Tag Archiv:Tilo Jung

PB6: Die Bundespressekonferenz in der Intensivstation

„Pressebondage“ auf kommunalpolitischer Ebene verläuft auf dem Technikniveau des Neandertalers: Keule über die Omme d. h. einfach keine Antwort.

Wie viel technisches bzw. sprachliches Entwicklungspotential in dieser hohen Kunst des Ad-absurdum-Führens von „Presseinformation“ steckt, zeigt jede Woche die Bundespressekonferenz (BPK). Ich bin ein regelmäßiger Zuschauer dieser. Und immer wieder steht mir der Mund offen ob der rhetorischen Exzellenz, mit der die Pressesprecher der verschiedenen Ministerien den Fragen der Journalisten antworten, ohne irgendeine Auskunft zu geben.

Wer sich als Junger oder Naiver oder Desinteressierter für die BPK interessiert, ist bei dem YouTuber Tilo Jung und seinem gleichnamigen Kanal – Jung & Naiv – bestens aufgehoben (interessantes Jung-Interview). Jung, innerhalb der BPK aufgrund seiner pointierten Fragen als Enfant terrible gefürchtet,  dokumentiert jede einzelne dieser doch sehr aufschlussreichen Veranstaltungen.

Die finale satirische Bearbeitung des BPK-Phänomens Antworten-ohne-Auskunft hat jetzt das NDR-Satire-Magazin Intensivstation hervorgebracht. Das fiktive satirische Setting: Ein Bewerber um die Stelle als Regierungssprecher wird in der BPK befragt. Dabei gibt er weder seinen Namen preis noch bestätigt er überhaupt, dass es sich um eine Bewerbung handelt.

Ja, genau so laufen die Pressekonferenzen dort in der Regel ab! Bitte hören Sie selbst ab Sendeminute 00:35:42 hier (ca. 5 Minuten). Motto „Inhalte überwinden“ oder „Ich habe dazu ausführlich nichts gesagt. Mehr ist dem nicht hinzuzufügen.“

TS3/16: Kalkofe + „Denkfunk“ + Tilo Jung + „Datteltäter“ + Satire-Check

+++ „BILD“ pusht Kalkofes Pegidioten-Parodie
Berichterstattung in der BILD ist für einen Satiriker nicht unbedingt erstrebenswert, in diesem Fall aber zielführend. Das Schmierblatt lettert fett: Hier veräppelt Kalkofe NPD und Pegida. So kriegen es wenigstens genügend Leser mit! Oliver Kalkofes Parodie in seinem satirischen Jahresrückblick „Fresse 2015“ sei „erschreckend nah an der rechtspopulistischen Wirklichkeit“, kommentieren die, welche es wissen müssen, weil sie diese jahrelang mitgestaltet haben.

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+++ „Denkfunk“ berät Vermögensretter
Satire geschieht bei Denkfunk dann eher auch unabsichtlich: Zum Beispiel wenn diese ganz besondere Kabarettistenvereinigung ein Beratungsvideo für diejenigen anbietet, die Vermögen (zu retten) haben.
Dazu passend auch diese Schroeder-Reflexionen über Satiriker, die zwar immer anbiedernd über das Prekariat schwadronieren, bei direktem Kontakt mit diesem aber weiträumig die Flucht ergreifen! Weiterlesen

TS157/15: Beredtes Schweigen + Letzter Vorhang + Verladener Gast + Couragierte Hermann

+++ „Die Anstalt“ 08.12.2015: Kritiker-Schweigen
Die jüngste Ausgabe von Die Anstalt am 8. Dezember 2015 (Mediathek) mit den Themen Terror und Krieg ist der ausführlichen TV-Kritik würdig. Nachdem ich selbst mehrfach darauf hingewiesen habe, dass die Sendung und ihre Macher aufgrund ihrer Verwicklungen in die intransparente Denkfunk-Agglomeration (für mich) jede Glaubwürdigkeit verloren haben, steht SaSe eine „reguläre“ TV-Kritik nicht mehr zu Gesicht.
Was sich bisher ansonsten als offizielle TV-Kritik findet, ist leider mehr als dürftig. Die klar linke Freiheitsliebe, namentlich Julius Jamal, ist zwar voll des Lobes, findet für dieses Lob allerdings kaum Worte. Die Anstalt, „wohl die beste deutsche Kabarettsendung“, finde sich zum Jahresende in Bestform. Nach einer dreizeiligen Inhaltsangabe folgt eine dreizeilige Bewertung. Echte Begeisterung sieht anders aus?
Der Tagesspiegel macht in einem Kommentar zur ausufernden Hasskultur in Deutschland eine unklare, weil referenzlose Andeutung: „ […] alles ein Fall für die Anstalt“. Für welche Anstalt? Für Die Anstalt?

