SaSe74: Realsatire in Sigmaringen: „Pferde und Flüchtlinge füttern verboten!

Politisch korrekt ist das vermutlich auch schon wieder nicht. Es ist ohnehin nur Insider-Wissen: Die Parallelen zwischen deutschen Tierfreunden und deutschen Flüchtlingshelfern sind für den jahrelangen Szenebeobachter nicht nur evident, sondern nachgerade erschütternd. Zum Beispiel haben viele Flüchtlingshilfe-Organisationen für ihre Schützlinge (!) von den Tierschützern das sogenannte Gassigänger-System übernommen. Sie nennen es nur anders: „Stadtführung“.

Die karitative Zuwendung hin zu jenen mit gesellschaftlich akzeptierten Opferstatus wertet das solcherart wohltätige Ego angenehm auf: Etwa wenn völlig unbedarfte und von keiner sprachwissenschaftlichen oder pädagogischen Ausbildung je gepuderte Damen plötzlich Sprachunterricht erteilen (dürfen). So viel Karriere allein auf der Basis der guten Tat war nie! Stolz verkünden solche BessermenschInnen an deutschen Abendbrot-Tischen ihren Existenzsicherern: „Meiner kann schon ‚Stuhl‘ sagen!“ Und die hochqualifizierten Honorardozenten für Deutsch als Zweitsprache, welche später dann die offiziellen „Integrationskurse“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchführen, können zusehen, wie sie die gutwollend, aber unwissentlich falsch angelegten und tief eingefrästen Strukturen (z. B. Verwendung von Infinitiven etc.) im Sprach-Estrich der Neubürger wieder glattstreichen. Aber gut: Das ist primär das Versäumnis des BAMF, das wertvolle Zeit verstreichen lässt und nur denjenigen Flüchtlingen Sprachkurse gewährt, die einen „Status“ haben.

Skurril allerdings und unterhaltsamer Beleg eingangs genannter These ist diese herrliche „Fütterungswarnung“ auf der Infoseite von Asylnetz Sigmaringen:

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Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Asylnetz Sigmaringen

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Asylnetz Sigmaringen (Zum Vergrößern anklicken!)

 

Die Verhaltensmuster scheinen hier die nämlichen zu sein wie bei German „Tierliebe“: Den putzigen Wesen hinter dem Zaun, der hier vermutlich die Milch einschießen lässt, werden Leckerchen zugeworfen – wie bei Ponys, Ziegen und anderen Knuddelobjekten deutscher „Wohltätigkeit“. Aber die Sigmaringer machen sonst ja auch noch ganz tolle Sachen!

Spannend wird das Verhältnis zwischen den Willkommenskultur-Dutzi-Dutzi-Deutschen und den potenziellen Neubürgern in dem Moment, wo die vormals Hilfsbedürftigen für sich Autonomie und Emanzipation von der deutschen Wohltätigkeit reklamieren. Schützlinge in Tierheimen, die solches wagen, pokern hoch …


Übernächstenliebe

By the way: Der Hinweis von Asylnetz Sigmaringen „Für Weihnachten 2015 können allerdings keine weiteren Geschenke mehr angenommen werden“ erweckt zumindest in mir ein „Störgefühl“ (Diktum Martin Rütter). Glücklicherweise liegt zu diesem befremdlichen Phänomen schon eine Analyse vor: Übernächstenliebe! Pech für das deutsche Prekariat. Und repräsentative Umfragen dazu, ob bei Hartz-IV-Kindern im Landkreis Sigmaringen wirklich keine Kapazitäten mehr für „Geschenke“ vorhanden sind, fehlen.

 

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