Tag Archiv:Hagen Rether

TS71/16: Kabarettisten mit, im „Denkfunk“-Fall eher ohne Benehmen

+++ Philip Simon: „Alexander Gauland hat recht“
Der Kabarettist Philip Simon wirft in einem Blogbeitrag in der Huffington Post das Horrorbild eines schwarzen Bergdoktors an die Höhlenwand!


+++ Die ein Jan Böhmermann verhöhnt: Ex-Miss-Türkei wegen Satire verurteilt
Wie wir alle zur Kenntnis nehmen durften, wähnt sich Jan Böhmermann ja auf einer Leidenshöhe mit einem chinesischen Künstler  wie Ai Weiwei. Diejenigen jedoch, die tatsächlich bitter für eine Erdogan-Satire bezahlen müssen, erhalten nicht einmal einen Bruchteil der Aufmerksamkeit. Zum Beispiel die Ex-Miss-Türkei Merve Büyüksarac, die von einem Gericht in Istanbul wegen einer Erdogan-Satire auf Instagram zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden ist. Welt.


+++ Die Armenien-Resolution in der satirischen Nachbearbeitung
Der Postillon hat die Armenien-Resolution des Bundestages auch sehr schön verarbeitet: Kompromiss mit der Türkei: Merkel spricht von „fahrlässiger Völkertötung“ an den Armeniern. Weiterlesen

TS46/16: Jan Böhmermann im Satire-Olymp und bei „Anne Will“ angekommen!

+++ Jan Böhmermann Thema bei „Anne Will“
Die Meldungen zum Thema Jan Böhmermann überschlagen sich und zerbomben alle Kuratierungsversuche! SaSe beschränkt sich deshalb auf die Herausstechendsten.

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass die Türkei nun doch das heikle und gefürchtete Strafbegehren an die deutsche Bundesregierung gestellt hat, das primär erst einmal dieselbe in die Bredouille bringt.
Jan Böhmermann, Erdogan und die Satirefreiheit sind inzwischen Thema von Tagesschau und Tagesthemen und – das hat es noch nie gegeben! – Thema der Premium-Polittalk-Sendung Anne Will.
Der Anzünder selbst, der „Meister des Schillernden“ (Medienwissenschaftlicher Bernhard Pörksen bei Anne Will)  tritt schon gar nicht mehr öffentlich auf, fehlte bei der Grimme-Preisverleihung am Freitag in Marl und folgte auch der Einladung der souveränsten deutschen Fernsehmoderatorin nicht. Die zweite Wahl für die Sparte Kabarett war der türkischstämmige (deshalb!) Serdar Somuncu, der bei der Diskussion zunächst eine sehr gute Figur machte, weil  er profund argumentierte und mit detaillierten Kenntnissen zu den Verhältnissen in der Türkei brillierte. Dann jedoch fiel er vornehmlich durch mangelndes Benehmen auf und seinem Sitznachbaren Elmar Brok (CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des EU-Parlaments) permanent ins Wort. Ganz offensichtlich konnte er sein Redewasser nicht halten. Peinlich. Im Übrigen machte der ansonsten durchgehend neben der Spur argumentierende (Zugeständnis von Meinungsfreiheit an die politische Entscheiderin Angela Merkel) CDU-Politiker Somuncu komplett nackig und decouvrierte dessen Argumentationskern als politisch. Somuncu gehe es gar nicht um Meinungs- und Satirefreiheit, sondern er echauffiere sich aus seiner Ablehnung des „Flüchtlingsdeals“ der Kanzlerin (euphemisierend ausgeweitet auf die EU) mit der Türkei heraus. Danach hatte der Hassist so ziemlich fertig.

