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TS31/16: Satire, Gegensatire, Realsatire und Keinesatire

+++ Lutz Bachmann fällt auf Satire rein
Es ist ja nicht das erste Mal, dass diese Dummbatzen von Pegida auf Satire reinfallen. Umso erstaunlicher, dass sie nicht lernen, allmählich einmal etwas genauer hinzuschauen. Und immer gleich auf der ganz großen Bühne, wie Mopo24 berichtet. In einer Rede am Montagabend vor 3.000 Zuhörern bezog sich der Pegida-Headman Lutz Bachmann bei seiner Pressehetze auf einen Artikel von Philip Meinhold in der taz Weg mit dem Kretin! – „ein notwendiges Manifest zur Abschaffung Deutschlands“. Der Artikel verrate das Volk, so der Hitler-Laiendarsteller Bachmann bei der Exekution seiner Textinkompetenz in aller Öffentlichkeit. Er wolle gegen die Autoren klagen.
Bachmann hatte die Satire nicht erkannt.

Dabei hilft schon ein Blick auf die taz-Rubrik weiter: „Wahrheit“ – eine ausgewiesene Satire-Seite. Meinhold greift tief in den stilistischen Werkzeugkasten der Gattung und lässt an Überspitzung nichts aus. Da wird Deutschland als „eine stinkige und stückige Lage Erbrochenes“ bezeichnet, als „Staat gewordene Kloake“. Oder geschichtsbewusst so:

Um überhaupt etwas Tugendhaftes zu haben, auf das er stolz sein kann, hat der Deutsche die Gefängnisaufseher- und Generalmajor-Eigenschaften Fleiß und Treue, Disziplin und Sauberkeit, Pünktlichkeit, Kadavergehorsam und Ordnungsliebe kurzerhand zu Sekundärtugenden erhoben – Eigenschaften, mit denen man auch hervorragend ein Konzentrationslager betreiben kann, was bekanntlich die einzig je bekannt gewordene Tätigkeit ist, bei der der Deutsche mit so etwas wie aufrichtiger Freude und Leidenschaft bei der Sache war.
(Philip Meinhold in taz 27.02.16: „Weg mit dem Kretin!“)

Die Mopo kommentiert bedauernd, dass die Bachmann-Zuhörer auf dem Neumarkt leider nicht die Chance hatten zu erfahren, um welche Textgattung es sich handelt.
Auch die Leipziger Volkszeitung berichtet. Weiterlesen

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