+++ „Nuhr ab 18“: Comedy-Nachwuchssendung mit Dieter Nuhr
Dieter Nuhrs „Heimatsender“ rbb zeichnet im September 2015 sechs Folgen der neuen Comedy-Show mit Dieter Nuhr auf. Die soll insbesondere dem Nachwuchs eine Plattform bieten. Dieter Nuhr führe, so überhöht der Text auf Kabarett-News, Comedy-Generationen zusammen. Gesendet wird dann ab Mitte Oktober zu nachtschlafender Zeit (nach obiger Quelle um 23.30 Uhr). Der Mix, aus dem die Sendung bestehen soll, hört sich sehr bunt (beliebig?) an: „Stand up, Poetry Slam, Musik-Comedy, witziger Diashow, Video-Tagebuch, Parodie… Gern auch neu, überraschend oder etwas verrückt! Alle Formen von Bühnen-Comedy sind möglich“.
Dass Nuhr ab 18, die Sendung, bei der schon der Titel abturnt und der die Welt mit einer weiteren Nu(h)r-Variation beschwert, hinsichtlich des Nachwuchses und damit auch der Zielgruppe in Konkurrenz zum Neo Magazin Royale treten muss, erwähnt die Huldigung an den Generationenzusammenführer nicht.
+++ Bestätigt: Volker Pispers macht eine kreative Pause
Bleiben wir noch einen Moment auf dem Portal Kabarett-News: Dort findet sich auch die Bestätigung für das in TS102/15 angesprochene Gerücht: Volker Pispers macht ab 2016 eine unbegrenzte „schöpferische Pause“. Die erschüttert offensichtlich auch die Redaktion von Kabarett-News.
Senf: Für das politische linke Kabarett ist das ein schwerer Verlust. Menschlich, persönlich und nicht zuletzt künstlerisch habe ich für eine solche Entscheidung sehr viel Verständnis und besondere Sympathie. Zum einen ist Pispers einer der produktivsten und schärfsten Kabarettisten des Landes, der sich in den vergangenen Jahren engagiert ins Zeug gelegt und keine Konfrontation gescheut hat. Aber die momentane Lage auch des Kabaretts ist eher frustrierend. Die politische Entwicklung weltweit ist katastrophal; die Volksverdummung feiert fröhliche Urständ und der Hass in der Gesellschaft wächst wie Unkraut. Zum anderen: Pispers ist Künstler. Das kann man bei Weitem nicht von allen Kabarettisten behaupten. Und Künstler brauchen eben gelegentlich kreative Pausen, Abstand, Auszeit, Rückzug. Diesbezüglich schließt sich SaSe der Redaktion von Kabarett-News an: … hoffen! Volker Pispers wünsche ich von Herzen gute Erholung, im Verlaufe derer der kreative Tank so dermaßen vollläuft, dass er wiederkommt.
+++ Satire, die ewig unverstandene
Ein neues inspirierendes Wort für die SaSe-Sammlung: „Dahergebloggtes“. Herrlich, der kaum verhüllte pejorative Klang! Es entstieß sich dieses (in seiner Wortschöpfungsgewalt noch retardierten) Neologismus Hans-Friedrich Pardey von der FAZ in Satire und ihre Folgen: Erlogen. Darin geht es nach Meinung des Verfassers um einen berichtenswerten Vorgang: eine zwei Jahre zuvor veröffentlichte Glosse über ein Ulk-Radrennen, den „Kalmit-Klapprad-Cup 2013“, die in ihrem satirischen Charakter einmal wieder nicht erkannt wurde. Obwohl mit zu den höchsten Ehren für den uneigentlichen Output gehörend, scheint sich der Schöpfer gar nicht so recht über die auf der Zeitachse imposanten Irritationen, die sein Text auslöste, freuen zu wollen. Der war auch nicht etwa „dahergebloggt“, sondern fand sich ordnungsgemäß, garantiert bezahlt und standesgemäß in den Holzmedien wieder!
+++ Showpläne bei ZDF neo: Jan Böhmermann und Olli Schulz
Noch eine Talkshow, aber satirisch. ZDF neo plant. Moderatoren sind Jan Böhmermann und der Musiker Olli Schulz. Die Sendung trägt den sedativen Titel Schulz & Böhmermann (und leider nicht „Nur Schulz & Böhmermann“). Die Moderatoren tun dabei offen das, was bei Jauch & Co. subtiler erfolgt: Partei ergreifen! Mehr dazu wissen das Handelsblatt, die FAZ, Spiegel online, Meedia 1 (dort interessant der Hinweis auf die wortgleiche PR zu ehemals „Roche & Böhmermann“), Meedia 2, Berliner Zeitung, Hannoversche Allgemeine, Meinerzhagener Zeitung. Olli Schulz war dann auch passend zu diesen Plänen Gast in der ersten NMR-Sendung nach der Sommerpause (siehe nachstehende TV-Kritiken).
+++ TV-Kritik zum Post-Sommer-Start von „Neo Magazin Royale“
Matthias Kalle (Tagesspiegel) habe es vermisst, das Neo Magazin Royale. Gemerkt hat er das allerdings erst bei der ersten Sendung nach der Sommerpause. Obwohl, schränkt Kalle ein, so eine richtige Sommerpause war es nicht, denn Jan Böhmermann war ja 24/7 online auf Facebook und Twitter. Böhmermann habe mit seiner Sendung das deutsche Fernsehen geprägt, verändert und ein bisschen besser gemacht. Hammer, oder? Ist aber auch kein Wunder im Porträt beim Tagesspiegel, denn Böhmermann sei „ein Beobachter der Zeitumstände, ständig bewertet er die Welt, die ihn umgibt. Und er kann nicht anders, als das meiste, was er entdeckt, für nicht tauglich zu befinden. Ihn treibt sein Anstand, seine Moral, sein Humor (…)“. Weiterer Senf bei Meedia („schwächste Böhmermann-Sendung seit sehr, sehr langer Zeit“), Wochenblatt, DWDL („Betriebstemperatur noch nicht erreicht“) und stern.
Senf: Hier schreibt ein enthusiastischer Böhmermann-Fan. Und jede Wette: Diese Huldigung hat Kalle vorher nicht mit Dieter Nuhr abgestimmt …