Tag Archiv:Charlie Hebdo

TS76/15: „Kompassnadel“ + Zineb El Rhazoui + Benennungsmacht + „Heil“

+++ "Schwules Netzwerk NRW" ehrt Stephan Denzer für die "heute-show"
Die "Kompassnadel" ist eine Auszeichnung des Schwules-Netzwerk NRW  für besonderes Engagement im Ringen um eine offene Gesellschaft. Im Rahmen des Kölner Christopher Street Day wurde Stephan Denzer, Teamleiter Kabarett und Comedy beim ZDF, für die heute-show geehrt: "‘Die Heute-Show wird ausgezeichnet für das stetige Entlarven homo- und transphober Hetzer und Verleumder, eine Haltung, die so subversiv wie publikumswirksam ist‘, sagte der Netzwerk-Vorsitzende Steffen Schwab“ (Quelle; gesamte Laudatio). Da die heute-show schon mehrfach ausgezeichnet wurde, hob Denzer selbst diese Auszeichnung als eine Anerkennung der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der Sendung hervor. 

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TS74/15: Stephen Colbert + Frauenrollenzement + Kritiker-Knebel +“Charlie Hebdo“ deutsch + Austernschlürfer

+++ USA: Stephen Colbert übernimmt die Late-Night-Show von David Letterman
David Letterman hört auf. Seinen designierten Nachfolger Stephen Colbert begrüßte er jetzt in der eigenen Show. Der kündigte an, alles genau so zu machen wie Letterman. Der Satiriker Colbert hatte bis Ende vergangenen Jahres in der Rolle eines konservativen Moderators neun Jahre lang in seiner Sendung The Colbert Report das Tagesgeschehen überspitzt kommentiert. Die Late Show der zurückgetretenen Legende Letterman übernimmt er am 8. September.
Colberts Alter wird von den Zeitungen unterschiedlich angegeben: Bei rp-online ist er 51; bei der Süddeutschen 49. 

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TS71/15: Systemkonformes Glasauge + Sommerloch + „Tittenhitler“ + Nachdenkseiten

+++ Systemkonformer Humor: Tsipras und Varoufakis als Comedy-Duo
Satire muss halt auch zum Weltbild passen. Und von Selbstbeschränkungen, wie sie aktuell etwa Claus von Wagner hinsichtlich Witze über Griechenland formuliert hatte, ist die Glasauge-Redaktion von Die Welt unbelastet. Bahn frei für den „Griechenland Jux“ von Karl Sack-Reis Tsipras und Varoufakis outen sich als Comedy-Duo.

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TS61/15: Investigatives Kabarett + Gérard Biard + „taz“ ordnet ein

+++ "Investigative Comedy“ regt öffentlichen Diskurs an
… schreibt turi2 für medienmacher und bezieht sich dabei auf einen aktuellen Artikel der Süddeutschen Zeitung, der hinter einer Bezahlschranke liegt. Der SZ-Artikel thematisiere auch amerikanische Komiker wie John Oliver und Jon Stewart, welche für die hiesigen männlichen Gegenstücke Claus von Wagner, Max Uthoff und – wie kommt denn der in diese Reihung? – Jan Böhmermann die Vorlage böten. Mit der Recherche harter Fakten bewirkten diese oftmals eher eine öffentliche Debatte, als es die klassischen Medien tun.  Weiterlesen

TS50/15: Lokführer der Herzen + Juliens Blog + Renald Luzier + Tschüs Letterman

+++ Satire: Claus Weselskys Twitter-Account
Auf Twitter mache er Freude, der neue Account @claus_weselsky. Dort nennt er sich etwa „Lokführer der Herzen“ (Tagesspiegel).  Er zwitschert über die GDL und den Streik und „berät“ Bahnkunden. Es ist ein Fake-Account. Satire! Detector.fm hat ein Interview mit dem satirischen Alter Ego des Gewerkschaftsführers geführt.  Weiterlesen

