Kategorie Archiv:SatireSenf

SaSe90: Gibt den Recep Tayyip Erdogan aus Niederbayern: DSDS-Barde Florian Fesl mahnt Satire ab

Menschen mit einer sympathischen Volksmusikintoleranz oder jene, die nicht den voraussetzenden Verblödungsgrad aufweisen, um Fernsehsendungen wie Deutschland sucht den Superstar (DSDS) länger als fünf Minuten zu ertragen, kennen ihn vielleicht gar nicht: den aus Niederbayern stammenden Sänger und Musiker Florian Fesl. Der traktiert unter anderem auch eine steirische Harmonika, wie er auf seiner Webseite schamlos gesteht.

Der in der Namensflut der Dieter-Bohlen-Opfertruppe Unkundige sollte „Florian Fesl“ bitte auf gar keinen Fall mit dem Komiker Fredl Fesl verwechseln, der das nun wirklich nicht verdient hätte.

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Das Schicksal muss einen gnadenlosen Raubbau an der jungen hoffnungsvollen Künstlerbiografie von Florian Fesl betrieben haben. In einem Alter, in dem andere sich gerade erst zaghaft in die Trockenheit hinter ihren Ohren einfühlen, hat dieser junge Mann mit 28 Jahren schon eine „Kreativpause“ (!) hinter sich. Wenn sich der energetische Slowdown in diesem Tempo fortsetzt, wird sich Fesl wohl ab 40 auf den dauerhaften Liegendtransport wenn schon nicht einstellen, dann doch verlegen müssen. Weiterlesen

SaSe89: Strafbefehl gegen Satire: Kaufhaus Bozen GmbH und Heinz Peter Hager würgen strippenlose Bloggerlein

Nach dieser Knaller-Headline gebe ich erst einmal eine Runde Baldrian für alle involvierten Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und die Rechtsanwälte der Signa Holding GmbH aus. Ganz ruhig: einatmen, ausatmen, Zeit vergeht. Natürlich würgt weder die ehrenwerte Kaufhaus Bozen GmbH noch deren Vorsitzender Dr. Heinz Peter Hager noch der „Blender“ und „Goldjunge mit Pokerface“ (siehe unten) René Benko mitsamt seiner Signa Holding GmbH irgendjemanden. Also zumindest einmal nicht irgendwelche Satiriker, kritischen Bürger und den Empfänger eines Strafbefehls in Höhe von 2.000 Euro. Das mit dem Gewürge ist einfach nur eine meinungsäußernde Metapher zur Attraktivitätssteigerung einer Headline und so weit weg von einer Tatsachenbehauptung wie das Projekt Kaufhaus Bozen von … Hach, jetzt bin ich doch mal etwas vorsichtig …


Es ist der Klassiker: Kapital gegen Bürger!

Der nachstehend zu berichtende Fall ist der Klassiker: Finanzstarke Investoren mit exzellenten Verbindungen in die Politik – etwa der Kein-Strippenzieher Dr. Heinz Peter Hager– gegen kritische Bürger und urbane Vernunft. Spielort: Bozen!

Bei Strafanzeigen gegen – ordnungsgemäß gekennzeichnete und formal korrekte -Satire geht mir regelmäßig der Hut hoch! Deshalb springt SaSe denjenigen Kollegen/innen, die mit solchen widerlichen Maßnahmen überzogen werden, gern bei. Ungefragt! Unbedankt in der Regel leider auch. In diesem nicht!
Zum Sprung setzt SaSe nun an für die Satire-Seite kaufhaus-bozen.bz. Die Betreiber derer wurden jetzt für ihre Satire von der „Gegenseite“ mit einer Strafanzeige attackiert. Die Anzeige mündete in einen Strafbefehl der italienischen Behörden in Höhe von 2.000 Euro. Weiterlesen

SaSe88: Rezension Piet Klocke „Kühe grasen nicht …“: Ein Zettelkasten, der befähigen kann

Treffender hätten Autor Piet Klocke und Heyne-Verlag den Buchtitel nicht wählen können: Kühe grasen nicht, sie sprechen mit der Erde. Denn wenn Kühe das nicht tun – und sei es nur als Möglichkeit -, dann lässt sich Welt grundsätzlich anders wahrnehmen? Wenn aber der Leser zusammen mit Autor und dem stummen Krieger Arzak über psychedelisch anmutende Landschaften gleitet, unter sanfter Anleitung lernt, Realität zu dekonstruieren, Perspektiven zu verändern und die Dinge auseinander zu halten, dann war der Heilige Gral noch nie so nah? Oder sei es auch nur die Kraft spendende Illusion davon!

