TS164/15: Kabarettistenzensur + Ruinöse Idee + Zymny-Werbung + Hakenpflaster + Badekultur

+++ „Schroeder“ berichtet erneut über „Denkfunk“-Zensur
DASS die Kabarettistenvereinigung D(d)enkfunk exzessiv zensiert, das ist keine Frage mehr. Dass sie es so unverfroren tut, beeindruckt dann aber noch immer wieder. Zensur durch eine Zunft, welche ohne Gedanken- und Meinungsfreiheit gar nicht denkbar wäre und sich permanent auf diese beruft. Der frühere Denkfunk-Autor Schroeder postet auf seiner Facebook-Seite:

Die geheimen Berufsadmins machn nämlich jeden Beitrag oder Leserkommentar von mir umgehend „unkenntlich“. Sie löschn ihn zum Glück nichtn – Nö – meine Texte sindn dann nur für alle anderen facebook-user völlig unsichtbar – ausser für mich selbst. Toll. Auch der BND, die NSA undn das Finanzamt Oban II kann so meine Textn nicht lesn.
(Facebook Schroeder Faden 19.12.2015; Hervorhebg. SaSe)

Folgende artikulierte Schroeder-Norm allerdings möchte sich auch SaSe fürs neue Jahr als Vorsatz nehmen. (Was mit solchen Vorsätzen ab 2. Januar geschieht, ist ja hinlänglich bekannt.)

Es liegtn mir fern, ständig über die firma #denkfunk zu schimpfn. 2-3x die Woche reicht völlign. Schließlichn war ich selbst mal 21 Tagn lang davon völlig überbegeistertn.
(ibid.)


+++ Satire und Jobcenter: Gute Idee, justiziable Ausführung
Ein Leipziger Künstler und SGB-II-Beziehr wurde für eine Bühnensatire verurteilt, bei der er Filmaufnahmen verwandte, die er heimlich im Jobcenter aufgenommen hatte. Es überrascht eher, dass ein Satiriker so etwas nicht weiß. Die Idee war gut, die Ausführung justiziabel. Das hätte man auch geschickter lösen können? Diesen Lernprozess begleitet eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 13 Euro sowie 1250 Euro Schmerzensgeld an die Mitarbeiterin des Jobcenters. Wie ein Hartz-IV-Bezieher diese Summen aufbringen soll, berichtet Focus nicht.


+++ Lokaljournaille feiert Jan Philipp Zymny
In den Lokalredaktionen dräut wieder die Saure-Gurken-Zeit. Außerdem macht es sich zum Jahresende immer gut und zeilenfüllend, die Lokalprominenz noch einmal aufzurufen. So geschehen in der WAZ am 20. Dezember 2015, die den Bochumer Künstler Jan Philipp Zymny in ihre Zeilen nagelt. Der junge Poetry-Slamer macht in der Tat Karriere, wurde er doch dieses Jahr zum zweiten Mal Meister der Zunft. Nebenbei erfährt der Leser dann noch, dass Zymny Theaterwissenschaften studiert. Das erklärt einiges.
Senf: Zymny sei zur weiteren liebevollen Beobachtung empfohlen – insbesondere angesichts der Tatsache, dass das kabarettistische Establishement entweder versa(r)gt oder desertiert (z. B. Pispers und Barwasser).


+++ Realsatire, Hakenkreuze und Phantasie
In der Goslaer Fußgängerzone hatten Bauarbeiten Hakenkreuze in das Pflaster hinein gearbeitet. Dafür mussten sie sich jetzt vor Gericht veranworten. Interessant an dem Vorgang ist, wie dieser von den Rechten aufgegriffen und relativiert wird – mit Verweis auf Salafisten. Aufgespießt bei GenFM.


+++ Realsatire: Integration in die deutsche Badekultur
Derweil Satiriker ihre Koffer packen, weil sie in diesem Land permanent von der Realsatire rechts überholt werden, berichtet die BILD über ein sehr spezifisches „Integrationsprojekt“  … im Range einer Postillon-Meldung.

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