TS7/16: Schweiger-Muster + „Bildkorrektur“ + Muss-Satire + Analphabeten + „Sandro Report“

+++ „Postillon“: Til Schweigers neues Filmprojekt
Dieses explodierende Lachen … re-sortiert mich besonders oft bei den Postillon-Meldungen. Wie diese zum Beispiel!
By the way: Kennen Sie den neuen Post-it-like-Schweiger-Generator von Daniel Lantelme? Bitte ausprobieren!


+++ In die Favoriten? Neues Portal „Bildkorrektur“
Satire gegen Angst, Karikatur gegen Bürgerängste. Mit diesem Ziel hat eine Gruppe von satirischen Zeichnern und Karikaturisten das Projekt Bildkorrektur gestartet:

Eine Gruppe bekannter deutscher Zeichner hat sich zusammen getan, um die Top15 der Besorgten-Bürger-Ängste zu illustrieren -und mit Fakten zu entkräften…

Die bunte Seite der Macht sind:
Aike Arndt, Tim Dinter, FÖRM, Hamed Eshrat, Serafine Frey, Matthias Gubig, Jens Harder, Jim Avignon, Alex Jordan, Alexandra Klobouk, Sebastian Lörscher, Mawil, Moritz Stetter, Henning Wagenbreth, Barbara Yelin und Felix Denk (Journalist, Text und Recherche).
(Bildkorrektur)

Hauptstoßrichtung sollen die „Ängste“ rund um das Thema Flüchtlinge sein. Zahlen könnten helfen, Vorurteile und diffuse Ängste abzubauen – aber sie sind langweilig. In diese Lücke springe Bildkorrektur. Dort arbeite man mit der Macht der Bilder. Im Impressum des tumblr-Blogs steht „Die bunte Seite der Macht“ in Berlin (Quelle).

Die FAZ bewertet das Projekt auch unter künstlerischen Gesichtspunkten:

Graphisch ist einiges spektakulär, was es dort zu sehen gibt. Kein Wunder, wo doch Größen wie Barbara Yelin, Jens Harder, Alexandra Klobouk, Jim Avignon, Mawil oder Tim Dinter beteiligt sind. Die gemeinsame Vorgabe von Bildaufbau und Farben bringt den Reiz unmittelbarer Vergleichbarkeit verschiedener Stile und Erzählweisen mit sich. Wobei manche Antwort auf die festgestellten Ängste schlicht ist, so, wenn auf den rhetorisch zugespitzten Ausruf „Hilfe, wir werden von fremden Kulturen überflutet!“ die Antwort eines Flüchtlings folgt: „Nein, ich will deutsche Sprache und Kultur lernen.“ Ausgerechnet dieser pauschalen Aussage fehlt die sonst oft beigegebene wissenschaftliche oder statistische Quellenangabe.
(FAZ 07.01.16: „Bildkorrektur‘: Bilden Sie sich bloß keine Meinung!„)

Auch bento berichtet, ordnet aber nicht ein.

Senf: Alter Wein in neuen Schläuchen. Die aufgegriffenen Themen beschäftigen sich zwar mit den gängigen Vorurteilen „besorgter Bürger“, kommen aber nach meinem Eindruck wieder stark missionarisch daher und lassen berechtigten Zweifeln keinen Raum. Man könnte sich Bildkorrektur auch problemlos als PR-Projekt der Bundesregierung vorstellen. Die Realität von Köln kommt nicht vor. Apodiktisch solche Thesen rauszuhauen wie die, dass der Islam keine gewalttätige Religion sei, widerspricht vielen Expertenmeinungen. Solche Themen gehören in den Diskurs und nicht in die Bescheid-Stelle.
Bisher beschäftigen sich die Künstler dort nach meinem Eindruck mit den Argumenten, mit denen die Besorgten versuchen, ihre Gefühle zu rechtfertigen. Also mit dem Vorgeschobenen, nicht mit dem Grund! Die gesellschaftliche Mitte werden die Künstler damit nicht erreichten; den braunen „Rand“ (ist inzwischen ein Euphemismus) rechts daneben schon gleich gar nicht. Von links ist ihnen der Applaus sicher. In einer unübersehbar gespaltenen Gesellschaft lässt das Projekt bisher keinen Brückenschlag erkennen und bliebe damit für die Lösung der nicht kleinen gesellschaftspolitischen Aufgabe – bisher (das Projekt startet ja gerade erst) – wertlos. Das wäre schade.


