TS112/15: Boom + Honig + Unfried + deutsch

+++ Das österreichische Satireportal Die Tagespresse: „Immer gegen die da oben“
Nachdem DiePresse gerade erst über das erfolgreiche Native Advertising des österreichischen Satireportals Die Tagespresse berichtet hatte (vgl. auch TS111/15), schließt sich die Kleine Zeitung an: Vorsatz der „Tagespresse“: Immer gegen die da oben. Berichterstattungsanlass ist aber auch die Tatsache, dass die Macher Fritz Jergisch, Jürgen Marschal und Sebastian Huber mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet wurden. Im Übrigen folgt die verdichtete Berichterstattung wohl auch den im Artikel formulierten Trend: „Satire im Netz boomt.“
Senf: Der Österreichische Kabarettpreis hat übrigens eine Frauenquote unter aller Kanone: 8,3 % ( siehe hier)! 


+++ Kritik zur Hoeneß-Satire Die Udo Honig Story

Radio Bayern2 stellt sich dem Uli-Hoeneß-Filmdruck im Fernsehen. Philipp Nagel kritisiert die Satire Die Udo Honig Story (SAT1) mit Uwe Ochsenknecht. Er findet sie vor allem nicht (durchgehend) lustig! Die Satire schaffe es nicht, den tiefen Fall von Uli Hoeneß zu erfassen. Interessant am BR-Gespräch ist der Vergleich der verschiedenen Herangehensweisen durch Doko und Satire an das Phänomen Hoeneß.
Weitere TV-Kritiken: Spiegel Blog + tz München + Focus + FAZ + Süddeutsche + Frankfurter Rundschau. Interview mit Uwe Ochsenknecht bei der Passauer Neuen Presse. Inhaltsangabe & Details bei Filmstarts.


+++ Peter Unfried über Satire und Meinungsbildung

Im Musikmagazin RollingStone analysiert Peter Unfried die meinungsbildende Funktion von „Fernsehclowns“ wie Jan Böhmermann, Oliver Welke und Stephen Colbert in den USA. Zur Diskussion steht die Frage, ob Satiriker & Co. die Intellektuellen als Leitfiguren und die Nachrichtensendungen als politische Leitmedien abgelöst haben. Der Analyse zugrunde liegt die These, dass das Genre Satire aktuell die höhere Reichweite bis hin zu den politisch eher uninteressierten Schichten habe. Häufig jedoch bleibe die Kritik an der Oberfläche oder bestätige gar bestehende Vorurteile. Problematisch sei für die Themenbearbeitung durch Komiker und Entertainer das primäre Ziel von Unterhaltung (statt Analyse; schön dargestellt am Beispiel von Roberto Blanco als Gast bei Jan Böhmermann). Für den „Erfolg“ satirischer Formate macht Unfried primär die Art heutigen Medienkonsums verantwortlich.

Ergo: Weder ist der Aufstieg der Fernsehclowns die Lösung für das Problem einer unpolitischen Gesellschaft. Noch ist er ihre Folge. Die entscheidende Veränderung ist nicht kultureller Verfall oder Entpolitisierung, sondern es ist die Weise, auf die immer mehr Leute Information und Unterhaltung konsumieren. Digital, mobil, Facebook, YouTube.
(Peter Unfried, RollingStone: „Unfrieds Urteil: Böhmermann, Colbert, Welke – Wie die Fernsehclowns die Meinungsbildung übernehmen“)

Der Analyst konstatiert: „Satire kann die Komplexität der Gegenwart nicht einfangen“. Dazu zitiert er auch den Wiener „Postkabarettisten“ Alfred Dorfer, der den Glauben an das Aufklärungsfernsehen (-kabarett) längst verloren habe und das auch offen zugibt.

Peter Unfried ist Autor, Journalist und Chefreporter der taz. Er erfand die satirische Seite-1-Rubrik „Verboten“.


+++ Reaktionen auf die Somuncu-Kritik am Selbstdarstellungsspektakel
Es war zu erwarten, dass die Kritik von Serdar Somuncu in seiner neuen Kolumne der WirtschaftsWoche Das ist so typisch deutsch am „Selbstdarstellungsspektakel“ der Flüchtlingshelfer nicht gut ankommt (vgl. auch TS111/15). Der Westen berichtet über die Reaktionen darauf. Brennpunkt der Diskussion ist der Facebook-Account Somuncus (derzeit 950 Kommentare). Dort fällt auf, dass sich Truther & Co. auf die Seite des Kabarettisten schlagen! Die NachDenkSeiten (Kommentar Jens Berger unter Punkt 3b) springen Somuncu ebenfalls bei.

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