+++ Marketinggeifer: „Satire ist eine Klickmaschine“
Das sagen „Marketer“, schreibt Horizont.net unter dem Titel Warum Satire-Artikel so oft geteilt werden und was Marketer daraus lernen können. Beispiel ist – natürlich – der Postillon als „deutsches Flagschiff des bissigen Gesellschaftskommentars“. Das reale Wirkpotenzial der Satire wird am Beispiel eines aktuellen satirischen Postillon-Ratgebertextes skizziert. Stefan Sichermann hatte Hundehaltern empfohlen, bei Sommerhitze im Auto zurückgelassenen Hunden Backpapier zu unterlegen, um Verschmutzungen der Sitze beim Hitzetod zu vermeiden.
Das hohe Potenzial der Satire zum viralen Hit möchte auch die Werbebranche nutzen mit dem anvisierten Dreischritt: Gelesen – gelacht – gekauft! Der Autovermieter Sixt und die Werbeagentur Jung von Matt zeigten immer wieder, wie gut Satire im Marketing funktioniere.
+++ Die "Schwäbische Zeitung" versucht’s mit Satire
Wenn schon aus der Headline dieser TS-Meldung eine gewisse Skepsis quillt, nährt sich diese vorzüglich aus regionaler Betroffenheit. Denn in Baden-Württemberg sind viele Leser weiträumig von der journalistischen Zumutung Schwäbische Zeitung betroffen! In der mutigen Rubrik „Aus aller Welt“ (!) setzt sich ein nicht näher bezeichneter Autor unter dem Warnhinweis „Satire“ mit der geschmacklosen Äußerung des baden-württembergischen CDU-Landeschef Thomas Strobl auseinander: „Der Grieche hat jetzt lang genug genervt. Jetzt hoffen wir, dass es eine gute Lösung gibt“. Dabei muss das satirische Potenzial der Schwäbischen in wenigen ironischen Bemerkungen unterkommen: „Zwei schöne Sätze. Zwei sehr durchdachte Sätze. Ausfluss einer messerscharfen Analyse“. Für das schon nominierte „Unwort des Jahres“ käme diese Äußerung als Satz gar nicht in Frage. Außerdem sei noch keine klare Referenz hergestellt.
Senf: Postillon-Qualitäten erreichen die Versuche-ich-mal-Satire-Schreiber bei der Schwäbischen nie! Aber der Anspruch im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung ist tief genug, dass auch Obiges Freude zu bereiten vermag.
+++ Wohlige Genugtuung durch "Postillon"-Satire über Schäuble
Es heißt Eulen nach Athen tragen, wer Postillon-Satiren überhaupt noch bespricht. Aber mit dem satirischen Schäuble-Interview Ich habe eigentlich den Kopf von Varoufakis auf einem Silbertablett gefordert vom 14.07.2015 verschafft Stefan Sichermann allen Griechenland-Krise-Erschöpften und durch die Grausamkeiten-Vereinbarungen Frustrierten sowie durch die Manipulation der Medien Entsetzten Wonnen in psychologisch relevantem Ausmaß! Das gewählte Format ist ein Interview. Dabei verlässt Sichermann zu keinem Zeitpunkt den satirischen Rahmen. Er bringt die unfassbaren Zynismen aus der Diktatur der supranationalen Finanzeliten elegant auf den Punkt (1344 Jahre für die Schuldentilgung; das jetzt noch verstärkte Leiden der griechischen Bevölkerung; Bedienung der Griechenland-Klischees etc.).
Diese Satire ist eine seelische Wohltat! Sie bekräftigt den sensationellen Erfolg von Deutschlands prominentestem Satireblog! Und mit Kolonie Deutsch-Südosteuropa verabschiedet auf Geheiß Berlins neue Gesetze lädt der Postillon am folgenden Tag gleich noch einmal nach.