TS108/15: Satire: Fast alle können es besser als „Denkfunk“

Durch die „Aufregung“ der vergangenen Tage bin ich im Verzug mit den TagesSenf-Meldungen. Die erste derer in dieser Sammlung etwa wurde schon am 26. August geschrieben – also, und das ist mir wichtig zu betonen, VOR dem Prangertext gegen SatireSenf.de auf den NachDenkSeiten. Das Outing dort hat übrigens – und das wird den Lesern der NDS meiner Meinung nach unterschlagen – ausschließlich etwas mit der SaSe-Kritik an dem angeblichen Gegenöffentlichkeitsprojekt Denkfunk zu tun. Artikel dazu folgen. Diese völlig unverhältnismäßige Maßnahme der personell mit Denkfunk verflochtenen NDS jedoch wertet die SaSe-Kritik an Denkfunk auf und bestätigt ihre grundsätzliche Berechtigung. Auch wenn deren Agenda immer noch nicht klar ist!
Das folgende Lob für ein Denkfunk-Video ist also nicht Produkt der erzieherischen Maßnahmen von Albrecht Müller und Professor Mausfeld, sondern unabhängige eigene Einschätzung und ehrliches Lob. 


+++ „Denkfunk“: Helene Mierscheid über Pressefreiheit
Fundiert, informativ, hilfreich: In einem aktuellen Denkfunk-Beitrag beschäftigt sich die Kabarettistin Helene Mierscheid zwar satire- und humorfrei, aber sehr informativ mit dem Thema Pressefreiheit. Unter anderem berichtet sie persönliche Erfahrungen aus Redaktionen und mit Journalisten. Sie gewichtet die leider viel zu häufige Tendenz der Medienkritik in Richtung Verschwörungstheorie mit Fakten gegen: Sachzwänge aus schierer Arbeitsüberlastung, Vorgaben von Chefredaktionen, Gefälligkeitsjournalismus und berufsinduzierte Opportunismus. Dazu noch Mierscheids sympathische Art! Ein gelungener Beitrag!
Dass die Denkfunk-Männer ihren Kolleginnen jedoch nicht das Wasser reichen können, beweist gleich anschließend Urban Priol mit seiner abwertenden Pauschalisierung von Rentnern. Entsprechend sind die User-Kommentare.


+++ YouTuber Lust Juca satirisch zur Flüchtlingsdebatte
Ein Element der SatireSenf-Kritik an Denkfunk als Zusammenschluss von (auch) Kabarettisten und Satirikern ist bekanntlich die, dass die Beiträge/Videos überhaupt nichts mehr mit Satire und Kabarett zu tun haben (z. B. SaSe38). Sie sind moralinsauer und nicht lustig. Aber auch diese Kritik ist schon wieder einzuschränken: Denn gerade vergangene Woche wurden die Denkfunk-Videos vereinzelt (hier, hier und hier), wieder etwas leichtfüßiger mit satirischen Elementen. Ich möchte mich nicht in den Größenwahn verbeißen, dass diese Tendenz eine Reaktion auf die SaSe-Kritik ist.
Tatsächlich satirisch dagegen geht der YouTuber Lust Juca an das Flüchtlingsthema heran. Unter dem Motto „Dumme sagen dumme Sachen“ hat er ein Interview mit dem Nazi Ronny fingiert. Der spricht Originalpostings der Rassisten und Hasstisten nach und macht damit den diesen innewohnenden Dummfug besonders eindrücklich. Damit hat sich Lust Juca auch eine Berichterstattung auf n-tv verdient.

 

+++ „Postillon“ bewährt sich satirisch am aktuellen Flüchtlingsthema
Auch der Satire-Blog Postillon bewährt sich am aktuellen Flüchtlingsthema, ohne dabei das Feld der Satire zu verlassen. Am 26. August veröffentlicht der Herausgeber Stefan Sichermann die Satire: Flüchtling renkt seinen Unterkiefer aus und verspeist blondes deutsches Kind bei lebendigem Leib. Die Satire trifft den Nerv der vorgeschobenen Ängste der als „Asylkritiker“ verharmlosten Rassisten, überhöht diese Angst und stellt sie damit bloß.
Zwei Tage später zeigt der Postillon, dass der/das Blog seine satirische Schärfe dem Zynismus der Politik dynamisch anzupassen versteht. In Reaktion auf die erstickten Flüchtlinge im Tiefkühllaster pointiert er die teilweise zynischen Reaktionen von Politikern mit: Alles wieder gut: Österreich versenkt Laster mit 71 toten Flüchtlingen im Mittelmeer.


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„HuffPo“ satirisch zum Flüchtlingsthema

Auch Sabrina Hoffmann zeigt sich bei der satirischen Bearbeitung des Flüchtlingsthemas den Autoren und Kabarettisten des angeblichen Gegenöffentlichkeitsprojekt Denkfunk weit überlegen. Dabei nimmt sie expressis verbis ein neues Stilmittel des Kabaretts auf, den „emotionalen Moment“. Ihre Satire in der HuffingtonPost vom 26. August 2015 Emotionaler Moment: In Heidenau tröstet Merkel einen weinenden Nazi kritisiert die mangelnde klare Positionierung Regierungsverantwortlicher zu den Exzessen in Heidenau und andernorts.

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