Mit Piet Klockes Neuerscheinung Kühe grasen nicht, sie sprechen mit der Erde fällt dem Leser ein Schlüssel in den Schoß. Aber er muss etwas mehr investieren als die 19,99 Euro für ein gebundenes Buch mit Bonus-CD: Die Bereitschaft, sich durch knapp 300 Seiten Zettelkasten eines satirisch-philosophischen Multitalents zu ackern und die äußerst „seltene Erde“ Hirnschmalz. Weiterlesen

SaSe87: Stefan Waghubinger verlässt „Denkfunk“ ohne das leiseste Servus

In der (völlig unverbindlichen) SaSe-Werteskala (aufsteigend) Comedian – Kabarettist/in (als Beruf, nicht aus Berufung) – satirischer Künstler rangiert Stefan Waghubinger im komfortablen Künstler-Segment. Anders als Berufsausübende ist er umwerfend glaubwürdig. Er hat eine Botschaft und die hat er weder von Global Change Now e. V. noch von einem anderen Ideologielieferanten mit Copy & Paste in seinen künstlerischen Output eingepflegt. Bestes Beispiel ist dieser Ausschnitt aus einem Auftritt auf der Kulturbörse Freiburg 2016.

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Sofort fällt der Konnex von der Politik zum Privaten auf! Ein durchgehendes Phänomen bei dem Künstler mit dem (für mich unwiderstehlichen) österreichischen Charme. Diese Verbindung upgradet seine Inhalte von der politisch (korrekten) Botschaft zur persönlichen Relevanz für den Zuschauer. Weiterlesen

SaSe86: „Vereinsheim Schwabing“ 19.02.16: Lisa Eckhart schleppt das Wasser in die Ideenwüste

Nichts gegen Mathias Tretter als neuen „Gastgeber“ der BR-Kabarettsendung Vereinsheim Schwabing. Aber für mich persönlich ist diese Sendung unauflöslich und atmosphärisch passend (nur) mit Hannes Ringlstetter verbunden. Zu den Gründen für den Moderatorenwechsel kann ich nichts recherchieren. (Und für die nächste Presseanfrage an einen Kabarettisten fehlt mir im Moment die Kraft … Artikel zum letzten Kräfteverzehr folgt.) Aber Ringlstetter ist vielfach anderweitig engagiert mit seinen Auftritten bei Hubert & Staller, seiner Musikband und seinem prallen Bühnenauftrittskalender. Doch es persistiert mein kleinkindliches Trotzdem.

Und Ringlstetters Nominierung für den Grimme-Preis (Kategorie: Unterhaltung / Spezial)) als Teammitglied von 3. Stock links – Die Kabarett-WG ehrt zwar die für diese Sendung teilweise arg gescholtenen Satiriker, gestaltet aber keinen Zipfel meiner Lebensrealität.
En passant sehr schmeichelhaft für SaSe festzustellen ist, dass die Grimme-Preis-Jury und dieser Blog in ihren Urteilen zur Sendung harmonieren!


Jung, präsent und belebend frech
Moderatorenvorlieben sind Geschmackssache. Die eigentliche Würze der Sendung kommt von den auftretenden Künstlern. Und da fiel für Vereinsheim Schwabing am 19. Februar 2016 die Nachwuchskünstlerin aus Österreich Lisa Eckhart auf. Mit 22 Jahren hat diese (ebenfalls – vgl. Hazel Brugger und Jan-Philipp Zimny) der Poetry-Slam-Szene entsprungene weißblonde Zartheit den Mut, fassweise Wasser in die Ideenwüste des deutschen Kabaretts zu schleppen. Lebenselixier für dessen Umgang mit Fascho-Themen wie zum Beispiel Rassismus. In dem knapp zweiminütigen Auftritt Ein Hoch auf Eugenik macht Eckart es den „Alten“ vor – wie man kreativ und mit satirischem Werkzeug und noch dazu in der immer risikobehafteten lyrischen Form die Auseinandersetzung mit faschistischen Phänomen – hier: Rassismus – leisten kann! (Satirische) „Argumente“ – anstelle von Polemik, konkrete Beispiele – statt Polemik, ein alternatives Konzept. Mittenheraus aus der Fülle satirischer Instrumente – anstatt der sattsam bekannten kabarettistischen polemischen Allgemeinplätze. Kunst!
(Nichts gegen Polemik – wo wäre ich ohne sie? Aber NUR?) Weiterlesen

