TS11/19: GVV Kressbronn-Eriskirch-Langenargen: Integrationsarbeit ohne praktischen Nutzen

Dem Artikel „Flüchtlinge lernen Wasser zu sparen“ in der Schwäbischen Zeitung vom 6. Februar 2019 kommt meines Erachtens der Rang eines bedeutenden kulturhistorischen Dokuments zu. Ich hoffe, es findet sich ein Museum oder eine Institution, das/die ihn archiviert?

Immerhin dürfte es im Jahr 2019 schwierig werden, noch eine deutsche Zeitung zu finden, die sich überlegen wähnende Kulturträger dabei porträtiert, wie sie Menschen offensichtlich niedrigerer Zivilisationsstufe belehren. Wenn die Belehrung noch dazu falsche Behauptungen vermittelt, weiß der Steuerzahler hier seine zum Einsatz kommenden Gelder doch korrekt verwendet.

Weniger überraschend ist die Tatsache, dass es sich im vorliegenden Fall erneut um das Langenargener Duo infernale des Bildjournalisten Andy Heinrich in Konspiration mit dem „Integrationsbeauftragten“ des Gemeindeverwaltungsverbands Kressbronn-Eriskirch-Langenargen (GVV KEL) Mirko Meinel handelt. Dieses gruselige Gespann hatte erst vor wenigen Wochen für glamouröses Aufsehen gesorgt.

Manche Kreisstadt mit Erstaufnahmeeinrichtung (keine Namen!) würde sich wünschen, dass dort so häufig und so befeuernd für die AfD-Wählerklientel über Missionsarbeit „Integrationsarbeit“ berichtet wird, wie das für den Zuständigkeitsbereich des GVV KEL der Fall ist. Aber vermutlich hat auch nicht jeder verantwortliche Bürgermeister solcher Städte einen so „zuverlässigen Partner“ (Selbstbezichtigung)  in der Redaktion der im Monopol berichtenden Tageszeitung sitzen wie Langenargens BüM Achim Krafft mit Andy Heinrich.

Neuester Coup der „zuverlässigen Partner“ von Krafft:

Kressbronn – 26 Flüchtlinge haben sich im Rahmen einer Informationsveranstaltung in der Kläranlage in Kressbronn ein Bild über die Aufbereitung von Abwasser gemacht. „Ziel ist es, den Menschen praktisch zu verdeutlichen, warum wir Wasser sparen müssen, warum Wasser so ein wertvolles Gut ist und warum Trink- aber auch Abwasser in Deutschland viel Geld kostet“, sagte Mirko Meinel, Integrationsbeauftragter des Gemeindeverwaltungsverbandes Kressbronn-Eriskirch-Langenargen, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
(Schwäbische Zeitung 06.02.2019: „Flüchtlinge lernen Wasser zu sparen“; Hervorhebg. K. B.)

Es dürfte jedem SZ-Leser (doch, das ist eine herabwürdigende Anspielung) einleuchten, dass potentiell traumatisierte Menschen aus einem Bürgerkriegsland, die alles verloren haben, worüber „zuverlässige Partner“ ganz selbstverständlich verfügen, kein dringenderes Bedürfnis (zum Beispiel Deutsch lernen) kennen als eine Belehrung über die komplizierten technischen Abläufe in Kläranlagen und die hoch umstrittene Empfehlung, ausgerechnet in Deutschland Wasser zu sparen.

Apropos Deutsch lernen: Im weiteren Verlauf des Artikels werden die Stationen und Prozesse im Klärwerk Kressbronn aufgezählt, welche Gegenstand der „Informationsveranstaltung“ für die Menschen waren, deren Aufenthaltsbiografie in Deutschland so kurz ist, dass sie sich noch im Machtbereich von „Integrationsbeauftragten“ wie Mirko Meinel befinden: „Aufbereitungstechniken“, „Rechenanlage“, „Sandfang“, „Fettabscheider“, „biologische Abwasserreinigung“.

Als zugelassene Dozentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) habe ich jahrelang „Deutsch als Fremdsprache“ bis zu dem höheren Sprachniveau C1 unterrichtet. Aber noch nicht einmal meinen B1-Schülern („selbstständige Sprachverwendung“) hätte ich dieses Klärwerk-Lexikon zugemutet; und sei es nur, weil es für sie ohne jeden praktischen Wert ist.  Wenn die Geflüchteten Flüchtlinge des Herrn Mirko Meinel so etwas verstehen, handelt es sich zweifelsohne um Hochbegabte, die dringend aus der Verfügungsgewalt dieses Mannes befreit werden sollten!

Das mit dem „praktischen Wert FÜR die Unterrichteten“ ist natürlich wieder nur ein Scheinargument, mit dem ich die SaSe-Leser in die Falle locke. Denn um einen solchen geht es bei der „Integrationsarbeit“ des GVV KEL ja gar nicht, wie Heinrich auch ganz unbeschwert verrät:

Zu einer Informationsveranstaltung über die Aufbereitung von Abwasser im Klärwerk in Kressbronn hat Mirko Meinel Flüchtlinge aus dem Spitzgarten sowie aus der Unterbringung in der Hauptstraße 28 eingeladen.  Der Hintergrund: Der Wasserverbrauch liegt in diesen Häusern merklich höher als im Gemeindedurchschnitt. Für Mirko Meinel ein Signal, die Aufklärungsarbeit im Umgang mit Ressourcen zu intensivieren. „Wir müssen klar und verständlich kommunizieren, welcher enorme technische Aufwand bei uns geleistet wird, um aus Abwasser wieder Trinkwasser zu gewinnen.“
(ibid.; Hervorhebg. K. B.)

