Tag Archiv:Datteltäter

TS76/16: Satiriker als Systemstabilisatoren am Beispiel Serdar Somuncu und anderes

+++ Serdar Somuncu beschimpft britische Wähler
In seiner Kolumne in der WirtschaftsWoche beschimpft Serdar Somuncu die Briten für ihr Brexit-Votum. Er wirft sich auf die Seite der Mächtigen – in diesem Fall die EU – und bekräftigt diese in ihren Ankündigungen, das Votum in Fakten zu überführen (i. e. Auslösung von Artikel 50).

Senf: Herrliches Beispiel für politisches Kabarett „in dieser Zeit“ und Ausweis des demokratischen Verständnisses seiner Akteure: Satiriker beim Wähler-Bashing und auf Kuschelkurs mit den Mächtigen, deren (neoliberale) Mythen vorangetrieben werden: „Selten hat man erlebt, dass Menschen, denen es gut geht, sich so sehr nach Veränderungen sehnen.“ Toll, was Herr Somuncu so alles weiß darüber, wie es den Menschen in Europa im Allgemeinen, in Großbritannien im Besonderen und natürlich auch denen in Deutschland wirklich geht. Aber seine systemkonforme Anbiederung erklärt vollständig, warum er eine eigene Kolumne in der Wirtschaftswoche hat und warum er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen soo viel Auftritte bekommt. Und warum er bei Denkfunk agiert … Und natürlich lässt Somuncu in seiner Kolumne auch die Leser am rechten Rand nicht achtlos stehen und sammelt sie mit seinen nationalistischen Tönen gleich mit ein: die blöden Briten, wir schlauen Deutschen. Kein Wunder, dass Kritiker Denkfunk und die dort von unsichtbarer Hand dirigierten Kabarettisten der Querfront zuschlagen. Weiterlesen

TS70/16: Die Meldungen vor brotlastigen Bäckern und textlastigen TagesSenfen

+++ „Datteltäter“ im „heute-journal“
Ob das jetzt so eine irre Auszeichnung ist, als Satiriker vom ZDF-Nachrichtenjournal beworben zu werden? So jedenfalls geschehen vergangene Woche mit der Gruppe Datteltäter, die von den ZDF-Nachrichtenpersonal als „Gegenwicht zur IS-Propaganda“ gewürdigt werden.

Senf: Ja, toll, diese Datteltäter, die von Anfang an auf SaSe gute Kritiken bekommen haben. Bloß: Diese ZDF-„Werbung“ würde ich als Macher und Satiriker als Alarmsignal begreifen? Die Datteltäter-Thematik läuft der Regierung natürlich gut rein. Ginge deren satirische Kritik ein bisschen tiefer als bloß bis an die Oberfläche und würde sich um Ursachen für den deutschen Zulauf zugunsten der Gotteskrieger kümmern, wäre es vermutlich rasch vorbei mit dem Lob?


+++ Mathias Richling über Erdogans Blödbommel-Pimpel
Von Mathias Richling hört man eher auch kaum noch etwas. Er dümpelt im SWR mit seiner Show so vor sich hin, immer im ewig gleichen Stil. Da wird sich die Stuttgarter Zeitung (vor der Haustür) gefreut haben, dass sie mal etwas findet, was Richling aus der ignorierten Ecke heraushebt.  Und sie hofft:

In seiner Show, die am Freitag, 27. Mai, 23.30 Uhr, im SWR-Fernsehen läuft, setzt er die Kanzlerin ins Harem des Präsidenten. Unser Kolumnist Uwe Bogen war bei der Aufzeichnung der Sendung, die erneut für Ärger am Bosporus sorgen dürfte.
(Stuttgarter Zeitung 27.05.16: „Erdogan bleibt Zielscheibe der Satire – Richling lästert über das „Phallusymbol“ des Präsidenten“)

Hinweis: Den Ausdruck „Blödbommel“ habe ich von dem kreativen Lexikonbereicherer Schroeder übernommen. Da der sich aber auch nicht mit fremden Feder zu schmücken aufraffen kann, weist dieser mich darauf hin, dass der Terminus aus der Komödie Sch’tis stamme.
Es würde sich bei Schroeders Wort-Produktivität und –Kreativität („Witzenschaftler“ & Co.) übrigens lohnen, eine eigene fortlaufend zu aktualisierende Datei „Schroeders Lexikon“ anzulegen. Schau‘n wir mal , ob ich meine Prokrastination überwinden kann …


