TS61/15: Kein Ende + Kein Spaß + Kein Humor + Kein Zugang + Kein Arsch

+++ „Nuhr ab 18“: Neue Staffel ab 9. Juni 2016
Im Juni startet die ARD-Kabarett-Nachwuchssendung Nuhr ab 18 in die zweite Runde. Als „Neuerung“ bietet die Vermarktung der Serie unter der moderierende Aegide Dieter Nuhrs, des „verlängerten Arms der Pegida“ (Diktum Volker Pispers), an: „Jeweils ein Comedian beschäftigt sich etwas ausführlicher mit ‚seinem Berlin‘“ (Quelle). In der ersten Sendung soll das Felix Lobrecht aus Neukölln sein.
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Senf: Lobrechts Stil kommt einem irgendwie bekannt vor?
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+++ „heute show“: Eine Peinlichkeit, die Kluth zum Schaudern bringe
Eine Abrechnung mit deutschem Humor und der fehlenden Antenne für Ironie habe Andreas Kluth (Leiter des Berliner Büros von The Economist) geleistet, unterrichtet uns die Huffington Post. Sein Artikel sei so treffend, dass er sich schon zum Viralhit entwickelt habe. Als besonders eindrückliches Beispiel für die defizitäre deutsche Satire nennt der Autor die heute show, ein offensichtliches Plagiat von Jon Stewarts The Daily Show. Die Sendung sei so peinlich, dass sie ihn regelmäßig zum Schaudern bringe.


+++ Erdogan ist in der Türkei der meist karikierte Mensch
Interessante Einblicke in die Satire-Szene und die Geschichte des Genres in der Türkei bietet das Interview von Nordbayern mit der in der Türkei lebenden Autorin Sabine Küper-Büsch anlässlich des Erlanger Comic-Salons vom 26. bis 29. Mai in der Landeshalle. Sie unterstreicht auch die politische Funktion des Genres:  „Die Satire in der Türkei ist die kritischste Instanz im Land“.
In des Satirikers Notizbuch genommen sei der Begriff „Nase“, der in Erdogans Herrschaftsgebiet eine Metapher für „lächerliche Despoten“ sei.
Menschen, die etwas zum Thema <Satire in der Türkei> sagen können (oder glauben, etwas dazu sagen zu können), stehen derzeit bei den Medien ganz hoch im Kurs: Hier verlautbart sich der Autor Banş Uygur (kannte ich vorher auch nicht …), einer der Herausgeber des populärsten türkischen Satiremagazins Uykusuz.


+++ Ist Christen der Zugang zur Satire verwehrt?
…. darf man sich angesichts dieses Artikels im Christlichen Medienmagazin Pro zur Causa Jan Böhmermann fragen. Dort wird mit falschen Tatsachenbehauptungen gearbeitet wie:

Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann zeigt sich überzeugt: Aussagen in Fäkalsprache über die Sexualität und das Geschlechtsteil des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan seien Teil einer guten Satire.
(Christliches Medienmagazin Pro 04.05.16: „‘Quatschvogel‘ Böhmermann sieht sich als Opfer“)

Diese Behauptung erfolgt ohne Quellenangabe. Das zugrundeliegende ZEIT-Interview gibt eine solche Aussage nicht her. Auch weitere Äußerungen und Zitate aus dem inkriminierten Schmähgedicht zeigen, dass zumindest diese Christen von der ohnehin schwer verständlichen Böhmermann-Aktion gleich gar nichts verstanden haben.


+++ „Datteltäter“: Vom Satiriker zum Kämpfer
Die einschlägigen Experten – Islamwissenschaftler – sagen (es auch), unisono mit den deutsch-muslimischen Satirikern : Humor ist die beste Waffe gegen die IS-Propaganda im Netz. Quelle. Und sie sagen es auch auf der re:publica, also dort, wo Internetgesetz gesprochen wird. Deshalb sollen Rezipienten das (einzige) tun, was Internetrezipienten im Internet zu tun übrig bleibt und wozu sie schließlich da sind: „liken und teilen“. Also sozusagen für eine gute Sache. Im Kontext deutsch-muslimischer Satire hoch gehandelt werden natürlich die Datteltäter, die auch auf der Bloggerkonferenz zu Wort kamen und den eigenen Erfolg sauber mit der „guten Tat“ zu verflechten wissen: „‘Terroristen auslachen und sie dadurch diffamieren‘, riet Nemi El-Hassan, Mitgründerin des YouTube Kanals Datteltäter auf der Konferenz in Berlin.“ Dass auch diese Satiriker leider schon wieder die Grundvoraussetzung für Satire – die kritische Distanz –  in die Tonne treten, mag dieses Zitat verdeutlichen: „‘Wir führen einen Kampf um die Köpfe‘, sagt El-Hassan. Also: noch mehr Kämpfer! Satire als Krieg, der Waffen benötigt – auch wenn diese einmal nicht von Heckler & Koch produziert werden.
Senf: Das kann es ja wohl nicht sein? Die Datteltäter-Videos sind allemal besser als die meta-satirischen Verlautbarungen der Truppe wie oben.


+++ Der Fäkalsprachen-Witz des „Denkfunk“-Primus
Tom W. Wolf alias Jörg Wellbrock gibt in diesem Selfie immerhin (erneut) eine exakte intellektuelle Standortbestimmung ab: Die Kanzlerin habe „keinen Arsch in der Hose“.
Senf: „Arsch“ – that’s why we need Denkfunk! Als ob „Arsch in der Hose haben“ eine Führungsqualität von Politikern wäre. Chauvinistisch-fäkaler Dummfug!

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