TS157/15: Beredtes Schweigen + Letzter Vorhang + Verladener Gast + Couragierte Hermann

+++ „Die Anstalt“ 08.12.2015: Kritiker-Schweigen
Die jüngste Ausgabe von Die Anstalt am 8. Dezember 2015 (Mediathek) mit den Themen Terror und Krieg ist der ausführlichen TV-Kritik würdig. Nachdem ich selbst mehrfach darauf hingewiesen habe, dass die Sendung und ihre Macher aufgrund ihrer Verwicklungen in die intransparente Denkfunk-Agglomeration (für mich) jede Glaubwürdigkeit verloren haben, steht SaSe eine „reguläre“ TV-Kritik nicht mehr zu Gesicht.
Was sich bisher ansonsten als offizielle TV-Kritik findet, ist leider mehr als dürftig. Die klar linke Freiheitsliebe, namentlich Julius Jamal, ist zwar voll des Lobes, findet für dieses Lob allerdings kaum Worte. Die Anstalt, „wohl die beste deutsche Kabarettsendung“, finde sich zum Jahresende in Bestform. Nach einer dreizeiligen Inhaltsangabe folgt eine dreizeilige Bewertung. Echte Begeisterung sieht anders aus?
Der Tagesspiegel macht in einem Kommentar zur ausufernden Hasskultur in Deutschland eine unklare, weil referenzlose Andeutung: „ […] alles ein Fall für die Anstalt“. Für welche Anstalt? Für Die Anstalt?

Tilo Jung, (umstrittener1 umstrittener2) Betreiber des Videokanals Jung & naiv, freut sich auf Facebook verständlicherweise darüber, dass seine Arbeit (pointierte Fragen in den Bundespressekonferenzen) in der Sendung thematisiert weil parodiert wurde. Er bewertet das als „Ritterschlag“. Auf dem Jung-und-naiv-Facebook-Account erhebt sich dann auch eine lebhafte Diskussion (bis jetzt: 500 Kommentare).

Ansonsten sieht es mau aus mit Medien-Reaktionen und TV-Kritiken auf die Sendung. Abwarten? Aber wenn die Sendung wirklich so toll („beste Kabarettsendung“), die Themen brandaktuell (Terror und Krieg), ihre Macher glaubwürdig sind, müssten sich dann nicht ein paar TV-Kritiken mehr und vor allem mit mehr Worten i. e. Argumenten und Belegstellen finden? Oder trauen sich die Journalisten nicht mehr, weil eine kritische Würdigung von den Marketingexperten und Fans der Sendung reflexartig der Lügenpresse“ zugeschlagen wird?
Jetzt habe ich’s: Wahrscheinlich liegen beim Spiegel, der FAZ, bei der ZEIT und anderen „Leitmedien“ eine Direktive der Eliten vor, die Sendung zu ignorieren. Extra3 hatte in der Sendung am Mittwochabend eingestanden, wie das bei der „Lügenpresse“ so abgeht.


+++ Letzer Vorhang für Volker Pispers
Die Westdeutsche Zeitung veröffentlicht einen Leserkommentar zum letzten Bühnenauftritt von Volker Pispers: „Einer der bekanntesten politischen Kabarettisten in Deutschland nimmt im Düsseldorfer Savoy-Theater Abschied von seinem Publikum“. Der Kommentar weist darauf hin, dass Pispers keine Gründe für seine Entscheidung und den frühen „Ruhestand“ genannt habe und fasst noch einmal die dominanten Themen des prominenten Kabarettisten zusammen, ohne dabei auf Kritik zu verzichten.


+++ „Titanic“: Gastkommentar Jürgen Todenhöfer
Bisher können wir uns in der Satirebranche ja nicht gerade über den Overkill an humoristischen Bearbeitungen der jüngsten Naidoo-Kapriolen beschweren. Titanic legt wunderbar vor.


+++ „Erzählmirnix“: Hut ab vor so viel Zivilcourage!
Der Blog Erzählmirnix von Nadja Hermann kommt in den kuratierten Meldungen auf SaSe häufiger vor: heute allerdings mit einem ausdrücklichen und raumgreifenden Lob. Hermann kritisiert in diesem Comic einen Aufruf im Internet, die zweifelsohne kritikwürdige Partei Alternative für Deutschland (AfD) unter Ausnutzung der Gebühren bei PayPal kaputt zu spenden. Solche Aktionen sind inakzeptabel, undemokratisch und hinterhältig. Aber sich von derart perfiden politischen Vorgehensweisen, auch wenn sie sich gegen eine hetzerische Partei wenden, klar abzugrenzen, das erfordert heutzutage schon extrem viel Mut und fällt für mich in die Sparte Zivilcourage! Nadja Hermann hat sie gezeigt.

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