+++ Dirk Müller wirbt für das „Querfront-Kabarett“ „Die Anstalt“
Das Phänomen als solches wurde gerade erst im letzten TagesSenf ausführlich gewürzt. „Mister Dax“ Dirk Müller, der beim Kopp-Verlag seine Bücher herausgibt, bewirbt öffentlich Die Anstalt aufgrund ihrer letzten Sendung zum Thema TTIP. Diese Werbung wird auch von der Branche registriert. Weiterlesen

TS61/15: Kein Ende + Kein Spaß + Kein Humor + Kein Zugang + Kein Arsch

+++ „Nuhr ab 18“: Neue Staffel ab 9. Juni 2016
Im Juni startet die ARD-Kabarett-Nachwuchssendung Nuhr ab 18 in die zweite Runde. Als „Neuerung“ bietet die Vermarktung der Serie unter der moderierende Aegide Dieter Nuhrs, des „verlängerten Arms der Pegida“ (Diktum Volker Pispers), an: „Jeweils ein Comedian beschäftigt sich etwas ausführlicher mit ‚seinem Berlin‘“ (Quelle). In der ersten Sendung soll das Felix Lobrecht aus Neukölln sein.
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Senf: Lobrechts Stil kommt einem irgendwie bekannt vor?
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+++ „heute show“: Eine Peinlichkeit, die Kluth zum Schaudern bringe
Eine Abrechnung mit deutschem Humor und der fehlenden Antenne für Ironie habe Andreas Kluth (Leiter des Berliner Büros von The Economist) geleistet, unterrichtet uns die Huffington Post. Sein Artikel sei so treffend, dass er sich schon zum Viralhit entwickelt habe. Als besonders eindrückliches Beispiel für die defizitäre deutsche Satire nennt der Autor die heute show, ein offensichtliches Plagiat von Jon Stewarts The Daily Show. Die Sendung sei so peinlich, dass sie ihn regelmäßig zum Schaudern bringe. Weiterlesen

TS60/16: Die Lage der Satire weltweit – und bei Jan Böhmermann im Besonderen

+++ Ein denkwürdiger Kommentar von „Meedia“ zum Böhmermann-Interview
Georg Altrogge hat sich intensiv mit den Zeit-Interview von Jan Böhmermann auseinandergesetzt und kommentiert überraschend straight … einen menschlich unreifen Satiriker, der aus der ganzen Chose nichts gelernt zu haben scheine und für den es nach wie vor nur ein zentrales Thema gebe: Jan Böhmermann.
Das Interview sei übrigens innerhalb eines Tages auf Platz 1 der Blendle-Charts geklettert. Und der Gesamtvorgang reicht noch für einen dritten Meedia-Artikel über die Reaktionen auf Twitter. Bewertung dabei: „Nutzer des 140-Zeichen-Dienstes schlagen sich nicht mehr reflexartig auf die Seite des Comedians, sondern kritisieren teilweise Böhmermanns vermeintlich überzogene Antworten.“

Senf: Am besten gefällt mir der Tweet von Stefan Niggemeier … Und Stefan Lepuschitz kreiert einen Neologismus: „herumböhmermannen“ mit der Bedeutung „ganz groß im Austeilen, ganz klein im Einstecken“.


+++ Die Laienschauspieler von „Denkfunk“
Grundgütiger! Weiterlesen

TS55/16: Hass, Prix SatireSenf und Nuhr-Blasphemie

+++ “ Hassist“ Serdar Somuncu beklagt Hass-Mails
Nachdem jetzt der kursorische Hype um Jan Böhmermann allmählich etwas abklingt, legen sich die darunter liegenden und relevanten Strukturen frei. So berichten diverse Medien, dass der türkisch-stämmige Kabarettist Serdar Somuncu aufgrund seiner Solidaritätsbezeugungen mit dem Kollegen Böhmermann mit Hass-Mails von in Deutschland lebenden Türken nachgerade überflutet werde, die ihn unter anderem des Verrats an der stolzen türkischen Nation bezichtigen. Mehr bei: N24 + Die Welt + Focus + Huffington Post + Blick (Schweiz) et al.
Senf: Auf den realsatirischen Aspekt im Gesantkunstwerk Somuncu geht die Berichterstattung leider nicht ein: Da tritt einer bekennend als „Hassist“ auf und wundert sich dann über Hass-Mails? Herrlich!