Senf: Touché! Aber als Denkfunk-Autor hat Somuncu natürlich auch primär einen politagitatorischen Auftrag …


+++ „Tagesspiegel“: Clown oder Märtyrer?
Der aktuelle Kommentar im Tagesspiegel kommt deshalb in die enge SaSe-Auswahl der aktuellen Böhmermann-Meldungen, weil er sich mit der Tatsache beschäftigt, dass sich Jan Böhmermann ausgerechnet jetzt der Diskussion für das, was er angerichtet hat, entzieht. Der Tagesspiegel sieht darin die Nagelprobe zwischen Clown und Märtyrer. Weiterlesen

TS40/16: Wilfried Schmickler hat die Beine, die man sich für Claudia Kleinert wünschen würde … und andere Breaking News

>>> Dieser Senf ist schon etwas eingetrocknet, weil er  noch vor Ostern „raus“ sollte, wegen Arbeitsüberlastung aber nicht veröffentlich wurde! <<<


+++ „Die Tagespresse“ und der Anne-Frank-Tweet

Sonst sind alle immer uneingeschränkt begeistert vom Output des österreichischen Satireblogs Die Tagespresse. Doch mit einem fiktiven Anne-Frank-Tweet anlässlich des Twitter-Jubiläums könnten sich die Macher etwas verschätzt haben. Heute.at berichtet vom Unverständnis der User.


+++ Serdar Somuncus Plattitüden zur AfD
Wer immer einen halbwegs bekannten Namen trägt, aber etwas über die AfD zu sagen zu haben glaubt, darf ungestraft im Plattitüden-Karton kramen und seine Funde hochstrecken. Hauptsache in die Schlagzeilen. Die von n-tv – natürlich in Eigenwerbung für die Sendung So! Muncu!  – zusammengekehrten Banalitäten aus dem Munde des sich selbst so etikettierenden Hasspredigers Serdar Somuncu tun richtig weh: „Wer am lautesten schreit, hat oft unrecht“! (Wie isses denn nur möööchlich!) Die AfD sei Somuncu nicht geheuer. (Aus der Rubrik <Schlaubär>?) Die AfD-Anbiederung sei zu platt. (Ja und nachts ist es kälter als draußen?)  Die politische Gangart werde härter … (Puuh!)
Die n-tv-Sendung So! Muncu! findet dann ihr Presseecho dank schamlosen thematischen Aufspringens auf den Brüssel-Zug: Quotenmeter + DWDL + Giga. Weiterlesen

TS30/16: Der kabarettistische Mainstream und die raren Tröpfchen abseits

+++ Was Hagen Rether vom kabarettistischen Mainstream scheidet
Im Fernsehen tritt er inzwischen seltener auf: Hagen Rether. Das hat Gründe, die allerdings nur im Raunen-Raum vernehmbar sind. Eine aktuelle Theaterkritik in der Badischen Zeitung erklärt, was Hagen Rether vom kabarettistischen Mainstream scheidet, ohne diese Begrifflichkeit zu verwenden: „intellektueller Hochgenuss“, „andere Kabarettisten arbeiten sich an Machteliten ab, bei Rether fällt außer dem der Kanzlerin nur selten ein Politiker-Name“ etc. Schon allein: „Was Rether zu sagen hat, sprüht vor Witz“! (Witz? Ein immer häufiger flüchtiges Phänomen bei Satirikern …)


+++ Dieter Hanitzsch-Karikatur macht fetten Ärger
Massiven Ärger bereitet eine Kraken-Karikatur von Dieter Hanitzsch zum Thema TTIP, die der bekannte Zeichner in der BR-Sendung Sonntagsstammtisch am 28. Februar 2016 zeigte. Ihm wurde aufgrund der Verwendung des Kraken-Motivs Antisemitismus vorgeworfen. Zu dem Vorwurf nahm Hanitzsch auf Facebook Stellung. Und droht:

Es erfüllt den Tatbestand der schweren Beleidigung, mir im Zusammenhang mit dieser Karikatur Antisemistismus [sic!] und Verwendung von „Stürmer“-Metaphern vorzuwerfen. Ich behalte mir rechtliche Schritte dagegen vor. Was an dieser Karikatur antisemitisch sein soll, erschließt [s]ich mir wirklich nicht. Dass die Nazis die Krake als Vehikel für ihre antjüdische Propaganda benutzt haben, kann doch nicht bedeuten, Kraken in der Karikatur grundsätzlich als antisemitisch zu verstehen und sie damit quasi zu verbieten !
(Facebook Dieter Hanitzsch 28.02.16; Hervorhebg. SaSe)