+++ „taz“ beschäftigt sich mit der Sonderausgabe „Charlie Hebdo“
„Muss“ statt „darf“ mit Fragezeichen: Satire muss alles und noch viel mehr – unter diesem Titel beschäftigt sich die taz mit der Sonderausgabe von Charlie Hebdo und mit den schlauemeiernden Relativierern, welche die Freiheit der Satire mit ihrem moralisierenden Aber fesseln. Ein wirklich kluger und damit hilfreicher Artikel.


+++ Sind „Denkfunk“er funktionale Analphabeten?
Eine Lebensweisheit, der man die viele Dresche schon von weitem ansieht, rät, sich gut zu überlegen, was man sich wünsche. Es könnte in Erfüllung gehen. Scheiße: stimmt! Seit Äonen träumen Kritiker davon, dass D(d)enkfunk die Kleinschreibung als einzigen Raum, in dem sich ihre Revolution vollzieht, aufgebe. Nun haben sie es getan! Jetzt hama den Salat. Nun sind die „Bild-Zitatungen“ (copyleft: Schroeder!) eine fertige Katastrophe (weil zu den dort üblichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern auch noch Fehler in der Groß-Kleinschreibung eskalierend hinzutreten). (Um die vielen Links überhaupt noch unterbringen  zu können, muss ich schon krampfhaft Adverbien an die Verben nageln!)  So werden sie zu einer schmerzhaft über die Toleranzbereitschaft gegenüber Lapsi hinausdrängenden intellektuellen Belastung, welche die Rezeptionsfähigkeit des Outputs einschränkt.
Jeder macht einmal Fehler, aber die Denkfunk-Häufung gibt zur Sorge oder gar zu einem Duden-Spendenaufruf Anlass.

Die Tatsache, dass sich Denkfunk die unsäglich dümmliche Lohaus-Wizorek-Äußerung zu eigen macht, soll auch nicht undokumentiert vorübergehen. Die grundsätzlichen Denkfehler der „Köln“-Relativierer und „Wiesn“-Vergleicher hatte dieser FAZ-Blog-Beitrag sehr schön aufgedröselt. Und eine weitere Daneben-Äußerung der von Denkfunk so eilfertig vereinnahmten Feministin Anne Wizorek hat es auch gleich in die Liste der drei ärgerlichsten Medienbeiträge zu Köln geschafft.

Ich hätte dann auch noch eine Frage an Stefanie Lohaus und Anne Wizorek, die vor (!) der Veröffentlichung zu stellen eigentlich Aufgabe der Denkfunk-Redakteure hätte sein müssen: „Können Sie bitte einen einzigen dokumentierten Fall mit Quelle angeben, wo es Muslimen in irgendeiner Form untersagt wurde oder sie daran gehindert wurden, sich für Gleichberechtigung stark zu machen? Nur 1!“ Diese Frage wird auch in der Diskussion unter dem Zitat nicht beantwortet.

Der Umgang, der in der Denkfunk-Diskussion auf Facebook mit dem berechtigten Beitrag von Martina S. geübt wird, ist höchst aussagekräftig! Tapfer und beherrscht versucht sie, sich gegen die Beleidigungen und Unterstellungen ihrer „Gesprächspartner“ zu wehren, ohne dass ihr die Denkfunk-Administratoren zugunsten einer seriösen und gleichberechtigten Diskussion beispringen würden.
Ein Poster erweitert die Wortspielereien um den Organisationsnamen zutreffend mit „Dummfunk“.


+++ TV-Kritik zu Olli Dietrichs „Sandro Report“

Die nimmt mir dankenswerter Weise die Frankfurter Neue Presse ab! Mir hat der Sandro Report (Mediathek) nicht gefallen. Ich finde es aber viel weltverschönernder, „die treffsichere TV-Satire“ als „kleines TV-Juwel“ zu adeln.

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