Tilo Jung, (umstrittener1 umstrittener2) Betreiber des Videokanals Jung & naiv, freut sich auf Facebook verständlicherweise darüber, dass seine Arbeit (pointierte Fragen in den Bundespressekonferenzen) in der Sendung thematisiert weil parodiert wurde. Er bewertet das als „Ritterschlag“. Auf dem Jung-und-naiv-Facebook-Account erhebt sich dann auch eine lebhafte Diskussion (bis jetzt: 500 Kommentare). Weiterlesen

TS124/15: Grass für Arme + Verloren + لودفيغسبورغ + Kritikerstempel

+++ Didi Hallervorden als „Grass für Arme“
Auch der Publizist Michael Wuliger erhebt in der Jüdischen-Allgemeinen massive Kritik an dem von einzelnen Autoren als „antisemitisch“ klassifzierten Liedchen „Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)“ des Komikers Dieter Hallervorden (vgl. dazu auch TS117/15, SaSe45). Mut mache der Song vor allem der rechts-linken Querfront von Antiamerikanern, „Israelkritikern“ und Verschwörungstheoretikern.


+++ Bittere Niederlage für fernsehkritik.tv vor dem Landgericht Köln
Der Prozess der Super Nanny Katharina Saalfrank gegen das Online-Magazin fernsehkritik.tv zog sich zweieinhalb Jahre hin. Holger Kreymeier hatte 2011 in der Video-Folge 77 scharfe Kritik an Saalfrank und ihren Umgang mit der Darsteller-Familie geübt. Dabei ging es um eine Sendefolge der „Super Nanny“ aus dem Jahr 2008. Die ist übrigens – zensiert nach den jüngsten gerichtlichen Vorgaben, aber immer noch SEHR aussagekräftig – weiterhin online.
Das Landgericht Köln hat nun entschieden, sieben der acht von Saalfrank geforderten Unterlassungsbegehren stattzugeben. Fernsehkritik.tv kündigt laut Meedia an, nicht in Berufung gehen zu wollen, weil Saalfrank im deutschen Fernsehen keine Rolle mehr spiele. Stellung zum Urteil nimmt Kreymeier hier (sehr mühsames Skype-Video: schlecht ausgeleuchtet; chaotisch; weniger kluge Äußerungen von Kreymeier wie „Das Gericht war nicht wirklich auf unserer Seite“ etc.).
Die Differenzen zwischen Saalfrank und fernsehkritik.tv waren schon früh von der Holzpresse aufgegriffen worden: z. B. Welt. Wie einzelne Verhandlungen während dieses langjährigen Verfahrens aus Sicht des Medienkritikers abgelaufen sind, beschreibt er hier.
Kreymeier hatte auch schon den sogenannten T-Shirt-Prozess gegen RTL verloren. Weiterlesen

TS114/15: Entgleister Polak + Mutige Carolin + Veräppelte Ahlener + Züchtende Anwälte + Kackige Scheiße

+++ Oliver Polaks Entgleisung gegenüber Tilo Jung
Jungle World hat vergangene Woche einen treffenden Artikel zum Thema Antisemitismus veröffentlicht: Die Abmahn- und Klagewellen gewisser unter „Querfront“ geführter Gegenöffentlichkeitsprojekte und –Akteure zur Einschüchterung von Journalisten und Autoren, welche die Bezeichnung „Antisemit“ für jene verwenden, die sie für Antisemiten halten, führe dazu, dass sich kaum noch einer traue, den Begriff zu benutzen. Diese Diskussion zeigt aber nur die auffallend starke Fokussierung der aktuellen politischen Diskussion auf das Thema Juden.

Obiges fiel mir zu dem nachfolgenden Vorgang und einen Kommentar im Meedia-Wochenrückblick ein: Der Komiker Oliver Polak instrumentalisiere seine jüdische Abstammung sehr plakativ, wie auch sein Porträt bei Wikipedia thematisiert. Jetzt hat Polak in der Causa „rosa T-Shirt“ „so eine Art Rant“ gegen Tilo Jung veröffentlicht. In Kommentierung eines älteren Tilo-Jung-Interviews mit Vertretern der Hamas verwendet Polak das F-Wort und trägt erneut seine Herkunft demonstrativ vor sich her. Weiterlesen

SaSe11: Gerade noch: #fuckjournalism, jetzt: #fuckfolter: Tilo Jung versucht Satire!

So, jetzt hat ihn die Satire-Szene am Bein: den von berühmt (Grimme-Preis-Träger 2014 für sein innovatives Interview-Konzept „Jung & naiv“) zu berüchtigt avancierten, durch  eine angeblich (?) frauenfeindliche Bilderstrecke bei Instagram belasteten und deshalb von einem veritablen Shitstorm besudelten Journalisten Tilo JungWeiterlesen

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