TS94/15: „Focus“-Fake + Flagge-Klau + Terror-Satire + Löwenmord + Zensur

+++ "Metronaut"-Satire mit gefälschtem "Focus"-Cover macht Furore
Der Blog Metronaut segelt gern hoch am satirischen Wind. Im Februar dieses Jahres hatten sich die Satiriker dort eine doppelte Abmahnung wegen ihrer Plakate zur Olympia-Bewerbung Berlins in Anspielung auf die Spiele 1936 eingefangen. Jetzt hat der Blog seinen nächsten Treffer mit einem gefakten Titelblatt für den Focus gelandet. Das für die Neue Rechte, Rechtsnationale und Ausländerfeinde süße Versprechen sei der Titel der nächsten Focus-Ausgabe: Was Sie jetzt gegen Flüchtlinge tun können. Mit diesem Fake-Cover hat Metronaut das Optimum satirischen Wirkpotenzials erreicht:  Die Leser nehmen es ernst! Und: Berichterstattung über den Mediendienst Meedia sowie eine Empfehlung bei den Blogrebellen. (Und jetzt auch noch Kuratierung bei SaSe!)


+++ Kakao-Choreografie: "Sonnenstaatland" stibitzt Reichsbürger-Flagge
Pointierte satirische Aktionen scheinen mir angesichts der aktuellen politischen Situation dem reinen satirischen Blabla (oft sogar noch ohne jeden Witz und Satire wie hier) überlegen. Erneut setzt die Satiriker-Gruppe vom Sonnenstaatland (SSL), welche die Wahnwichtel der Reichsbürgerbewegung seit Jahren liebevoll betreuen, Akzente (vgl. TS92/15). Einem SSL-Aktionsteam ist es gelungen, sich in den frühen Morgenstunden des 31. Juli 2015 des textilen Hoheitszeichens des sogenannten Königreichs Deutschland unter dem mental desorientierten Regenten Peter Fitzek zu bemächtigen. Nach Mitteilung des SSL befinde sich das Hoheitssymbol momentan im Tresor bei den anderen Staatsschätzen.
SaSe-Vorschlag: Der Flagge des "Königreichs Deutschland" sollte – schon aus humanitären Gründen – hin und wieder Freigang gewährt werden? Eine Rundreise durch vorrangig östliche Bundesländer, wo sie hier und dort auf imposanten Misthäufen, über Klärgruben und vor den väterlich-schützenden Armen der Zufahrten zu den psychiatrischen Landesanstalten frische Luft schnappen darf, müsste dann fotodokumentarisch festgehalten und veröffentlicht werden. Der braune Mist soll schließlich Flagge zeigen?


+++ Irak: Satire als einzig mögliche Gegenpropaganda zum "IS"
Im irakischen Mossul gebe es nur noch ein Gegenmittel  zur "IS"-Propaganda: Satire. Denn in der Tigris-Stadt arbeiten von den ehemals 250 Journalisten keine mehr. Die FAZ berichtet innerhalb einer Artikelserie über das „Leben im „Islamischen Staat“ zum Lachen über die Terrormiliz und die im Irak populäre Satire-Sendung Selfie des saudischen Komikers Nasser al Qasabi.


+++ Christoph Rottwilm zum Abschuss von Afrikas berühmtesten Löwen "Cecil"
Neben den politischen Aufregerthemen der vergangenen Woche wie etwa #landesverrat gab es noch den geopolitischen Skandal um den amerikanischen Zahnarzt Walter Palma, der in Simbabwe illegal den berühmtesten Löwen des Landes, "Cecil",  abgeknallt hatte (Spiegel). Gut platziert im manager magazin nimmt Christoph Rottwilm (vgl. auch TS78/15) die Argumentation der Jäger satirisch auseinander. Dabei verdienen der Erscheinungsort und das Thema dieser Satire (hat primär nichts mit „Wirtschaft“ zu tun) besonderes Augenmerk. Denn in einem Manager-Magazin erreicht sie sicherlich mehr Individuen der tatsächlich angesprochenen Zielgruppe als auf den Internetpräsenzen der Tier- und Artenschützer (verkaufte Auflage nach Wiki über 100.000 Exemplare). Rottwilm ironisiert die Argumentation der Jäger, mit dem Abknallen von Löwen und anderen Mitgeschöpfen zentrale Tier- und Naturschutzaufgaben wahrzunehmen.


+++ Frankreich: Nun doch  Aus für die Polit-Satire-Puppen von "Guignols de l’info"
Erst sah es doch gut aus, wie TS77/15 behauptete: Die vom Sender Canal+ geplante Absetzung der populären französischen Polit-Satire-Sendung Guignols de l’info („Kasperltheater der Nachrichten“) sollte nach einem Proteststurm der Fans mit einem Solidaritätsaufruf verhindert werden. Das habe nicht geklappt, wie der österreichische Standard jetzt berichtet. Dabei hätte die „langlebigste Polit-Muppet-Show der Welt“ einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde verdient. Zwar werde es die Sendung weiter geben, aber nur noch im PayTV von Canal+. Und die bisherigen Macher werden allesamt entlassen. Französische Zeitungen sehen politische Gründe hinter dieser den Publikumswünschen widersprechenden Programmentscheidung.

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