SaSe85: „Mann, Sieber!“: Kabarett in, aus, mit und für die Zwangsjacke

[eine satirische TV-Kritik]

Am Zeitungskiosk können Medienkonsumenten selbst entscheiden, ob sie das Springerblatt DIE WELT kaufen möchten, in dem dann möglicherweise Artikel über das demokratieverzehrende Phänomen AfD stehen, verfasst von einem Redakteur, der sich dieser Anführungszeichenpartei als PR-Berater angedient hat. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben sie diese Wahl nicht. Dort finanzieren sie ungefragt eine Kabarettsendung mit, deren Satiriker auf offene Bühne verzweifelt versuchen sich aus ihrer Zwangsjacke zu befreien. Der tatsächlichen und der ideologischen.

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Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot ARD-Mediathek "Mann, Sieber!" vom 16.02.2016: Der Kabarettist Christoph Sieber ist die gesamte Sendung hindurch mit seinem Jackett beschäftigt, das ihn deutlich sichtbar massiv einschnürt und die Blutzufuhr nach oben stranguliert.

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot ARD-Mediathek „Mann, Sieber!“ vom 16.02.2016: 

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Christoph „der Versieber“ (copyleft: Schroeder)  ist die gesamte Sendung über damit beschäftigt, an seinem viel zu engen Jackett herumzunesteln, es zu befummeln und zu befingern. Er knöpft es auf. Er knöpft es zu. Er zerrt an den Rändern. Er fasst sie zusammen. Er lässt sie fahren. Der Stoff spannt zum Gotterbarm und nimmt ihm die Luft zum Atmen. Und das Licht zum Denken. Weiterlesen

SaSe84: ZDF „Familie Braun“: Kann Satire keinen Rechtsextremismus?

Die „MediennutteHenryk M. Broder in Die Welt ist begeistert von der neuen ZDF-Polit-Kurzsatire Familie Braun (fünf Minuten freitagabends nach der heute-show). Er widerspricht damit (nicht nur) Nora Burgard-Arp von Meedia in ihrem vernichtenden Urteil über die Nazi-Satire (vgl. auch TS23/16).

Nachdem sich Broder in seiner TV-Kritik zunächst und länglich der puren Nacherzählung hingibt, lobt er das ZDF für die Radikalität der Satire, die er dem Lerchenberg-Sender nicht zugetraut habe. Er sucht nach dem Mut für die Grenzüberschreitung. Dem ZDF sei ein großer Wurf gelungen abseits der „grausamen Biederkeit“, welche die Produktionen des Senders sonst auszeichneten.
Broders Quintessenz:

„Familie Braun“ hat das Zeug zu einem Hit. Wie einst Ekel Alfred. Bleibt nur die Hoffnung, dass wenigstens die GEW und der Philologenverband gegen die Serie protestieren werden.
(Die Welt Henryk Broder 13.02.16: „Wo das Negerkind unterm Hitler-Bild aufwächst“)

Broders Hoffnung, dass wenigsten X und Y gegen die Serie protestieren bzw. ihr eine vernichtende Kritik schreiben werden, erfüllt sich umfänglich. Ist er Seher oder kennt er seine Pappenheimer so gut? Oder liegt es nur daran, dass seine Kritik zu einem Zeitpunkt erscheint, als die Verrisse schon publiziert sind? Weiterlesen

SaSe83: Für Kalkofe-Fans und Inspirationssucherinnen: Besser-Fernsehen.ch

Der (das) Besser-Fernsehen-Blog, herausgegeben von Astrid-Vera Schaffner und Oliver Baumann, befasst sich mit den Themen Fernsehen, Medien, Innovation & Inspiration. (Mehr über die beiden Autoren im Porträt). Das derart ambitioniert abgesteckte Themenfeld wird greifbarer im Einzelfall. Etwa im Hinblick auf Kalkofes Mattscheibe Rekalked. Seit 2014 (erstes Top 12) extrahiert und kommentiert Schaffner die besten Fernsehmomente des Satirikers, Autors und Schauspielers Oliver Kalkofe. Dazu verlinkt sie auch auf die entsprechenden Sendemitschnitte bei YouTube.

