TS62/19: Journalistische Erdplattenverschiebung: Ruby Tuesday konnektiert

Noch ist die Sau nicht gefunden, welche die wiederkehrenden Sticheleien gegen Schwäbische Zeitung und Südkurier auf SaSe juckt.
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Der populistischen Rechten erscheint die deutsche Zeitungslandschaft gleichförmig. Der faktenorientierte Blick jedoch macht Individualität und Bastionen aus. V. l. n. r.: Kontext Wochenzeitung, Badische Zeitung, Schwäbische Zeitung, Südkurier. Kontext ist - an der Blickrichtung erkennbar - offenbar an Hintergründen interessiert. Foto: Markus Walti / pixelio.de

Der populistischen Rechten erscheint die deutsche Zeitungslandschaft gleichförmig. Der faktenorientierte Blick jedoch macht Individualität und Bastionen aus. V. l. n. r.: Kontext Wochenzeitung, Badische Zeitung, Schwäbische Zeitung, Südkurier. Kontext ist – an der Blickrichtung erkennbar – offenbar an Hintergründen interessiert?
Foto: Markus Walti / pixelio.de

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Aber die Berichtslandkreise dieses Blogs verfügen in langer Menschheitsgeschichte ohnehin über keinen Eintrag zu wesentlichen zivilisatorischen oder kulturellen Fortschritten. Tatsächlich ist die Situation hier so verzweifelt, dass die Gemeinde Ostrach (Landkreis Sigmaringen) 2018 einen Kleinkriminellen des vergangenen Jahrhunderts unter Hinzunahme von reichlich „Fördergeldern“ (i. e. Steuergelder) aus dem LEADER-Förderprogramm zum Kulturträger hochjubeln musste.

Böse Zungen – eine Hauptinformationsquelle dieser Redaktion – behaupten sowieso, frühe Völkerwanderungen  hätten in diesen Regionen ihren Ballast abgeworfen, wovon die genannten heute noch zehren beziehungsweise damit beschäftigt seien, dieses böse Erbe abzuarbeiten. Mit mehr oder leider weniger Erfolg.
Ich bin übrigens Friesin.

Aber nur, weil keiner reagiert oder die Reaktionen der Verlage so verhuscht ausfallen, dass sie als solche kaum noch erkennbar sind, heißt das nicht, dass die Kritik wurzellos sei.

In den Regionen Baden-Württembergs, die bei früheren Bevölkerungsdynamiken günstiger weggekommen sind, führen vergleichbare Reibungen zwischen den beiden Erdplatten „Tageszeitungen im Monopol“ versus „Demokratiereste“ zu drastischen Eruptionen. Diese dann anschaulich und unterhaltsam zu protokollieren und einzuordnen, dazu braucht es eine Kontext Wochenzeitung.

Die greift in dem Artikel „Ich muss keine Abbitte leisten“ einen tiefwurzelnden Zoff bei der Badischen Zeitung auf. Da stehen sich BZ-Chefredakteur Thomas Fricker und der renommierte Journalist und langjährige BZ-Mitarbeiter Bernd Serger gegenüber. Unerbittlich. Und diese Unerbittlichkeit führt zur Erhellung gesellschaftlicher Zustände.

Bei dem Zoff sind Anlass und Gründe säuberlich zu trennen. (Das ist jetzt ein alter Reflex aus meinen journalistischen Zeiten!) Anlass ist „die NS-Vorgeschichte eines Freiburger Unternehmens (<Betten-Striebel>)“. Selbige hatte Serger recherchiert und bei der BZ publiziert. Auf dem Papier. Zur Online-Publikation des Beitrags sei es dann nicht mehr gekommen, weil der BZ-Chefredakteur – das ist der, der keine Abbitte leisten muss – post festum zu der verstörenden Erkenntnis gelangt war, dass der Beitrag „journalistische Mängel“ aufweise. Von wegen Objektivität und so und der gebotenen Trennung von Tatsache und Meinung. (Das Übliche halt.)

Das mit den „journalistischen Mängeln“ ist schon ein starkes Stück. Serger habe fast 30 Jahre lang für die BZ gearbeitet, informiert Kontext. Er sei Lokalchef in Lahr und Freiburg gewesen und Leiter von 20 Außenredaktionen. Wenn der BZ-Chefredakteur dann 30 Jahre später behauptet, die Arbeit dieses Journalisten leide an berufsspezifischen Mängeln, wirft das zu allererst ein verdammt schlechtes Licht auf  die BZ selbst?

Viel interessanter sind die Gründe. Allein: Sie liegen im Nebel. Sie biedern sich der Meinung frecher an als sie der beweisbaren Tatsachenbehauptung zugänglich wären. Kurzum: das fruchtbare Feld von SaSe!

Inzwischen wird aus wirklich allen Rohren geschossen. Dazu nutzt Fricker natürlich das eigene Blatt (hier). Serger hingegen arbeitet mit den sozialen Medien (hier – unzugänglich für Nicht-Facebooker!). Männo!

Was das mit „uns“, SaSe und den SaSe-Berichtslandkreisen zu tun hat? Das erklärt die Lesermeinung „Wenn der Landrat selber schreibt“ von Ruby Tuesday (zweifelsohne ein Pseudonym) unter dem zitierten Kontext-Artikel invasiv.

Dabei nimmt der kommentierende Dienstag Bezug auf einen journalistischen Mangel (von vielen, muss hinzugefügt werden) der Schwäbischen Zeitung (Redaktion Lindau), den SaSe die Tage hier kritisiert hatte: die vollständige und wortgetreue Übernahme einer Pressemitteilung des Landratsamts Lindau zu einer Begegnung von Landrat Stegmann mit der gleichnamigen (weder verwandt noch verschwägert) Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH.
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"Recherchearbeit" bei der Schwäbischen Zeitung Lindau: Welche Verlautbarung des Landrats darf's denn sein? Foto: Alexandra H. / pixelio.de

„Recherchearbeit“ bei der Schwäbischen Zeitung (Lindau): Welche Verlautbarung des Landrats darf’s denn sein?
Foto: Alexandra H. / pixelio.de

Der Bezug zu dem Vorgang in den SaSe-Berichtslandkreisen liegt also ganz nah am Grund und an den Gründen des Zoffs bei der BZ.  Die lassen sich mit Stichworten wie „journalistische Unabhängigkeit“ und „objektive Berichterstattung“ einzäunen.

Wahrscheinlich ist es kein metaphysisches Phänomen in einer globalisierten Welt, wenn das Schaben an der Sau im östlichen Baden-Württemberg zu Kratzreaktionen im Breisgau führt? Es ist ja dieselbe Sau!

Und dank Kontext steht jetzt auch fest: Es ist tatsächlich eine Sau!
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Man sieht es gleich: Der wird keine Abbitte leisten? Foto: Harald Schottner / pixelio.de

Man sieht es gleich: Der wird keine Abbitte leisten?
Foto: Harald Schottner / pixelio.de

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