TS47/15: Pen-offener-Brief + Prix Pantheon 2015 + Satire vor Gericht + Vollhorst

+++ Der offene Brief der PEN-Autoren und dessen Einordnung durch die NZZ
Okay, beim Thema offener Brief der PEN-Autoren hat SaSe mit dem Service etwas geschlampt. Aber besser spät als nie: Hier der Link auf den schon mehrfach zitierten offenen Brief der 204 PEN-Mitglieder im Protest gegen den PEN-Award für  die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo.
Wirklich hilfreich zur Bewertung dieses offenen Briefes und seiner argumentativen Schwächen könnte auch der aktuelle Artikel von Marc Zitzmann in der Neuen Zürcher Zeitung Satire unter Rassismusverdacht: Für „Charlie Hebdo“ endet die Schonfrist sein. Zitzmann benennt ein Informationsdefizit der Autoren hinsichtlich der französischen Usancen in Sachen Religion und Satire. Er thematisiert den grundsätzlichen „clash of cultures“, den Wertekonflikt. Er zitiert wissenschaftliche Untersuchungen und Daten von Soziologen, die die Titelblätter von Charlie Hebdo der vergangenen zehn Jahre ausgewertet und thematisch klassifiziert haben. Und nicht zuletzt verweist er darauf, dass die Satirezeitschrift bisher alle Gerichtsprozesse unter dieser Anklage gewonnen habe. SaSe meint: SEHR LESENSWERT! 

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TS46/15: Anny Hartmann + Qualfrage, die 197. + Qualfrage, die 198. + Europa-Medaille + Licht von Pispers

+++ "Denkfunk"-Video von Anny Hartmann: Weselsky hat Mandat und Recht
So ganz einig ist sich die Satire-Kabarett-Szene zum Thema Bahnstreik nicht. Der Beitrag der heute-show am 08.05.15 dazu war in seinen Anspielungen streckenweise (!) grenzwertig: „Ein Volk. Ein Streik. Ein Lokführer“ oder auch „Guido Knopp: Weselskys Helfer“.  Diese Entgleisungen (!) wurden von Oliver Welke in der Anmoderation damit begründet, man müsse eigentlich den Streik erst einmal unterstützen, aber leicht mache es einem der Claus auch nicht mit seiner Art. Satire mit populistischen Mitnahmeeffekten?  Weiterlesen

TS45/15: „Charlie Hebdo“ + „Knallerfrauen“ + Spiegel-Imagefilm + „Im Schmerz geboren“

+++ „Charlie Hebdo“ mit PEN-Award ausgezeichnet
Es hat dann doch noch alles geklappt. Und es ist nichts passiert – auf der PEN-Preisverleihung in New York am vergangenen Dienstag. Dort wurden die Satiriker von Charlie Hebdo für ihr mutiges Eintreten für die Meinungsfreiheit besonders geehrt. Die Auszeichnung hatte massive Proteste von mehr als 100 Autoren des Schriftstellerverbandes hervorgerufen (vgl. dazu TS39/15 und TS42/15). „Die Verteidigung von Menschen, die umgebracht werden, weil sie freie Meinungsäußerung betreiben, ist der Kern dessen, wofür PEN steht“, sagte der Präsident des Schriftstellerverbands, Andrew Solomon, bei der Gala (Quelle NWZ). Zeit-online berichtet mit einem Video von der Preisverleihung. Der Artikel ist irritierender Weise mit „Satire“ überschrieben, soll aber wohl in diesem Fall den Themenbereich und nicht die Textgattung bezeichnen. Weitere Berichterstattung: Junge Welt. Weiterlesen

TS42/15: Christoph Sieber + PEN-Preis + Kebekus + Stuttmann-Kommentar

+++ Christoph Sieber: Die Persönlichkeit hinter der Bühnenpräsenz
Regelmäßig scheitern insbesondere die Journalisten der schreibenden Zunft in dem Bemühen, von prominenten Satirikern und Kabarettisten seriöse (d. h. pointenfreie) Informationen, womöglich noch ad personam,  zu erhalten.  Sicherlich auch aus Selbstschutzgründen halten sich viele der Künstler  bedeckt. Eine wohltuende Ausnahme davon ist Christoph Sieber, der in der Reihe der WDR5-Tischgespräche der Moderatorin Susanne Birkner am 29. April 2015 ein 52 Minuten umfassendes Interview gegeben hat. Darin berichtet er von seinem Pantomine-Studium und skizziert seine politisch-kulturelle Sozialisation als Bürgermeister-Sohn im Schwarzwald. Das Kabarett als solches, das ZDF-Kabarett Die Anstalt im Besonderen sind ebenso Thema wie Politiker, Humor und die Unterschiede der einzelnen Kabarettisten-Generationen. Das Interview wurde vom WDR mit „Zwischen Humor und Melancholie“ übertitelt und trifft damit die Tonalität ganz gut. SaSe-Senf: Hörenswert! 