Dazu ergänzend noch aus der Somuncu-Kolumne in der Wirtschaftswoche: Deutschland ist humorbefreite Zone.


+++ Hazel Brugger beim Prix Pantheon ausgeschieden
Die im Dunkeln sieht man nicht … und bei dem nervenden Preisverleihungsgewese wird über die Verlierer nicht gesprochen. Lediglich FM1Today notiert, dass die beiden Schweizer Kabarettisten Hazel Brugger und Roger Stein beim Prix Pantheon ausgeschieden seien. Weiterlesen

TS3/16: Kalkofe + „Denkfunk“ + Tilo Jung + „Datteltäter“ + Satire-Check

+++ „BILD“ pusht Kalkofes Pegidioten-Parodie
Berichterstattung in der BILD ist für einen Satiriker nicht unbedingt erstrebenswert, in diesem Fall aber zielführend. Das Schmierblatt lettert fett: Hier veräppelt Kalkofe NPD und Pegida. So kriegen es wenigstens genügend Leser mit! Oliver Kalkofes Parodie in seinem satirischen Jahresrückblick „Fresse 2015“ sei „erschreckend nah an der rechtspopulistischen Wirklichkeit“, kommentieren die, welche es wissen müssen, weil sie diese jahrelang mitgestaltet haben.

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+++ „Denkfunk“ berät Vermögensretter
Satire geschieht bei Denkfunk dann eher auch unabsichtlich: Zum Beispiel wenn diese ganz besondere Kabarettistenvereinigung ein Beratungsvideo für diejenigen anbietet, die Vermögen (zu retten) haben.
Dazu passend auch diese Schroeder-Reflexionen über Satiriker, die zwar immer anbiedernd über das Prekariat schwadronieren, bei direktem Kontakt mit diesem aber weiträumig die Flucht ergreifen! Weiterlesen

TS160/15: 0-8-15 + 2 neu + Punkt + 9 x 6 + Verrechnet

+++ „heute-show“: „Spiegel“-Interview mit Oliver Welke
Anlässlich der 200. Sendung der heute-show interviewt der Spiegel Oliver Welke und zwar: 0-8-15! Ob Sie das lesen oder „Päng!“, wirklich Neues erfährt der Leser nicht – abgesehen von Welkes Gesundheitszustand.
Auf die doch etwas breitere Kritik in letzter Zeit im Kontext mit der Kabelke-Provokation auf der AfD-Demo (SaSe65) und den Bloßstellungsinterviews von Lutz van der Horst (SaSe68) geht das sedative Interview nicht ein. Mainstream: Bloß nichts Kritisches im Kontext mit Satire!
Berichterstattung wegen der 200: Neckarquelle + TV digital + infosat.de. Den Gastauftritt von Stefan Raab bekrittelt die Huffington Post.


+++ 2 neue Videos von Datteltäter
Das erste Video ist Spendenakquise: Weiterlesen

TS153/15: Terror-Auge + Kryptik + „Datteltäter“

+++ „WELT“: „Das deutsche Kabarett ist auf dem Terror-Auge blind“
Stimmt: Die Mehrheit der deutschen Kabarettisten schweigt zum Terror der Islamisten. Aus politisch bündig passender Springer-Perspektive beleuchtet Die Welt das Versagen deutschen Kabaretts angesichts der aktuellen Herausforderungen. Die Satirezunft sei auf dem falschen Fuß erwischt. Der Autor Reinhard Mohr nimmt insbesondere die heute-show und die letzte Anstalt-Sendung ins Visier. Dort stört (auch) ihn die „schamlose Instrumentalisierung“ der „im linken Bauerntheater“ aufgetretenen Holocaust-Überlebenden. Die Sendung sei „Agitprop-Kabarett“, linientreu und vorhersehbar, ein „maßgeschneidertes Convenience-Produkt für Besserfühlende“, ein „Wellness-Bad der moralischen Selbstgewissheit“.
Damit paraphrasiert Mohr die SaSe-Kritik der narzisstisch vor sich hergetragenen moralischen Vorzüglichkeit der Denkfunk-Kabarettisten, zu denen auch die Macher von Die Anstalt zu zählen sind. Der Artikel lässt sich als kabarettistischer Gegenentwurf lesen. Der findet seine Alternativen dann bei Andreas Rebers, (natürlich) Dieter Nuhr, Horst Schroth und Gerd Dudenhöffer.

