TS49/15: Bassem Youssef + Recherche-Discounter + Comedy-Karneval + Anstalt-Kritik + Andre Vitchek

+++ Bassem Youssef: Die ganz große Bühne für Ägyptens Satire-Star
In Ägypten ist er ein Star, der aus Angst um sein Leben dort nicht mehr auf Sendung geht: der Polit-Satiriker Bassem Youssef. Jetzt wird ihm eine ganz besondere Ehre zuteil: Er wird die Emmy-Preisverleihung im November 2015 in New York moderieren. Die Süddeutsche.de zeichnet seinen Werdegang nach und stellt seine Pläne vor. 


+++ Satire nicht erkannt: "Focus online", der Recherche-Discounter
Die medienkritische Republik lacht: über Focus online. Die Redakteure dort hatten diese Meldung der Satire-Seite Waterford Whispers News ernstgenommen und als Faktenbericht weiter verbreitet. Nachdem sich als erster BILD-Blog darüber amüsiert hatte, versuchte Focus online halb verschämt zurückzurudern, ohne den Fehler ehrlich einzugestehen. Jetzt geht der Fall erst recht durch die Medien: Bildblog, Osnabrücker Zeitung, Vice.


+++ Jan Böhmermann kritisiert Comedy-Sendungen im Privatfernsehen
Nicht jeder Heißluft-Output des Hans-Dampf-in-allen-Gassen Jan Böhmermann ist berichtenswert. Im Interview mit der Süddeutschen jedoch kritisiert Böhmermann angenehm zutreffend die Comedy-Sendungen insbesondere des Privatfernsehens. Das greift auch der stern auf. Da der Süddeutsche-Artikel hinter einer Bezahlschranke liegt, ist der abo-lose Leser auf die Zusammenfassung dort angewiesen. Zu erfahren: Die deutsche Comedy sei ein Versuch, mit den Mitteln des Karnevals Kabarett zu machen. Und Karneval findet Böhmermann "reaktionär". "Der Humorprofi ist vom Karneval eher angewidert" (Quelle).
SaSe-Ergänzung: Diese Kritik hinsichtlich der Mittel des Karnevals gilt allerdings nicht nur für das Kabarett; sie gilt im verstärkten Maße für jüngere Aktionen von DIE PARTEI auf Lokal- und Regionalebene.


+++ Späte TV-Kritik: "Die Anstalt" verspiele Emanzipationschancen
Warum nicht auch mal etwas später eine Fernsehsendung kritisieren? Erst recht, wenn es sich nicht um eine TV-Kritik im klassischen Sinne, sondern um eine Expertise handelt? Auf Telepolis wirft Stephan Schleim, assoziierter Professor für Theoretische Psychologie an der Universität Groningen,  in einer TV-Kritik am 15.05.2015 zu der Die Anstalt-Sendung vom 28.04.15 (SaSe-TV-Kritik hier) den Verantwortlichen vor, Rollenbilder zu festigen statt die Emanzipation voranzubringen. So erhalte die berechtigte Kritik ein falsches Gesicht, denn im Grundsatz sei es das geschlechtsblinde ökonomische Denken, das Entscheidungen gegen die Nutzenmaximierung (von Arbeitnehmern) bestrafe. Damit erliege Die Anstalt der Versuchung, einen verbreiteten Fehler in der Debatte zu wiederholen – was sich nicht mit ihrem journalistischen Anspruch vereinbaren lasse!  Der Autor beschäftigt sich intensiv mit dem Thema und geißelt u. a. einen als Karriereberatung missverstandenen Feminismus.


+++ Sprit für Satiriker: Subkutan-Text von Andre Vitchek
Für alle Satiriker und Kabarettisten, denen angesichts der offensichtlichen Aussichtslosigkeit des Stemmens gegen den globalen Irrsinn die Kraft ausgehen möchte, sei auf diesen Appell des Philosophen, Romanciers, Filmemachers und investigativen Journalisten Andre Vitchek verwiesen, der in deutscher Übersetzung auf dem Blog Propagandaschau veröffentlicht wurde. 

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