TS1/15: Myanmar: Fotojournalist wegen Satire verhaftet

Will man das Risiko für Satiriker in Myanmar grob abschätzen, genügen schon die Empfehlungen des Auswärtigen Amts zur ersten Orientierung:

Kritik an der Regierung ist unter Umständen strafbar und ausländische Besucher müssen immer noch damit rechnen, überwacht zu werden. Politische Betätigung ist verboten. Ausländische Staatsangehörige sind bereits mehrfach wegen Verstößen gegen diese Bestimmungen inhaftiert und/oder ausgewiesen worden. In Einzelfällen wurden langjährige Haftstrafen verhängt.
Militärische Einrichtungen, Uniformierte sowie strategisch bedeutende Infrastruktureinrichtungen wie Brücken dürfen nicht fotografiert werden.
(Auswärtiges Amt, Myanmar: Reise- und Sicherheitsempfehlungen; Besondere strafrechtliche Empfehlungen)

Der auch unter „Birma“ oder „Burma“ bekannte ostasiatische Staat wird nach einer seit 1962 bestehenden Militärdiktatur zwar von dem zivilen Präsidenten Thein Sein als Staatsoberhaupt geführt und die bekannte Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sitzt mit der Opposition im Parlament, aber die Demokratieprozesse befinden sich seit 2011 erst in den zartesten Anfängen. 

Hinsichtlich des Parameters Pressefreiheit liegt Myanmar im hinteren Viertel der Weltrangliste von Reporter ohne Grenzen: auf Platz 144 von 180. Die NGO kritisiert immer wieder, dass Journalisten verhaftet und vor Gericht gestellt werden.

Aktuell berichtet die Neue Zürcher Zeitung von der Verhaftung des Fotojournalisten Aung Nay Myo. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft. Sein Vergehen: Eine Satire im Internet, die eine historische Schlacht zwischen Regierungstruppen und kommunistischen Kämpfern im Jahr 1971 zum Thema hatte, wobei er dem amtierenden Staatschef das Kommando antextete. Auch die NZZ verweist darauf, dass in Myanmar derzeit mindestens neun Journalisten und mehrere Verleger und Medienbesitzer zu jeweils zwei bis sieben Jahren Haft verurteilt wurden.

Die Meldung von der Verhaftung des Fotojournalisten aufgrund einer Satire erreicht durch Associated Press nicht nur den Westen (hier und hier).

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