TS4/15: Offener Brief an Volker Pispers in der HuffPo

Die Huffington Post veröffentlicht am 9. März 2015 einen offenen Brief von dem Journalisten Sebastian Christ an den Kabarettisten Volker Pispers: „Der Kabarettist, der die Deutschen für dumm verkauft“. 

Darin belehrt der Autor Pispers zunächst über etwas, was dieser vermutlich selbst weiß: die Herkunft des Konzepts vom „investigativen Kabarett“ aus Amerika. Es folgt das ausdrückliche Lob für die berühmte Anstalt-Sendung 2014, in der Claus von Wagner und Max Uthoff das Engagement von prominenten Journalisten bei den einschlägigen Lobbyverbänden thematisiert hatten.

Von dort aus geht Christ zum Angriff über. Seine Empörungsquelle ist Pispers Anmoderation beim Deutschen Kleinkunstpreis 2015 in Mainz. Christ wirft ihm vor, die Unwahrheit zu erzählen und seine Anhänger für dumm zu verkaufen. Anhand einzelner Zitate konstatiert er für Pispers eine Begrenztheit des Blicks und des Denkens sowie die Unzulänglichkeit seines Weltbilds, Desinteresse am Schicksal der Völker zwischen deutscher Ost- und russischer Westgrenze, Blindheit, Kalkül und das Austoben an Schwachen.

Nee, mehr wirft er ihm dann nicht mehr vor.

Der offene Brief endet mit der höhnischen Einladung an Volker Pispers, doch bitte endlich im Jahr 2015 anzukommen.


Wer schreibt?
Schaut man sich die Liste der jüngeren Artikel von Christ bei der Huffington Post an, lässt sich eine bestimmte politische Windrichtung vermuten (Artikelauswahl  nach Kontext mit Pispers-Kritik):

> 05.03.15: Putin-Talk bei "Anne Will": Dialoge wie in einem schlechten Mafiafilm
> 04.03.15: Die 5 schlimmsten Irrtümer aller, die an Putins Propaganda glauben
> 03.03.15: Russische Zeitung liefert eindeutigen Beweis dafür, dass Putin Krieg in der Ukraine führt
> 26.02.15: Neues Ziel Moldau? Diese 5 Dinge könnten Putin an dem Land reizen
> 25.02.15: Dieses Geheimpapier zeigt, wie sorgfältig Putin eine Ukraine-Eroberung geplant hat

Für seinen Facebook-Account hat Christ wohl nicht so viel Zeit: Nach einigen Postings aus dem Jahr 2012 datiert der letzte Eintrag vom 10. Oktober 2014: „1 Jahr HuffPo und 12 Dinge, die wir gelernt haben“.

Bei Droemer-Knaur findet sich dieses Kurzporträt:

Sebastian Christ, Jahrgang 1981, ist Journalist beim Handelsblatt. Nach seinem freiwillig verlängerten Wehrdienst in seiner Heimatstadt Frankenberg in Nordhessen hat er in München studiert und zeitgleich eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule München absolviert. Danach war er für stern.de zwei Jahre lang als Parlamentskorrespondent tätig. Für seine journalistischen Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Axel-Springer-Preis.
(dromer-knaur: Sebastian Christ)

Auf Mikrotext.de lässt sich das Personenwissen im Kontext mit Christs Buch „Mein Brief an die NSA“ wie folgt erweitern:

Sebastian Christ wurde 1981 in Frankenberg (Nordhessen) geboren. Von 2001 bis 2007 absolvierte er ein Journalistik-Studium in München, verbunden mit einer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Nebenher schrieb er als freier Journalist unter anderem für Spiegel Online, DIE ZEIT und den Münchner Merkur. Während eines Auslandssemesters in Washington D.C. entdeckte er seine Leidenschaft für den literarischen Journalismus. Erste Reisen nach Amerika, Osteuropa und in den Orient folgten. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre als Parlamentsredakteur für stern.de. Seine jüngsten Recherchereisen führten ihn unter anderem nach Kaschmir, Kurdistan und in den Irak. Er veröffentlichte den Praktikantenroman „… und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!“ (2009), den Kriegsbericht aus Afghanistan „Das Knurren der Panzer im Frühling“ (2011). Zuletzt finanzierte er über eine Crowdfunding-Kampagne seine Wanderreportage „Was von Deutschland übrig bleibt“ (2013). Für seine Arbeit erhielt er 2005 und 2009 den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten. Derzeit arbeitet er als Parlamentsredakteur der Huffington Post Deutschland.
(Mikrotext.de, Sebastian Christ: Mein Brief an die NSA. Auf der Suche nach meinen Daten).

 

Pispers Fanpage: souveräne Reaktion
Achtung: Die Seite „Volkers Pispers“ auf Facebook wird mitnichten von dem Kabarettisten selbst betrieben. Im „Info“ wird darauf hingewiesen, dass es sich um eine Fanpage handelt. (Alles andere würde (SaSe) auch enttäuschen ..)

Die Fans immerhin enttäuschen in ihrer Reaktion auf den offenen Brief nicht und reagieren mit der Souveränität, die man von dem Kabarettisten selbst erwarten würde.  Mit dem lakonischen Kommentar „Auch Kritik muss erlaubt sein ….“ wird der HuffPo-Text verlinkt.

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