Man achte auf die Zwischentöne: Hanitzsch selbst räumt ein, man werfe ihm die VERWENDUNG von entsprechend belasteten Metaphern vor. Der Vorwurf richtet sich also zunächst nicht gegen seine Person und seine politische Einstellung. Muss es nicht möglich sein diskutieren zu können, ob so ein durch die Zeiten gehendes Kraken-Motiv eine entsprechende Botschaft transportiert? Der Vorgang zeigt wieder einmal: Kontroverse Diskussionen innerhalb der Satire-Szene sind nicht erwünscht! Ich bewerte es als Alarmzeichen, wenn jetzt schon Satiriker mit Anwalt drohen.

Auch der BR hat inzwischen zu den Vorwürfen und dem Shitstorm Stellung bezogen. Die Stellungnahme dokumentiert neuerlich die unheilvolle Vermischung von den Assoziationen und Konnotationen des Motivs mit der Person, die es verwendet. Weiterlesen

TS19/15: Das Treiben satirischer und saturierter Säcke

+++ Jan Böhmermanns Persiflage von Schweigers Tatort „Nick Tschiller: Off Duty“
Der unterhaltsame Zoff zwischen Jan Böhmermann und dem so unangenehm auftretenden Schauspieler und Filmregisseur Til Schweiger geht weiter und schreibt damit einen grundsätzlichen Konflikt in der Gesellschaft fort. Böhmermanns bitterböse Persiflage des gerade in den Kino startenden Til-Schweiger-„Tatorts“ „Nick Tschiller: Off Duty“ ist jetzt schon Viralhit. Mehr bei Meedia.

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Meedia vermeldet des Weiteren: Erste Kritiken loben Til Schweigers „Nick Tschiller: Off Duty“: „Die Kritiken fallen allesamt sehr wohlwollend aus und reichen von „Der ‚Tatort‘ wird endlich erwachsen“ bis „großartiges Old-School-Actionkino“.“ Auch hier ist die Republik gespalten. Weiterlesen

TS137/15: Dall-Zensur + Kurswechsel? + Satire-Öde + „Allgemeine Allgemeine“

+++Comedypreis: Zensurvorwürfe gegenüber RTL
Comedypreis – das ist die Selbstbeweihräucherungsveranstaltung, bei der sich Dieter Nuhr als Vorsitzender der Jury nicht entblödet, für sich selbst einen Preis abzugreifen. Auch wenn er betont, für die dazugehörige Abstimmung den Raum verlassen zu haben. Scho recht, Herr Nuhr! Jetzt kommt die nächste Pikanterie: Der Komiker Karl Dall soll in seiner Laudatio für Carolin Kebekus eine ziemlich fragwürdige Äußerung in Anspielung auf den Vergewaltigungsvorwurf gegen ihn gemacht haben: „Wenn du jetzt drei Jahre jünger wärst, dann wärst du dran.“ Dall war in einem Gerichtsverfahren freigesprochen worden. In der ausgestrahlten RTL-Version jedoch kommt diese Szene nicht vor. Jetzt wird dem Sender vorgeworfen, Zensur ausgeübt zu haben, wie Focus und kukksi berichten.


