Herr Bremsbär, Stadt (!), findet eine eigene Kleiderkammer angesichts der relativ kleinen Zielgruppe völlig übertrieben. Er kann sich aber mit diesen Bedenken nicht durchsetzen. Stattdessen erhebt sich eine vorschlagsreiche Diskussion über mögliche, geeignete und verfügbare Räumlichkeiten und wo man die denn nun herbekomme. Mir persönlich tut es wohl, als ein Helfer todesmutig Kritik übt. Warum sich der Träger der Unterkunft, das ist in unserem Fall der Landkreis, nicht wenigstens um die Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten für solche Zwecke kümmere? Warum solche Aufgaben auch noch an Ehrenamtliche abgedrückt würden? Fehle nur noch, dass wir im nächsten Stadium ehrenamtliche Mietverträge abschließen müssen.

Warum denn nicht? Schließlich haben wir jetzt alle eine Unterschrift übrig, nämlich die, welche üblicher- und vorgeschriebenerweise unter die Verpflichtungserklärung zum Verzicht auf sexuellen Missbrauch der Schutzbefohlenen notwendig gewesen wäre.

<Fortsetzung folgt>

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