TS132/15: In den Müll 1 + In den Müll 2 + In den Müll 3 + Ins Ernste + In Zukunft + In Würdigung

+++ Offtopic: Verlagsgruppe Random-House sperrt Krimis von Akif Pirinçci
Sehr gut: (Nicht nur) Meedia meldet, dass die Verlagsgruppe Random-House die alten Katzenkrimis des Autors Akif Pirinçci gesperrt habe, nachdem der am Montag auf einer Pegida-Demo in Dresden eine irritierende Äußerung zu Konzentrationslagern gemacht hatte. Wegen dieser Äußerung wurde Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den türkischstämmigen Autor erstattet. Und Random House stoppt die Auslieferung der älteren belletristischen Bücher Pirinçcis inklusive klarer Distanzierungserklärung (Felidae-Reihe; Pressemitteilung). Auch der Ex-D(d)enkfunkerSchroeder kommentiert hier und hier.
Ob dieser Auslieferungsstopp allerdings juristisch haltbar ist?

Persönliches Bekenntnis: Auch in meiner Bibliothek befand sich noch ein aus den 90er Jahren stammendes Exemplar eines Katzenkrimis von Akif Pirinçci, das ich seinerzeit geschenkt bekommen hatte. Gestern habe ich das Buch mit der Kohlenzange aus dem Regal gezogen und ins Altpapier entsorgt.

Nachtrag vom 12.11.15: Das hier etwas sehr spontan und nicht ganz durchdacht vergebene „sehr gut“ war offensichtlich voreilig. Der Vorgang (Sperrung der Bücher dieses Autors) hat inzwischen eine bedenkliche Dynamik entwickelt, die von Jan Fleischhauer am 10. November 2015 im Spiegel sehr zutreffend kommentiert wurde. Vgl. dazu auch TS139/15


+++ Ausnahmsweise „WELT“-Satire: Pirinçci-Hirn gefunden!

Aufgrund der degoutanten Herkunft (Springer) und der damit verbundenen politischen Stoßrichtung ignoriert SaSe den Output der Satire-Redaktion „Glasauge“ von Die Welt weitgehend. Die aktuelle Grätsche von Karl Sack-Reis jedoch schließt an obige Meldung an und hat eine Erwähnung verdient: Spaziergänger findet Hirn von Akif Pirinçci.


+++ Comedy-Preis ist ähnlich lustig wie Herpes

Ich vertue nicht unnötig viele Tasten an einen Preis, bei dem der erste Vorsitzender der Jury (Dieter Nuhr ) schamlos selbst ausgezeichnet wird. Das ist Realsatire! Wen die Vergabe des Comedy-Preises interessiert, mit dem u. a. und wie zu erwarten auch Carolin Kebekus beglückt wurde, der lese hier. Den Ehrenpreis erhielt Stefan Raab (PM von RTL). Soll recht sein. Zu allem Elend hin habe Ingo Appelt seiner Lebensgefährtin vor laufender Kamera auch noch einen Heiratsantrag gemacht. Ja, geht’s noch?
Besonders zu empfehlen dazu auch: Ein Preis sucht seine Relevanz in der Neuen Frankfurter Presse. Oder noch besser VICE: Die deutsche Comedybranche ist ähnlich lustig wie Herpes – und der Deutsche Comedypreis beweist es. Einen wuchtigeren Verriss von Preis und Preisträgern hätte SaSe auch nicht hingekriegt. Danke, Lisa Ludwig!

Senf: Nicht nur die deutschen Kabarettisten, auch die Komiker sind allmählich nicht mehr ernst zu nehmen? Früher waren solche hirnatrophen Vorgänge gegenseitiger Beweihräucherung und des Filz Gegenstand von Satire und Kabarett. Heute sind sie ihr Wesen! Die Amigo-Wirtschaft der Altparteien fällt allmählich anämisch ab gegen die sich gegenseitig mit Preisen bewerfenden und sich wechselseitig Vorteile verschaffenden Netzwerke der Komiker und Kabarettisten. Größenwahn wird zur Conditio sine quo non und die Komik liegt nur noch in der auf Bühnen und vor Kameras aufgeführten gnadenlosen Selbstdarstellung.
Die Abwesenheit bei solchen Preisverleihungs-Seifenopern und das eher seltene Auftreten in den Regionalprogrammen oder den Kultursendern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist schon längst ein Qualitätsmerkmal für authentische Satire. Bestes (aber nicht einziges) Beispiel ist Emmanuel Peterfalvis Spitzen-Kabarett im SWR: Alfons und seine Gäste. (Ja: SaSe wiederholt sich.) Dort ist Kabarett erwachsen und seiner Aufgabe verpflichtet, beschäftigt sich mit Themen statt mit sich selbst und überzeugt mit analytischer Kompetenz bei Humortreue! Kurz: Anspruch! Anspruch jedoch wird heutzutage nicht mehr einge“preis“t!


+++ Bully Herbig verabschiedet sich vom komischen Fach … oder will es
Die Comedy-Szene kann etwas mehr Übersichtlichkeit gebrauchen: Der Erfolgskomiker Bully Herbig erklärt, dass jetzt Schluss mit lustig sei. Er werde ins „ernste“ Fach der Schauspielerei wechseln. Er möchte einen Triller drehen, den er schon seit drei Jahren machen wollte. Seine Planungen reichen weit in die Zukunft. Denn zum Abschied aus dem Komikerfach soll es 2017 (also in zwei Jahren!) zum 20. Geburtstag der Fernsehshow Bullyparade einen Bullyparaden-Film geben.


+++ Österreich: Mit Satire gegen die Untätigkeit der Politik
Satire auf dem Vormarsch dort, wo sie die Qualität dazu besitzt: Das Regional-Medien-Austria-Portal holt Österreichs erfolgreichste Internetsatire – Fritz Jergitsch mit seinem Blog Die Tagespresse (auf Facebook; Wiki-Porträt) in die BZ – Wiener Bezirkszeitung – und damit in die analoge Medienwelt. Die Einbindung von Satire ist gemäß dem Bekenntnis in der Headline ein klares Votum gegen die Untätigkeit der Politik. Jergitsch bezieht in seinen Beiträgen immer wieder klare Position gegen den österreichischen Rechtspopulisten HC Strache. In dem ersten BZ-Tagespresse-Artikel geht es um die Bildungspolitik mit der satirischen Frage, ob an Wiener Schulen künftig nur noch per SMS unterrichtet werde.


+++ ARD tagesschau: „Preise für Seetang stark gestiegen“

Na? „Humor“ bei der tagesschau? (Hilfe hür!)

 

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