TS59/15: Zambezi News + Postillon + Oliver Pocher + Somuncu hart und fair

+++ Politische Satire in Simbabwe
Reporter ohne Grenzen weisen Simbabwe auf ihrer Weltkarte 2015 rot aus: hinsichtlich der Pressefreiheit „schwierige Lage“. In „schwierigen Lagen“ oft die einzige Möglichkeit: Satire! Neue Maßstäbe setzt dort das Team der Zambezi News. Mit großem Publikumserfolg, wie JournAfrica! berichtet. Mit brisanten politsatirischen Videos parodiere Zambezi News die propagandistische und dilettantische Berichterstattung der staatlich kontrollierten simbabwischen Rundfunkgesellschaft. Die Sendung macht sich über die Regierung lustig und thematisiert die Unterdrückung des Staats. Über das Internet verbreitet sich das Angebot mit hoher Resonanz und beflügele so die Meinungsfreiheit.



+++ Facebook-Mediencharts: Postillon mit fünfstelligen Zuwachsraten
„Postillon überholt Bild, Wunderweib“  begeistern sich Meedia und der österreichische Standard bei der Synopse der aktuellen Facebook-Mediencharts. Die berichtenswerte Bewegung beginnt hinter den Top Ten, zu denen auch Circus HalliGalli (1.516.511 Likes) gehört.
Bei aller Begeisterung für die Top-Position eines Satire-Blogs: Facebook als prominentester Vertreter von Social Media und dessen (bescheuertes) Like-System sind DER Indikator schlechthin für die Erfolgsgesellschaft (und eben nicht: Leistungsgesellschaft) und deren alberne Belohnungssysteme. Vom Datenklau noch nicht gesprochen. Wie Satire und Kabarett mit diesen medialen Institutionen umgehen (plus allfälliger Modalverben), sei an anderer Stelle auf diesem Blog zu diskutieren!


+++ Oliver Pocher: Peinlicher Germanwings-Tweet
Er ist fast schon in Vergessenheit geraten: der Comedian Oliver Pocher, dem stets das rechte Maß fehlt. Das hat Gründe. Einen solchen zuzüglich folgendem Shitstorm hatte Pocher am Wochenende mit einem Selfie geliefert, das ihn vor einer Germanwings-Maschine zeigt mit der Unterschrift: „Sich auch mal was trauen!!“  Die Retweets werfen ihm Geschmacklosigkeit vor. Ein Zwitscherer zieht gleich seine Konsequenzen: „Damit ist der Mann für mich gestorben!“ (Quelle).


+++ Serdar Somuncu bei "hart aber fair"
So unerträglich Serdar Somuncu mit seinen maßlosen Beleidigungen und mit seiner Gossensprache bei manchen seiner Auftritte ist (hier), so ganz anders kommt er außerhalb des „kabarettistischen“ Kontextes rüber. Eine gute Figur machte Somuncu im Polittalk hart aber fair bei Frank Plasberg am vergangenen Montag (Mediathek). Thema dort war der G7-Gipfel in Elmau. Der Kabarettist legte sich direkt mit dem amerikanischen Publizisten Eric T. Hansen an, dem herausrutschte, dass Deutschland nicht zu den „echten“ Freunden von Amerika gehöre. Somuncu griff die zentrale Propagandalüge zielsicher aus der Diskussion heraus und thematisierte sie: die von der angeblichen Wertegemeinschaft mit Amerika.  Die Berliner Zeitung liegt meiner Meinung nach gerade unter dem Aspekt der Diskussionsbeiträge von Somuncu mit ihrer Einschätzung falsch, Plasberg sei es nicht gelungen, aus fünf geladenen und politisch gebildeten Menschen mehr als die bekannten Schwarz-Weiß-Parolen herauszuholen. Berichterstattung auch bei Borlife.de.
Aus SaSe-Sicht wünschenswert wäre es, wenn das deutsche Kabarett auf diesen Punkt noch expliziter eingehen würde. Was soll Deutschland für eine Wertegemeinschaft mit einem Land haben, das Guantanamo betreibt, die ganze Welt ausspioniert und völkerrechtswidrig in andere Länder einmarschiert? U. v. a. m.
 

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