+++ „D(d)enkfunk“: Christoph Sieber schreibt groß und spricht wahr
Aber hoppala: Eine „Innovation“ bei D(d)enkfunk? Die „Bildzitatung“ von Christoph Sieber am 31. Oktober 2015 sticht heraus. Zum einen verzichtet er/Denkfunk auf das nervige Corporate-Identity-Blau, das den Selfie-Zitaten normalerweise unterliegt. Dann benutzt er urplötzlich die leserfreundlichere korrekte deutsche Rechtschreibung mit Klein- UND Großschreibung. Und er greift die schon von diversen Experten öffentlich geforderte Sicherheitserklärung der Bundesregierung für die Sozialkassen auf. Er räumt ein, dass die Ängste des Prekariats nachvollziehbar seien, angesichts der Flüchtlingsmassen irgendwann die Zeche zahlen zu müssen. Das Prekariat dankt!
Mit diesem integrativen Potenzial (ganz neu: Äußern von Verständnis) und der Forderung an einen benannten Adressat (Konstruktion) sticht dieser Beitrag bei Denkfunk heraus. Fortschritt! Momentan ist dort ohnehin Veränderung festzustellen, denn in den letzten Tagen konzentrieren sich die Selfisten plötzlich auf Informationsvergabe mit Hinweis und Verlinkung interessanter Artikel! Das hier war ja auch schon fast ein Denkfunk-Shitstorm! Weiterlesen

TS129/15: Nu(hr) bescheuert + Konsequenz + Bento-Galama + Verlust

+++ Bescheuert: Dieter Nuhr schimpft über Facebook
Die Medienpräsenz von Dieter Nuhr ist wirklich bemerkenswert. Nach meinem subjektiven Empfinden berichten die klassischen Medien über keinen anderen Satiriker so häufig wie über Dieter Nuhr. Dabei geht es fast immer um irgendeinen Ärger, den Nuhr mit X hat – mit Moslems, mit dem stern, mit Rechts-Satirikern etc. Jetzt rechnet er bei Focus online mit den Facebook-Usern ab: „Wie ein Schulhof!“ Und warum geht er dann dorthin – auf den Schulhof, fragt sich der mit Hirn Beglückte? Der Focus-Artikel enthält die Antwort: Er empfindet es als „blanke Notwendigkeit“, bei Facebook mitzumachen.
Was für ein Quatsch! Dümmer als Nuhr sind nur noch seine (FB-)Fans, die dem Selbstdarsteller ohne Botschaft immer noch hinterherlaufen, auch wenn er sie beschimpft. Wie bei Sado-Masos dahoim!
Auch Die Welt interviewt den Meister der Selbstinszenierung – anlässlich der diese Woche startenden neuen Kabarett-Sendung Nuhr ab 18. Es ist ein sehr ausführliches Gespräch, in dem Nuhr seine – stets unerträglich selbstgefällige – Sicht auf Gott & Lotte verrät. Weitere Berichterstattung im Kontext der neuen Sendung: Inforadio + Neue Osnabrücker Zeitung + T-online. Weiterlesen

SaSe49: DAS wichtige Interview: Christine Prayon konjugiert die kabarettischen Standards

Die Kabarettistin Christine Prayon hat am 21. September 2015 dem Tagesspiegel ein bemerkenswertes Interview gegeben. Bemerkenswert daran sind die Themen und die Ausführlichkeit: immerhin sechs Druckseiten! Wenn es ein Kabarettisten-Interview gibt, das auf die aktuelle Situation des Zunft rekurriert und die kabarettistischen Standards angesichts jüngerer Entwicklungen (wie z. B. die wachsende Popularität von Comedy) aktualisiert, dann ist es dieses.
Auf seitenhiebende Verweise anderer Ich-Ich-Ich-Interviews der jüngeren Zeit in Mimimi-Tonalität sei an dieser Stelle verzichtet.

Die Themen des Prayon-Interviews: von der gesellschaftlichen und politischen Missachtung (Stichwort: VG Wort) der wichtigen Arbeit der Kabarettisten (und Wortarbeiter generell) über die Differenz zwischen Kabarett und Comedy hin zu Aufgabe und Einfluss der heute-show. Weiter geht es mit der aufklärerischen Bedeutung der ZDF-Kabarettsendung Die Anstalt unter Berücksichtigung der Informationsfunktion von Kabarett bis zur Lyse der quälenden Grundsatzfrage „Was darf Satire?“ Weiterlesen

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