Es geht also bekennend nicht um Integration und darum, den Geflüchteten dabei zu helfen, sich in unserer widersprüchlichen, auf jeden Fall aber überlegenen Kultur zurechtzufinden. Es geht um Kostensenkung für den GVV KEL im Allgemeinen und den „zuverlässigen Partner“ von Bildjournalist Andy Heinrich im Besonderen: die Gemeinde Langenargen.

Deshalb rechnete der „Integrationsbeauftragte“ bei dieser Veranstaltung den geflüchteten Wasserverschwendern mal fix was vor. Für mich ist es kennzeichnend für die Qualität der „Integrationsarbeit“ im GVV KEL, dass Meinel das ohne jede Faktenkenntnis oder Referenz auf durchschnittliche Verbrauchswerte tut. Er tadelt eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie für den Wasserverbrauch von 500 Litern täglich. SKANDAL: Aktuell liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch von Deutschen pro Kopf und Tag bei 123 Litern (Stand: 2017). Für vier Personen sind das 492 Liter – und NICHT, wie in Langenargen – 500 Liter!

Ich denke doch, dass sich diese aufwändige Veranstaltung inklusive Pressebegleitung, die jedoch ohne jeden praktischen Nutzen für die zu Integrierenden ist, für die differenten acht Liter Wasser pro Tag gelohnt hat?
*

Zertifizierte Wasserkostenerhöher
Geht es noch skurriler? Aber ja: Am Schluss der Veranstaltung erhielten diese armen Menschen zur Krönung ihrer Herabwürdigung und Belehrung auch noch ein ultraalbernes Zertifikat. Dessen Funktion liegt nach Meinung des „Integrationsbeauftragten“ Mirko Meinel darin, „potenziellen Vermietern zu zeigen, dass die Klienten wissen, wie man mit der Ressource Wasser umgeht“. Ho ho! Das wird Vermieter zweifelsohne mächtig beeindrucken, zumal Wasser als Verbrauchsgut ohnehin komplett vom Mieter zu bezahlen ist. Ob also derart „zertifizierte“ (!)  Geflüchtete Flüchtlinge täglich acht Liter mehr oder weniger verbrauchen, geht dem Vermieter – sorry: – am Arsch vorbei!

Der Bericht von Andy Heinrich ist wohl auch nicht ganz vollständig? Denn meinen wie gewohnt unseriösen und unbestätigten Quellen zufolge soll die Fahrt auf dieser „Informationsveranstaltung“ anschließend noch zu den bekannten und dokumentierten DEUTSCHEN Wasserverschwendern par excellence gegangen sein: zu den Landwirten – sowie zu den Bürgermeistern in der Region, die vergleichsweise (also im Abgleich mit den kostenbewussten und ökologisch vorbildlichen Umtrieben eines Herr Meinel) tatenlos der Verseuchung der „Ressource Wasser“ durch überhöhte Nitrateinträge zusehen; also zum Beispiel nach Ostrach und Sauldorf.

Diese Schwachsinnsveranstaltung mit Demütigungspotenzial des Integrationsbeauftragten des GVV KEL Mirko Meinel kann noch böse Folgen für die Wasserrechnungszahler der Gemeinden Kressbronn, Eriskirch und Langenargen haben. Denn wie dieser vergleichsweise aktuelle (21.03.2018) Bericht des „Umweltkommissars“ von Radio Bayern 1 behauptet, hat sinkender Wasserverbrauch in Deutschland primär diese Folgen:

+ In manchen Regionen Deutschlands fließt das Trinkwasser zu langsam durch die Rohre und es könnten sich dadurch Keime bilden. Stehendes Wasser kann zudem zu Korrosion in den Rohren führen.
+ Das Abwasser spült wegen der geringen Menge nicht mehr alle Ablagerungen aus der Kanalisation. Dadurch kann sich Schwefelsäure bilden, die dort Schäden verursachen. Es entsteht zudem Fäulnisgestank, vor allem in regenarmen Perioden, der dann wiederum mit aufgehängten Gelmatten bekämpft wird.
+In manchen Gegenden Deutschlands ist noch ein anderes Phänomen zu beobachten: Der Grundwasserspiegel steigt, weil zu wenig Grundwasser entnommen wird. Das hat teilweise zur Folge, dass Wasser in die Häuser drückt.
(Radio Bayern 1 21.03.2018: „Ist Wasser sparen in Deutschland unsinnig?“; Hervorhebg. K. B.)

Übrigens: Der Wasserverbrauch pro Kopf und Tag in Deutschland liegt weltweit auf Platz 3 (Stand: 2014)!!!

Ein guter (deutscher!) Bekannter erzählte mir die Tage, er gönne sich etwa dreimal pro Woche ein Vollbad. Jetzt muss ich gucken, ob ich diesen MWK (männlich, weiß, katholisch) bei den weiteren geplanten „Informationsveranstaltungen“ des GVV KEL einschleusen kann. Denn den wehrlosen Azubis des Herrn Mirko Meinel stehen noch mehr solcher Veranstaltungen bevor, wie der SZ-Artikel androht: „Weitere Veranstaltungen zu Themen wie Heizen, Stromverbrauch oder Mülltrennung werden übrigens folgen.“

HÜLFE!

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