Beispül zu Kalkofes Liebslingsthema Teleshopping:

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Die aufbereitende, kommentierende und Übersicht bietende Artikelserie setzte sich fort mit Weitere Highlights aus „Kalkofes Mattscheibe/Rekalked“ [sic!]  im Juli 2014. Dabei zitiert Schaffner Leserreaktionen, die Oliver Kalkofes satirische Arbeit einordnen (wollen): Weiterlesen

SaSe82: Die Herkunft des Flüchtlingsbriefes Köthen

Die publizistischen Winkelzüge von „Spiegelfechter“ und „Denkfunk“ und
die vernebelte Rolle der Global-Change-Vereine

Zugegeben: Ich habe eins der Schwerpunktthemen dieses Blogs – die faszinierenden Intransparenzen des Kabarettistenzusammenschlusses D(d)enkfunk alias PatchworX Media GmbH alias Global Change Now e. V. (CGNow) in den letzten Wochen vernachlässigt. Immer wieder jedoch erreichen mich Hinweise von Kritikern (weil vormals Akteure und Kooperationspartner) des Vereins GCNow über die weitreichenden Verbindungen und Aktivitäten von Tom Aslan alias Umman Aslan, dem (nach außen nicht erkennbar in Erscheinung tretenden) Kopf des Gesamtkunstwerks Denkfunk.

Am Beispiel des „Flüchtlingsbriefes aus Köthen“ im Januar 2016 lässt sich die intransparente Vorgehensweise des weit verzweigten Netzwerkes gut dokumentieren. Wobei schon an dieser Stelle zu betonen ist: Nicht die Verbindungen als solche sind verwerflich, sondern die Tatsache, dass sie nicht offengelegt und thematisiert werden. Das verlangt übrigens auch der Pressekodex und wird von seriösen Medienkritikern, zu denen ich Denkfunk & Co. ausdrücklich nicht zähle, auch so gehandhabt!


Der Flüchtlingsbrief auf „Spiegelfechter“
Ein Denkfunk-Autor ist Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf. Wellbrock ist gleichfalls Autor auf dem Portal Spiegelfechter, herausgegeben von Jens Berger, der wiederum mit Albrecht Müller auf NachDenkSeiten zusammenarbeitet. Weiterlesen

SaSe81: Rezension Viktor Pelewin „SNUFF“: Inspirationen hinter Verständnisstacheldraht

„Utopie“ steht auf dem Cover von Viktor Pelewins Roman SNUFF. Ganz exakt ist es eine Dystopie, also Anti-Utopie, eine Zukunft um Abgewöhnen. Aber das ist nicht das einzige Etikett rund um dieses literarische Mammutmahl, das Leser in die Irre führen könnte. Unter anderem wird der Roman des sich selbst als „Post-Russe“ bezeichnenden Autors auch als Satire zum Ukraine-Konflikt vermarktet (Quelle). Roman Halfmann bezeichnet dieses Ranking in seiner Rezension auf Literaturkritik.de als „werbestrategische Aufschneidung“ [?] (Quelle) des Herausgebers. In der Tat dürfte es dem Leser schwerfallen, in den 500 Seiten starken und den Leser maximal fordernden Werk über Begrifflichkeiten und Namen hinaus tragende Bezüge zu dem Konflikt herzustellen. Kein Wunder: Das russische Original erschien schon 2012 (unter dem nämlichen Titel: S. N. U. F. F.), kann sich also auf den „Ukraine-Konflikt“, wie er seit 2014 in Europa verstanden wird, gar nicht beziehen.

Die Kategorisierung als Satire war auch der Anlass für SaSe gewesen, das Buch zu besprechen. Das sollte ich dann später etwas bereuen, denn ich fühle mich durch SNUFF ein wenig überfordert! Trotzdem: Halfmann lobt die „verlegerische Großtat“ des Tweeback-Verlags, die er auch an der „sauberen und intelligent kommentierten Übersetzung“ festmacht. Der Verlag selbst sortiert die in Buchdeckel gepresste Herausforderung dann gleich in seiner neuen Sparte „Weltliteratur“ ein. Mit diesem Ranking kann man sich Ignoranz nicht leisten. Weiterlesen

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