TS147/15: Kein Umzug + Kein ESC + Kein Beruf + Kein Schutz

+++ „Schwierige“ Satire-Aktion in Potsdam
Die Potsdamer Neuen Nachrichten berichten über eine eigenartige Satireaktion. In der Stadt finden sich derzeit mehrere Plakate, auf denen der Umzug der Stadtverwaltung in eine Leichtbauhalle angekündigt wird, um Platz für Flüchtlinge zu machen. Der Stadtverwaltung selbst ist davon nichts bekannt. Wer hier platte rechte Häme vermutet, liegt falsch; zumindest grenzen sich die bisher unbekannten Urheber der Satireaktion von dieser Interpretation expressis verbis ab:

Mit der Aktion soll auf die aus Sicht der Macher gescheiterte Wohnpolitik der Verwaltung aufmerksam gemacht werden. „Seit Jahren fehlt es an sozialem Wohnraum für Alteingesessene und Neuankömmlinge. Nicht die Menschen, die aus Krieg und Elend geflohen sind, sollen nun die Konsequenzen der verfehlten Wohnpolitik tragen“, heißt es in dem Aufruf.
(Potsdamer Neue Nachrichten 23.11.2015: „Satire-Aktion: Der Umzugsschwindel“)

Die Stadtverwaltung lässt verlautbaren, nichts gegen die Satireaktion zu unternehmen. Und sie dreht den Spieß um und unterstellt ihrerseits den Satirikern, die Diskussion über den sozialen Wohnungsbau auf dem Rücken der Flüchtlinge auszutragen. Von Wohnungsnot könne in Potsdam auch nicht die Rede sein.

Parallel dazu gibt es auch noch eine schon etwas ältere Aktion der Satirepartei DIE PARTEI rund um das Potsdamer Hotel Mercure. Dabei wird die Diskussion über die Zukunft des Gebäudes mit den Terrroranschlägen von 9/11 verknüpft, was zu Diskussionen im Netz führt. In der PNN-Berichterstattung kritisch erwähnt wird auch, dass sich im Ortsverband der Spaßpartei inzwischen „bekannte Aktivisten der linken Szene“ engagieren würden.


+++ „Erzählmirnix“ zum Xavier-Naidoo-Galama
Wollte man alle Pros und Contras der ausufernden Diskussion um die Nominierung und Denominierung von Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest (ESC) sowie die diversen Solidaritätsadressen zur Kenntnis nehmen, könnte man sich vermutlich tagelang damit beschäftigen. Kürzer und prägnanter geht das bei Erzählmirnix. Nadja Hermann bringt das Phänomen wieder auf den Punkt!

Trost spendet auch der Satire-Blog Eine Zeitung: Naidoo will vor dem Kaiserlichen Gerichtshof gegen ESC-Ausladung klagen. Eine Nachbearbeitung des Hypes mit vielen Links und Belegstellen liefert der Skeptiker-Blog Gwup.
Aus medienkritischer Sicht befasste sich am 25. November 2015 das NDR-Magazin ZAPP mit dem Skandal.

Am Imageschaden durch unbedachte Solidaritätsadressen, die alle die Naidoo-Kritik stützenden Belege ignorieren, möchte zum Schluss auch noch Herbert Grönemeyer partizipieren mit der völlig neuen Botschaft, man (who?) brauche keine „Gesinnungspolizei“. (Was den Verdacht nahelegt, dass auch Grönemeyer zu viel NachDenkSeiten liest?)


+++ „Peng Collective“ enthüllt Werbeaktion der Bundeswehr
Peng, peng: Augen auf bei der Berufswahl titelt der Faden auf dem Facebook-Account des Künstlerkollektivs Peng und verweist auf eine eigene Webseite zum Thema. Damit reagieren die Künstler, die für ihre spektakulären und häufig satirischen Aktionen bekannt sind, auf eine neue Werbekampagne der Bundeswehr, welche die „Risiken und Nebenwirkungen“ dieses anspruchsvollen Berufs zielorientiert unter den Teppich kehrt. Die Redaktion Jetzt.de der Süddeutschen Zeitung untersucht das Phänomen.


+++ Offtopic: Journalistenverband dokumentiert Übergriffe
Seit der ersten Pegida-Demonstration im Oktober 2014 habe es 940 Straftaten im Umfeld der Demonstrationen gegeben. Dies habe eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung ergeben, sagt Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), gegenüber Meedia. Der DJV will die Übergriffe gegen Journalisten und Medien künftig dokumentieren. Beklagt wird die bisherige Untätigkeit der Behörden. Da hätten alle Appelle bisher nichts genützt.

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