TS45/15: „Charlie Hebdo“ + „Knallerfrauen“ + Spiegel-Imagefilm + „Im Schmerz geboren“

+++ „Charlie Hebdo“ mit PEN-Award ausgezeichnet
Es hat dann doch noch alles geklappt. Und es ist nichts passiert – auf der PEN-Preisverleihung in New York am vergangenen Dienstag. Dort wurden die Satiriker von Charlie Hebdo für ihr mutiges Eintreten für die Meinungsfreiheit besonders geehrt. Die Auszeichnung hatte massive Proteste von mehr als 100 Autoren des Schriftstellerverbandes hervorgerufen (vgl. dazu TS39/15 und TS42/15). „Die Verteidigung von Menschen, die umgebracht werden, weil sie freie Meinungsäußerung betreiben, ist der Kern dessen, wofür PEN steht“, sagte der Präsident des Schriftstellerverbands, Andrew Solomon, bei der Gala (Quelle NWZ). Zeit-online berichtet mit einem Video von der Preisverleihung. Der Artikel ist irritierender Weise mit „Satire“ überschrieben, soll aber wohl in diesem Fall den Themenbereich und nicht die Textgattung bezeichnen. Weitere Berichterstattung: Junge Welt.

 

+++ Martina Hill: Jetzt doch neue Staffel der „Knallerfrauen
Die von Auszeichnungen und Preisen (hier) schwer belastete Schauspielerin und Komikerin Martina Hill kann ihre hoch, hoch, hoch gelobte Sat1-Fernsehserie Knallerfrauen nun doch fortsetzen. Nachdem die Bauer Medien Group Anfang März mitgeteilt hatte, dass keine neue Staffel geplant sei, verkündet sie jetzt das Gegenteil. Das Hin und Her der Ankündigungen wird hier und hier thematisiert. Verdient hat es die feministische Komikerin mit dem faszinierend vielfältigen schauspielerischen Können, die auch regelmäßig in der heute-show als „Tina Hausten“ auftritt, auf jeden Fall.

 


+++ Satire-Vorlage: "SPIEGEL"-Imagefilm
Oh jeh: Der Spiegel hat einen Imagefilm produziert, der provoziert. Zum Widerspruch, zur Persiflage und zum Hohn reizen wohl vor allem das befremdliche Eigenlob und die linkische Heroisierung der Arbeit von Spiegel-Journalisten. Kostprobe: „Wir gehen raus in die Welt, wir gehen dahin, wo das Leben spielt und reden mit den Menschen.“ Ben Hur reloaded! Meedia macht sich hier lustig und verweist auf die Vorlage (ZEIT-Imagefilm), von welcher der Spiegel  dabei ganz offensichtlich abgekupfert hat. Ob Jan Böhmermann etwas plant, ist nicht bekannt. Auf die nächste heute-show müssen wir noch sechs Tage warten.


+++ Philipp Walulis: Enthüllende Persiflage der Multimedia-Reportage
Mit seiner Multimedia-Storytelling-Persiflage enthüllt der satirische Fernsehmoderator und Grimme-Preisträger (2012) Philipp Walulis die Stilmittel der derzeit so beliebten Reportageform, die sich besonders auch für das Recycling uralter Beiträge eigne. Erzählerischer Aufhänger der Persiflage ist das erschütternde Berufsschicksal eines Telefonzellenanstreichers, dessen Arbeit und Fähigkeiten in Zeiten von Handys und Smartphones nicht mehr benötigt werden. Walulis stellt alle dafür notwendigen Komponenten vor:  Fotos, Screens von Social-Media-Beiträgen, Audiodateien, Video, Statistiken etc.  Auf die Masse komme es an. Wichtig auch: alles wild zusammennageln.

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