+++ „Berliner Morgenpost“ verreißt Martin Amis „Interessengebiet“
Ein derartiger Verriss der KZ-Romansatire Interessengebiet (vgl. Rezension in SaSe62) gehört in das zu erwartende Spektrum der Reaktionen auf eine literarische Provokation wie die von Martin Amis. Die dabei von Katja Engler in der Berliner Morgenpost gewählte Terminologie kam so oder ein Abstufungen schon bei den Reaktionen auf Jonathan Littells Die Wohlgesinnten vor: „Gewaltporno“, Amis habe es gewagt „in Auschwitz eine Art Komödie anzusiedeln“, „exzessiv-pornografisches Überschreiten von Ekelgrenzen“ usw.
Aus welchem ideologischen Ansatz heraus die Kritikerin Amis Perspektive zurückweist, wird auch offenbar: In den 70er Jahren sei ihre Generation auf dem Gymnasium im Geschichtsunterricht ständig mit Original-Wochenschauen und Leichenbergen aus den KZs „traktiert“ worden. „Traktiert“? Sie fügt an: „Dabei traf uns, die wir in den 60er-Jahren geboren waren, keine Schuld. Wir hatten meist Eltern, die im Krieg Kinder waren und seelisch tief versehrte Menschen blieben. Und Großeltern, die dem Führer zugejubelt haben.“ Wieso: „dabei“? Darf Geschichte nur vermittelt werden, wenn ein persönlicher Bezug vorliegt? Und das mit der Elterngeneration ist offensichtlicher Dummfug. Und selbst für diejenigen, bei denen es „nur“ die Großeltern waren, beschränkte sich die Verantwortung nicht auf das pure Zujubeln. Und es fragt sich immer noch, was dieser Generationenabstand mit Geschichtsvermittlung zu tun hat.
+++ Offtopic: Beeindruckendes Briefing von „Social Media Watchblog“
Es tut gut zu lesen, dass Paris hier und da doch die Tagesroutine durchbricht. Das leistet auch Martin Giesler vom Social Media Watchblog mit seinem #Briefing angesichts des Terrors inklusive Appell: Weiterlesen