+++ Christoph Sieber: Mord durch Unterlassung
In einem weiteren Denkfunk-Video nimmt der Kabarettist Christoph Sieber zum aktuellsten Thema Stellung: die der Abschreckung dienende Tötung (durch Unterlassung) von Menschen im Mittelmeer. Darin porträtiert er die Fremdenangst mit ihren Brüdern Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Nicht zu übersehen: „Rassismus geht doch auch im Anzug mit Seitenscheitel und Doppelhaushälfte“. Das sechseinhalb Minuten lange Video haut dicht an dicht die Zusammenhänge zwischen fremden- und menschenfeindlicher Denke raus und tastet die Fäden der Macht ab bis hin zum global Player EU. Noch keine 24 Stunden auf dem Facebookaccount von Denkfunk online, wurde Mord durch Unterlassung schon fast 31.000 mal aufgerufen; 1.127 mal geteilt! Ähnlich hoch sind die Zugriffszahlen bei Sieber selbst!
Völlig abturnend dagegen ist der – wie bei Denkfunk.de durchgehend – übliche Abspann mit penetranter Werbung für ein Denkfunk-Abo. Wer je in den knapp sechseinhalb Minuten mit Sieber kurzzeitig aus dem System herausgefunden haben sollte, wird hier wieder ordnungsgemäß im Kapitalismus geankert.
Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk.de Christoph Sieber Mord durch Unterlassung: Die penetrante Werbung für die
Denkfunk-Abos in drei verschiedenen Preisklassen ist auffallend und nervig. Hinter Denkfunk steht die PatchworX Media GmbH
(Stammkapital: 25.000 Euro), deren Unternehmensgegenstand nach Handelsregisterauszug Vermarktung ist. Zu dem ebenfalls
beworbenen "Denkfunk-Festival" haben nur durch die Finanzkraft für ein Denkfunk-Abo Privilegierte Zutritt!
Interessanterweise ist die auf YouTube verfügbare Video-Version, dort eingestellt auf dem Kanal Der Wortschatz, genau um diese penetrante Werbung gekürzt! Ob Wortschatz das überhaupt darf, wo doch ausdrücklich drunter steht: "Urheberrecht, Copyright und Eigentum der PatchworX Media GmbH"?
SaSe recherchiert derzeit zum Denkfunk-Geschäftsmodell und wird demnächst einen Artikel dazu veröffentlichen.
+++ Kein Bericht über: Der Donaukurier über Christian Springers Programm <Oben ohne>
In dieser Ausgabe der Regionalzeitung Donaukurier steht offensichtlich-vermutlich eine Theaterkritik über einen Auftritt von Christian Springer (vgl. auch SaSe10) mit seinem Programm „Oben ohne“. Der Artikel ist überschrieben mit „Unterpindhart: Plädoyer für mehr Rückgrat“. Gern würde SaSe kurz über diese Theaterkritik berichten und mehr als nur die Überschrift verlinken. Aber die neuen Moden im Internet machen das unmöglich: Paywall! Es dürfte jedem nachvollziehbar sein, dass so ein kleiner Blog wieder dieser nicht bei jeder Regional- und Tageszeitung in ein Abo investieren kann, um Zugriff auf themenrelevante Artikel zu erhalten. Von einer Kurzberichterstattung würden zwar sowohl Zeitung wie Künstler wie Internetuser profitieren. Allein: kein Spielraum! Ein Anruf beim Donaukurier ergab: Man sei sich dieser Problematik (Informationsblockade, Behinderung der Verbreitung) bewusst, habe aber noch keine Lösung (für z. B. freie Journalisten und Blogger) gefunden. Eine Anfrage bei der Agentur von Christian Springer mit Bitte um Übersendung der Theaterkritik war bisher auch erfolglos.
SaSe wird aber auch künftig solche Links einstellen, um zu dokumentieren, in welchem Umfang die Paywall-Konstrukte die Online-Publizistik in ihren gegenöffentlichen Ausprägungen (insbesondere: Blogs) behindern. Keine Frage: Funktionierende Bezahlmodell für Online-Journalismus sind bitter nötig. Eine Lösung für solche kontraproduktiven Effekte könnte sein: Zugang über eine Art Akkreditierung der journalistischen Berufsverbände?
Glücklicherweise errichtet die Hallertau.info keine Paywall und ermöglicht es SaSe-Lesern doch noch zu erfahren, wie denn jetzt die Vorstellung in Unterpindhart war: Die Theaterkritik gibt eine anschauliche Inhaltsangabe des Programms wieder, die SaSe deshalb hier nicht weiter zitieren wird, um Hallertau.info keine Zugriffe auf den frei zugänglichen Artikel zu nehmen. Guckst du: hür!
+++ Satirevorlage (1): Vermittlung neoliberaler Denkmuster durch das SAT1-Format <Newtopia>
Der Buchautor Patrick Schreiner hat auf den Nachdenkseiten eine interessante Analyse der letzte Woche in die Schlagzeilen geratenen SAT1-Produktion Newtopia veröffentlicht. Darin zeigt er auf, welchem Wettbewerbsdruck die sogenannten Pioniere ausgesetzt sind und wie dem Publikum neoliberale Denkmuster und Verhaltensweisen einpflanzt werden.
+++ Satirevorlage (2): ARD-Doku <V-Mann-Land>
Frühlingszeit – Pollenzeit. Allergikern, die noch nach atemstockenden Impulsen suchen, sei die ARD-Doku V-Mann-Land (Mediathek) von Katja und Clemens Riha empfohlen. Der Film dokumentiert, in welchem Ausmaß vom Verfassungsschutz bezahlte V-Leute das eigentliche Skelett der rechtsextremistischen Szene bilden. Das geht bis hin zu Aussagen, dass die Gründung zumindest der NPD in Nordrhein-Westfalen ohne die Gelder vom Verfassungsschutz vermutlich gar nicht möglich gewesen wäre. Mit nachgerade erschreckendem Mut berichtet der frühere V-Mann Michael von Dolsperg, wie er als bezahlter Verfassungsschutz-Spitzel Menschen zu Straftaten angestachelt und diese erst ermöglicht habe. Berichterstattung zur ARD-Doku in die Süddeutsche und taz.
P. S. Die Dokumentation wurde produziert von Katja und Clemens Riha. Achten Sie zum Spaß mal darauf, wie häufig Katja Riha in den Ankündigungen, Berichten und Angaben unterschlagen wird!