+++ Der Holocaust als irritierende Satire
Martin Amis ist ein englischer Schriftsteller, der sich in seinen Werken mit den Exzessen der westlichen spätkapitalistischen Gesellschaften auseinandersetzt (siehe auch Wikiporträt). Vor einem Jahr veröffentlichte er seinen satirischen Auschwitz-Roman Interessengebiet. Die Aufregung war groß. Amis‘ deutscher Verleger (Hanser Verlag) lehnte die Veröffentlichung ab. Aber jetzt wird es doch eine deutsche Ausgabe aus dem Schweizer Verlag Kein und Aber geben. Der Buchtipp in der Oberhessischen Presse verweist auf das Alleinstellungsmerkmal der herben Satire und nennt als vergleichbar schwierige Literatur Jonathan Littells Die Wohlgesinnten.
Das ist ein hilfreicher Hinweis, denn Die Wohlgesinnten haben mich aufgrund des darin detailliert, exzessiv und leidenschaftslos beschriebenen Grauens schier überfordert.
Der Handlungsort von Amis‘ schwierigem Roman ist das KZ Auschwitz: „Amis beschreibt eine irreale Szenerie aus muffigen Büros, Theatern und Villen, aber auch der Rampe, auf der über Leben und Tod der Neuankömmlinge entschieden wird. Ein besonders grausiges Detail ist die Wiese, unter der so viele Leichen begraben sind, dass deren Verwesung die ganze Umgegend belastet“ (Quelle). Der aus drei verschiedenen Perspektiven erzählte Roman beschreibt dann verschiedene skurrile Geschehnisse, die einzeln genommen kaum glaubhaft erscheinen, in ihrer Gesamtheit völlig absurd sind und ihre „Möglichkeit“ erst durch den Handlungsort erhalten. Der satirische Grundgedanke des Romans werde, so der Buchtipp, erst im „Nachspiel“ auf den letzten 40 Seiten offenbar.
SaSe wird sich um ein Rezensionsexemplar bemühen. Weiterlesen