Tag Archiv:Antisemitismus

TS36/21: Landratsamt Konstanz: Haustürwahlkampf in Orsingen-Nenzingen unbedenklich

In der Satire SatBur27 über den Bürgermeister-Wahlkampf in Orsingen-Nenzingen (Zollernalbkreis Landkreis Konstanz) und speziell den Kandidaten Michael Stadler war am Rande auch der Haustürwahlkampf in Pandemie-Zeiten ein Thema. Dass diese Frage auch die Bürger in O-N bewegt, belegt ein entsprechender Appell einer Bürgerin in der Facebook-Gruppe des Orts.

Beides zusammen war mir Anlass, beim Gesundheitsamt im Landratsamt Konstanz nach einer Bewertung dieser Wahlkampftechnik zu fragen. Im Hinterkopf zu behalten ist dabei auch immer, dass alle Kandidaten durch Corona und die daraus resultierenden massiven Beschränkungen stark in ihren Möglichkeiten beschnitten sind.

Auf eine entsprechende Anfrage definiert die zuständige Aufsichtsbehörde noch einmal detailliert, unter welchen Bedingungen ein solcher Haustürwahlkampf möglich ist:

Die Vorgaben der Coronaverordnung Baden-Württemberg müssen eingehalten werden. Wenn der Kandidat an der Haustür klingelt und das Gespräch im Freien stattfindet, ist ein Abstand von mindestens 1,5 m einzuhalten. Ansonsten muss eine medizinische Maske oder FFP2 Maske getragen werden.
Wenn der Kandidat in einem Apartmenthaus von Tür zu Tür geht, ist das Tragen einer Maske erforderlich.
Wenn der Kandidat von der besuchenden Person ins Haus oder in die Wohnung eingeladen wird, ist dies zulässig, weil eine Person eines fremden Haushaltes in einen anderen Haushalt zu Besuch kommen darf (max. 2 Haushalte).
Unter diesen Bedingungen ist das Risiko vertretbar. Da die Kandidaten jedoch von Person zu Person gehen [sic] empfehlen wir grundsätzlich bei Betreten eines Hauses oder einer Wohnung das Tragen einer Maske.
(Presseauskunft Landratsamt Konstanz am 24.03.2021 an diese Redaktion; Hervorhebg. K. B.)

Auch erfolgt seitens des Landratsamts kein spezielles Monitoring der Dynamiken in O-N. Verständlich und erwartbar: Die Gesundheitsämter bundesweit haben im Moment genug mit Schulen, Kindergärten und Co. zu tun.

Der Südkurier hat kurz vor der zweiten Wahl auch noch einmal das Gespräch mit den drei aussichtsreichsten Kandidaten gesucht.
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TS30/16: Der kabarettistische Mainstream und die raren Tröpfchen abseits

+++ Was Hagen Rether vom kabarettistischen Mainstream scheidet
Im Fernsehen tritt er inzwischen seltener auf: Hagen Rether. Das hat Gründe, die allerdings nur im Raunen-Raum vernehmbar sind. Eine aktuelle Theaterkritik in der Badischen Zeitung erklärt, was Hagen Rether vom kabarettistischen Mainstream scheidet, ohne diese Begrifflichkeit zu verwenden: „intellektueller Hochgenuss“, „andere Kabarettisten arbeiten sich an Machteliten ab, bei Rether fällt außer dem der Kanzlerin nur selten ein Politiker-Name“ etc. Schon allein: „Was Rether zu sagen hat, sprüht vor Witz“! (Witz? Ein immer häufiger flüchtiges Phänomen bei Satirikern …)


+++ Dieter Hanitzsch-Karikatur macht fetten Ärger
Massiven Ärger bereitet eine Kraken-Karikatur von Dieter Hanitzsch zum Thema TTIP, die der bekannte Zeichner in der BR-Sendung Sonntagsstammtisch am 28. Februar 2016 zeigte. Ihm wurde aufgrund der Verwendung des Kraken-Motivs Antisemitismus vorgeworfen. Zu dem Vorwurf nahm Hanitzsch auf Facebook Stellung. Und droht:

Es erfüllt den Tatbestand der schweren Beleidigung, mir im Zusammenhang mit dieser Karikatur Antisemistismus [sic!] und Verwendung von „Stürmer“-Metaphern vorzuwerfen. Ich behalte mir rechtliche Schritte dagegen vor. Was an dieser Karikatur antisemitisch sein soll, erschließt [s]ich mir wirklich nicht. Dass die Nazis die Krake als Vehikel für ihre antjüdische Propaganda benutzt haben, kann doch nicht bedeuten, Kraken in der Karikatur grundsätzlich als antisemitisch zu verstehen und sie damit quasi zu verbieten !
(Facebook Dieter Hanitzsch 28.02.16; Hervorhebg. SaSe)

Man achte auf die Zwischentöne: Hanitzsch selbst räumt ein, man werfe ihm die VERWENDUNG von entsprechend belasteten Metaphern vor. Der Vorwurf richtet sich also zunächst nicht gegen seine Person und seine politische Einstellung. Muss es nicht möglich sein diskutieren zu können, ob so ein durch die Zeiten gehendes Kraken-Motiv eine entsprechende Botschaft transportiert? Der Vorgang zeigt wieder einmal: Kontroverse Diskussionen innerhalb der Satire-Szene sind nicht erwünscht! Ich bewerte es als Alarmzeichen, wenn jetzt schon Satiriker mit Anwalt drohen.

Auch der BR hat inzwischen zu den Vorwürfen und dem Shitstorm Stellung bezogen. Die Stellungnahme dokumentiert neuerlich die unheilvolle Vermischung von den Assoziationen und Konnotationen des Motivs mit der Person, die es verwendet. Weiterlesen

TS139/15: Verfehlte Diskussion + Sinnfreies Saugen + Dritte Wahl + Viel van der Horst + Blanker Neid

+++ „Friedensdemo-Watch“: Diskussion über Antisemitismus im Kabarett
Etwas eigenartig und zeitversetzt: Auf dem Facebook-Account Friedensdemo-Watch wird anlässlich eines FB-Postings mit der Aussage „Wir leben in einer seltsamen Zeit in der uns Satiriker die Welt erklären!“ der SHZ-Artikel von Jan-Philipp Hein vom 7. Juni 2015 (!) Fernsehkabarett – Da wo der Antisemitismus blüht diskutiert. Hein reitet darin eine scharfe Attacke gegen den Kabarettisten Uwe Steimle und dessen Äußerungen bei einem Auftritt in den Mitternachtsspitzen. Die dechiffriert Hein als antisemitisch. Einmal in Rage zitiert er weitere Outlets von Volker Pispers und Georg Schramm ebenfalls als antisemitisch. Dabei unterläuft ihm auch noch ein sachlicher Fehler, weil er behauptet, Schramm wäre in Die Anstalt aufgetreten. Das stimmt nicht. Schramm trat nur in Neues aus der Anstalt auf.
Die aktuelle Diskussion auf Friedensdemo-Watch ringt mit dem Begriff des „strukturellen Antisemitismus“, kommt aber hinsichtlich des Fernsehkabaretts zu keinem verwertbaren Ergebnis. Weiterlesen

TS114/15: Entgleister Polak + Mutige Carolin + Veräppelte Ahlener + Züchtende Anwälte + Kackige Scheiße

+++ Oliver Polaks Entgleisung gegenüber Tilo Jung
Jungle World hat vergangene Woche einen treffenden Artikel zum Thema Antisemitismus veröffentlicht: Die Abmahn- und Klagewellen gewisser unter „Querfront“ geführter Gegenöffentlichkeitsprojekte und –Akteure zur Einschüchterung von Journalisten und Autoren, welche die Bezeichnung „Antisemit“ für jene verwenden, die sie für Antisemiten halten, führe dazu, dass sich kaum noch einer traue, den Begriff zu benutzen. Diese Diskussion zeigt aber nur die auffallend starke Fokussierung der aktuellen politischen Diskussion auf das Thema Juden.

Obiges fiel mir zu dem nachfolgenden Vorgang und einen Kommentar im Meedia-Wochenrückblick ein: Der Komiker Oliver Polak instrumentalisiere seine jüdische Abstammung sehr plakativ, wie auch sein Porträt bei Wikipedia thematisiert. Jetzt hat Polak in der Causa „rosa T-Shirt“ „so eine Art Rant“ gegen Tilo Jung veröffentlicht. In Kommentierung eines älteren Tilo-Jung-Interviews mit Vertretern der Hamas verwendet Polak das F-Wort und trägt erneut seine Herkunft demonstrativ vor sich her. Weiterlesen

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