TS95/15: NPD-Blamage + Monster-Klage + #landesverrat + Klo-Mafia

+++ Clip der NPD Trier "besser als Satire"
Und das meint nicht nur die Huffington Post in Dieses peinliche Video der NPD Trier ist besser als jede Satire. In dem Video stehen vier mehrheitlich streng adipöse NPDler mit Fackeln vor einer Steinmauer und kündigen ihren „ersten nationalen Appell“ gegen das neue „Asylheim in Trier West“ an. Die NPD Trier habe Posting und Video nach diesem unerwarteten „Erfolg“ gelöscht.Berichterstattung auch bei Meedia mit diversen Screenshots (u. a. von Micky Beisenherz) mit kreativen Bearbeitungen des Videos! Der NPD-Fackelmarsch, zu dem mit dem Video aufgerufen worden war, sei mit 45 Teilnehmern ein Flop gewesen. Die Gegendemo habe 600 Teilnehmer mobilisieren können. 


+++ Satire-Kirche verklagt das Land Brandenburg
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM – hier) ist eine Religionsparodie, welche die kreationistische Pseudowissenschaft Intelligent Design persifliert (Wiki). Ihre Mitglieder bezeichnen sich als „Pastafari“ (eine Kombination aus „Pasta“ und „Rastafari“). Die Spaghettimonster-Kirche hat jetzt das Land Brandenburg verklagt (Quelle). Dabei geht es um Hinweistafeln zu der von der FSM veranstalteten „Nudelmesse“ in der Uckermarck, die nach den Wünschen der "Gläubigen" an Ortseingängen neben den Informationen der katholischen und der evangelischen Kirche gleichberechtigt installiert sein sollen.  Nach einer zunächst erteilten Erlaubnis hat das Land Brandenburg diese nun zurückgezogen. Als Begründung gibt das Kulturministerium an, FSM sei keine Glaubensgemeinschaft, sondern eine Religionsparodie „ohne ernsthafte religiöse Substanz“. Das wollen die Pastafaris nicht auf sich sitzen lassen.
 

+++ Offtopic:  #landesverrat – Wer zeigt Solidarität? Und wen interessiert’s?
Der Netzpolitik.org-Skandal eskaliert und weitet sich zur Staatsaffäre aus, wie die Tagesschau ganz aktuell berichtet. Heute hat Generalbundesanwalt Harald Range eine Pressemitteilung herausgeben, die dem Bundesjustizministerium einen Eingriff in die Unabhängigkeit der Justiz vorwirft.
Auf einer tieferen, unspektakuläreren Ebene, die für die Betroffenen jedoch mit einem erheblichen Risiko verbunden ist, darf man gespannt sein, wer alles dem Solidaritätsaufruf von Correct!v folgen wird. Die Journalisten dort riefen dazu auf, die inkriminierten Dokumente aus Papieren des Verfassungsschutzes, die auf Netzpolitik.org veröffentlicht worden waren, ebenfalls zu veröffentlichen und sich selbst dann wegen Landesverrats anzuzeigen. SatireSenf.de ist dem Aufruf gefolgt und hat die Dokumente in SaSe35 veröffentlicht. Das hat dieser Redaktion Dankmails von Markus Beckedahl (Netzpolitik.org) und von Markus Grill (correct!v) eingebracht. Bisherige weitere Solidaritätsbekundungen mit Veröffentlichung, die bekannt sind und auf dem Facebook-Account von Netzpolitik auch offiziell bedankt und verlinkt werden: TITANIC und Netzwerk-Recherche. Etwas eigenartig ist der Vorgang auf den NachDenkSeiten, die hier behaupten, die Dokumente aus Solidarität ebenfalls zu veröffentlichen. Ich aber kann außer Auszügen aus den beiden Netzpolitik-Artikeln (um die es NICHT geht) die Dokumente auf NDS gar nicht finden?

Inzwischen mehren sich aber auch die kritischen Stimmen, die ernsthaft in Frage stellen, ob Netzpolitik ein alternatives Medium sei oder nicht doch aus der Mitte des Systems komme. Auf dem Deruwa-Blog findet sich dazu dieser Beitrag. Der Medienexperte Rechtsanwalt Markus Kompa wirft auf Telepolis diesen Aspekt ins Spiel.
Dass der Skandal jetzt schon über T-Shirts vermarktet wird, gibt einen üblen Beigeschmack. Die Süddeutsche verbindet in ihrer Artikelüberschrift Solidarität und Spendengeld die zwei Energien, welche den Netzpolitik-Akteuren derzeit reichlich zufließen. Wer hinter den (teilweise angeblich) kritischen Stimmen steckt, versucht ein Beitrag auf dem Blog Kosmologelei darzustellen. Insgesamt ist es im Moment sehr schwer, sich ein Urteil über die Vorgänge zu bilden.
Die Demonstration von Solidarität bleibt davon allerdings völlig unberührt: Wo die Pressefreiheit attackiert wird, ist Solidarität gefragt; unabhängig davon ob es sich um Systemmedien, ihre innovativen Neuschöpfungen oder tatsächlich alternative Medien handelt.





+++ Serdar Somuncus Wirtschafts-Woche-Kolumne zu Sanifair
In seiner Kolumne in der Wirtschafts-Woche kommentiert Serdar Somuncu das Geschäftsmodell der Autobahnraststätten-„Klo-Mafia“  Sanifair: „Das Bedürfnis wird zur Ware, seine Reglementierung zum Profit“.  Im besten Sinne des „investigativen Kabaretts“ legt er die Geschäftsverbindungen und Beteiligungen hinter Sanifair offen, die bis zur Deutschen Bank führen. Im Übrigen darf man den "Mut" von Somuncu und Wirtschafts-Woche bestaunen, denn die Etikettierung "Klo-Mafia" würde ich persönlich als justiziabel und mithin abmahnfähig der redaktionellen Selbstzensur opfern.
 

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