TS22/19: TV-Satire mit weißen Männern lässt lachend schwarzsehen

Läuft runter wie Öl:  Die Tageszeitung taz und kuratierend das Medienportal Meedia greifen ein Phänomen in der Satirelandschaft auf, das SaSe vor Jahren schon in diesem Beitrag mit entsprechenden Zahlen kritisiert hatte: Die Dominanz (geografisch bedingt überwiegend) weißer Männer in der Fernseh-Kabarett-Landschaft. Die taz hat dazu die Autorin Sophie Passmann („Alte weiße Männer“) sowie Jagoda Marinic („Sheroes“) interviewt (erschienen im Magazin taz Futurzwei). Passmann beklage des Weiteren, dass einige dieser Männer überhaupt nicht lustig seien.  Die Ursache dafür – für die Dominanz, nicht für das Lustig-Manko – sieht Passmann in der sexistischen Förderung der Medienanstalten und nennt als Beispiel ZDFneo.

Wie komme ich jetzt elegant von dort aus zu der spektakulären jüngsten Die AnstaltSendung vom 12. März 2019? Plump. Die Kabarettisten Max Uthoff (männlich, weiß), Claus von Wagner (männlich, weiß) mit ihren Gästen Philipp Weber (männlich, weiß), Tahnee (Quotenfrau!) und Martin Zingsheim (na?) filetierten die jüngsten medialen Entwicklungen in der Abgasdiskussion. Das taten sie schlicht brillant und ohne das von mir früher auf diesem Blog kritisierte ideologische Sendungsbewusstsein.
Und sie haben mich erwischt. Denn auch ich hatte zwischendurch begonnen zu zweifeln. Deshalb auch bei diesem Thema wieder besonders wertvoll: der Faktencheck zur Sendung (Bleistift).

Aus der Rubrik /Kabarettist, männlich, weiß/gibt es noch ein weiteres Goldstück, das ich erwähnen möchte. Wer erinnert sich noch an Georg Schramm? Der ist inzwischen ja leider auch – ähnlich wie Volker Pispersvon der Bühne abgetreten.  Aber doch nicht so ganz? Denn am 18. Februar 2019 ließ er sich von dem Satiriker Martin Sonneborn (DIE PARTEI –  übrigens zumindest in ihrer Darreichungsform LV Ba-Wü eine übergriffige und ziemlich unlustige Veranstaltung) zu einer Ausschusssitzung ins Europaparlament einladen. Dort endlich auch klärte sich das Missverständnis auf: Nicht spielt Georg Schramm Lothar Dombrowski. Umgekehrt verhält sich der satirische Fall. Also referierte Dombrowski zu seinem und der Welt Kernthema: der Krieg zwischen Arm und Reich. Dabei präsentierte er ein „Rentenmodell“, dessen Zynismus es bedrückend realistisch macht.

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Und wer sich dann an all dieser männlichen Kabarettisten-Herrlichkeit sattgelacht hat, kann darüber nachdenken, wie viel Potential dieser unerlässlichen satirischen Überlebenshilfe den Zuschauern verloren geht, weil die Kabarettistinnen nicht annähernd gleich gefördert werden.

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