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TS39/15: Dieter Hallervorden + „Satire-Zipfel“ + PEN-Preis Charlie Hebdo + PENG leimt Vattenfall

+++ "Nazi-Spruch" bei Preisverleihung: Hallervordens Ironie missverstanden
Das ging irgendwie schief? Der Schauspieler und Komiker Dieter Hallervorden hatte bei der Verleihung des Romy-Filmpreises in Wien den flotten Spruch rausgekloppt: „Ich führe die österreichische Romy morgen heim ins Reich“. Der „missglückte Scherz“ (gmx.at) hatte zu einer Debatte geführt. Zu der nahm Hallervorden jetzt Stellung: Er habe die Äußerung als Satire angekündigt und er habe niemanden beleidigen wollen. Auf Facebook, so die Meldung weiter, erfahre Hallervorden überwiegend Unterstützung.
 

+++ Dieter Nuhrs Satire-Zipfel
„Wer Dieter Nuhr zuhört, braucht keine Bild-Zeitung mehr zu lesen." Nein, das ist keine Paraphrase zu SaSe12, sehr wohl aber noch einmal eine TV-Kritik eines Blog-Community-Mitglieds zur ARD-Kabarettsendung Nuhr im Ersten vom 16. April 2015 auf Der Freitag.
 

+++ Ärger um PEN-Preis für "Charlie Hebdo"
Die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo soll bei der Preisgala in Amerika am 5. Mai 2015 mit dem PEN-Preis für Mut und Meinungsfreiheit ausgezeichnet werden. Dagegen regt sich jetzt prominenter Widerstand: Die österreichische Kleine Zeitung berichtet, dass bisher sechs Schriftsteller deshalb ihre Teilnahme an der Verleihung abgesagt hätten. Die Affäre sorge in den USA für Ärger. Die Absager begründeten ihren Protest mit Verweis auf „kulturelle Intoleranz“ der Charlie-Hebdo-Macher. Die Absage werde von PEN-Verantwortlichen scharf kritisiert.
Die taz greift in ihrer Berichterstattung auch die (nicht nur) in den USA nicht abreißende Diskussion über die malträtierten Grenzen der Satire auf, die dort angesichts der Historie des Landes sehr spezifisch ausfällt.
 

+++ "PENG Collective" leimt Vattenfall und lokale Medien
Erneut inszeniert das Künstler-Kollektiv PENG (hier auf Facebook) eine erfolgreiche satirische Aktion. Erst im Februar dieses Jahres hatten die Kreativköpfe dort einen spektakulären Auftritt bei AstroTV (vgl. auch SüS1).  Das Medienmagazin ZAPP berichtete gestern über den neuesten Coup (in der Rubrik „Durchgezappt“, 1. Beitrag):   Dieses Mal war der Energieversorger Vattenfall an der Reihe, dessen Firmenpolitik insbesondere Arbeitnehmer in der Lausitz auf die Barrikaden treibt. PENG veröffentlichte am 24. April 2015 eine angebliche Pressemitteilung des schwedischen Konzerns mit dem süßen Versprechen „Responsibility Initiative“. In einem dazugehörigen Video wird angekündigt, die Lausitz zur nachhaltigsten Energieregion Deutschlands machen zu wollen.
Mit Schauspielern und einigen eingeweihten Journalisten enterte PENG darüber hinaus das Foyer von Vattenfall  und gab dort eine gefakte Pressekonferenz. Der Erfolg für die satirische Aktion kam prompt: Einige lokale Medien meldeten freudig die (angebliche) Neuigkeit. Von denjenigen, die auf den Fake hereingefallen waren, stand nur der rbb zu seinen Versagen und machte die Falschmeldung transparent. Auch der Blog Metronaut greift den Coup auf.
Die taz berichtete ebenfalls über die Pressekonferenz – allerdings in Kenntnis des satirischen Hintergrundes. Der Artikel vermeldet auch den maximalen Wirkungsnachweis, den Systemkritik und Satire überhaupt erreichen können: Vattenfall prüfe rechtliche Schritte gegen die Künstler! Chapeau, dann hat es richtig weh getan!


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