TS71/15: Systemkonformes Glasauge + Sommerloch + „Tittenhitler“ + Nachdenkseiten

+++ Systemkonformer Humor: Tsipras und Varoufakis als Comedy-Duo
Satire muss halt auch zum Weltbild passen. Und von Selbstbeschränkungen, wie sie aktuell etwa Claus von Wagner hinsichtlich Witze über Griechenland formuliert hatte, ist die Glasauge-Redaktion von Die Welt unbelastet. Bahn frei für den „Griechenland Jux“ von Karl Sack-Reis Tsipras und Varoufakis outen sich als Comedy-Duo.


+++ Der Sommerloch-Ritt auf "Charlie Hebdo"
Der Nächste bitte: Derzeit werden Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo von einer deutschen Redaktion zur nächsten weitergereicht (siehe auch TS61/15). Es sind immer dieselben Fragen: Wie geht es denn so? Wie geht es weiter? Warum geht es weiter? Wohin geht das viele Geld? Es sind auch dieselben Bilder, mit denen die Artikel dann jeweils illustriert werden; in der Regel das Solidaritätsplakat „Je suis Charlie“. Den Trend bedient jetzt auch die Deutsche Welle mit Zeigen, dass "Charlie Hebdo" nicht tot ist.

So oder so ähnlich auch bei:
+ FAZ 18.05.15: Streit bei Charlie Hebdo: Satire-Magazin Nöten Charlies Tanten
+ FAZ 19.05.15: Mohammed-Zeichner Luz verlässt Charlie Hebdo
+ Deutschlandfunk 23.05.15: Charlie Hebdo: Nach dem Schock die Veränderung
+ Focus 12.06.15: Weitermachen nach dem Anschlag – Charlie-Hebdo-Chef Biard: “Das Lachen ist schwieriger geworden“


+++ Satire zu Freital: Leipziger Internet  Zeitung
Vor lauter Griechenland rücken die Besorgnis erregenden Vorgänge in Freital in den Hintergrund (siehe Berichterstattung bei Zeit online; Tagesspiegel; Spiegel; Bild). Gelegentlich sind auch Stimmen zu lesen, die behaupten, die Krawalle dort gegen Flüchtlinge würden gezielt aus dem öffentlichen Fokus gerückt. Hinter einer Paywall liegend hat sich der Karikaturist Schwarwel in der Leipziger Internet Zeitung des Themas angenommen: Tittenhitler.


+++ Mann beißt Hund: Das satirische Potenzial der Leser
Die Fans des gleichgeschalteten Journalisten-Zirkels auf Facebook greifen aktuell eine (hundsalte) Mediensatire auf, bei der die Meldung „Mann beißt Hund“ den verschiedenen Zeitungen in je typischer Ausprägung zugeschrieben wird. Die Leser übernehmen das Muster und spinnen es in ihren Postings weiter.
Dasselbe Phänomen war schon auf Graphitti-Blog – Die Welt erklärt in lustigen Graphiken zu beobachten, wo die Satire 2014 veröffentlicht worden war (siehe dort Posting „freiwild“ zu der entsprechenden Adaptionen für PI-News, HuffPo, Krautreporter).


+++ Satire-Grundlagen: "Nachdenkseiten" stellen Dokumente zu Griechenland zur Verfügung
Nie waren sie so wertvoll wie augenblicklich: die Nachdenkseiten zum Thema Griechenland. Wer an einem anderen Blickwinkel und an konkreten Informationen zum Eklat interessiert ist, findet dort reichlich Dokumente. Jens Berger konstatiert  in Schulz [sic!] Märchenstunde – ein neues Angebot an Griechenland, das weder neu noch ein Angebot ist am 30.06.2015 auf der Grundlage von Analysen der auf dem Tisch liegenden Angebote durch Sven Giegold, Europaabgeordneter der Grünen, dass Martin Schulz und Sigmar Gabriel in den gestrigen Medien-Statements glatt gelogen haben müssen. Die „Institutionen“ hätten  eben sehr wohl Mehrwertsteuer-Erhöhungen und weitere Rentenkürzungen von Griechenland verlangt! Die Dokumente sind im (schwer lesbaren) englischen Original verlinkt. Darüber hinaus gibt es ein Übersichtsdokument, das die Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten listet.

Albrecht Müller dokumentiert hier die aktuelle Meinungsmache der Medien beim Thema Griechenland. Wer sich etwas mehr Zeit nehmen kann, dem empfiehlt SaSe ganz besonders den (ebenfalls auf den Nachdenkseiten verlinkten) „Reisebericht“ des österreichischen Journalisten Robert Misik: Mein Griechenland – eine Reise ins Innere von Syriza. Wer mit diesem Hintergrundwissen die aktuelle Fernsehberichterstattung etwa von gestern rezipiert (ARD Brennpunkt, hart aber fair), dem läuft es eiskalt den Rücken hinunter … Wer dieses Hintergrundwissen nicht hat oder nicht haben möchte, braucht eigentlich nur auf die verwendete Sprache zu achten! Auf diese Manipulation hebt auch Georg Diez in seiner Kolumne auf Spiegel online ab.

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