Senf: Der Welt-Artikel erschien am 2. Dezember 2015. Am 3. Dezember 2015 dann folgte Nuhr im Ersten mit Dieter Nuhr, Andreas Rebers, Ingo Appelt, Torsten Sträter und – ACHTUNG: – Sebastian Pufpaff, die alle sehr ausführlich das Terror-Thema behandelten und dabei auch berechtigte Fragen stellten. Fragen, die satirisch gewandet schon Der Postillon aufgeworfen hatte.
Am Tag danach erschien auf dem AfD-nahen Internetblog FreieWelt.net ein Artikel, in dem Dieter Nuhr und Andreas Rebers scharfkantige Kritik an ihren Kabarettisten-Kollegen üben. Der Artikel verharmlost auch Nazis, die keine Bedrohung für Demokratie und Rechtsstaat seien. Dieser Artikel wird in SaS70 besprochen. Weiterlesen

TS128/15: „heute-show“ + NDS + Hoven-Verteidigung + Elternangst + Lifestyle

+++ Wie sich die „heute-show“ im Internet weiterentwickelt
Nora Jakob beschäftigt sich bei Kress.de mit dem Internetauftritt der heute-show und die Vorteile, welche diese Präsenz für das Format gebracht haben. Der Anspruch, Online und Fernsehen aus einer Hand zu machen, sei gelungen und werde weiterentwickelt.


+++ Offtopic: Jutta Ditfurth „NachDenkSeiten – siegt der Irrationalismus?“
Die Kritik an den einstmals so wertvollen NachDenkSeiten (NDS) wird immer lauter und macht sich primär an der Person Albrecht Müller fest. Jetzt reagiert Jutta Ditfurth auf Facebook auf einen NDS-Beitrag. Besonders interessant an dem Thread ist auch die nachfolgende Diskussion, in der Poster immer wieder darauf abheben, dass die NDS früher eine exzellente Informationsquelle waren, jetzt aber unter der Führung von Müller unerträglich nach rechts abdrifteten. Müller sei das Problem!
Verlinkt werden auch ältere Artikel wie 2014 vom Blog Exportabel Albrecht Müller: Vom Querdenker zum Querfrontler und Nazienkel Von der Gleichschaltung und dem Totschlagargument. Aufgenommen wird die Diskussion auch bei Friedensdemowatch und GenFM.
Die Kabarettisten in der denkfunk-Truppe, zu denen auch der NDS-Sprecher Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf gehört, stehen nach wie vor ungebrochen an Müllers Seite, bewerben ihn und lassen sich bewerben.
Wolf nimmt auf dem Blog Spiegelfechter die Kritik von Ditfurth und anderen an der TTIP-Groß-Demo am 10. Oktober 2015 in Berlin auf und dividiert sie ausgleichend und abwägend auseinander. Weiterlesen

TS99/15: Ikone + Landesverrat-Remix + Satire-Narzisst + Alu-Eier + Datteltäter

+++ Die Medien danken Jon Stuart: Verbeugung vor einer Ikone der Satire
Auf dem Blog von der Freitag dankt David Gutensohn dem amerikanischen Late-Night-Talker und Satiriker Jon Stuart, Daily Show, für 16 Jahre höchst unterhaltsame und erfolgreiche Arbeit. Stuart genieße auch als Journalist hohes Vertrauen und habe mit seiner Daily Show Qualitätsjournalismus geliefert. Die Sendung habe eine zentrale Funktion innerhalb der politischen Kultur Amerikas übernommen. Stuart habe die Kombination aus Sketch und Realität perfektioniert.
Der letzte Auftritt von Stuart in der Daily Show. Die Danksagungen gehen quer durch alle Medien: + ZEIT  + FAZ  + Deutsche Welle  +  ntv;  weitere Links sind auch im BILDblog zusammengetragen. 

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