Endlich wird die ständige Qualitätsdiskussion über Qualitätsjournalismus, qualitätssichernd geführt von Qualitätsmedienkritikern, satirisch auf den Punkt gebracht: „Fünf Tipps für künftige Qualitätsleser“ heißt die vom Branchendienst Meedia als „schrulligste(r) und lustigste(r) Text des Jahres“ gelabelte Gastbeitrag des Sportjournalisten Benjamin Weissinger auf dem satirischen Blog Prinzessinnenreport. Hinter diesem Blog steht unter anderem der ehemalige Chefredakteur der Titanic, Leo Fischer; zusammen mit Elke Wittich, Ramona Ambs, Marit Hofmann, Fritz von Tietz und dem roten (also: linken) Kater Kasimir.
Meedia gefällt besonders, dass Weissinger den Leser quäle. Dass er (darüber hinaus?) mit dem Text einen Trend getroffen habe, belege die aktuelle Diskussion, in der momentan der berechtigte Einwand von Kurt W. Zimmermann im European Journalism Observatory herumgereicht wird. Darin merkt Zimmermann zutreffend an, dass andere Berufe diese eigenartige Differenzierung zwischen gehobener und minderwertiger Güteklasse nicht kennen: kein Qualitätsmaler, kein Qualitätsgesang, keine Qualitätspoesie. Und: „ Bemerkenswert am Niedergang des Journalismus ist vor allem, dass es diesen Niedergang nicht gibt“ (Quelle).
Das passt hervorragend zur Feststellung der Prinzessinnenreporter: „Man kann es gar nicht oft genug betonen: Der Online-Journalismus ist kaputt“ (Quelle).
Qualitätsleser können dort dann auch noch einen Zertifizierungskurs für Qualitätsleser ablegen. Die einfachen Benimmregeln wurden von Svenna Freiherrin von Triebler zusammengestellt. Unter demselben Titel Zertifizierungskurs für Qualitätsleser gibt es dann noch einmal von Romona Ambs ein paar Styling-Tipps für Leser unter dem Datum 5. April 2015.
Als Quantitätsleser erschließt sich SaSe diese verwirrende Dopplung natürlich wieder nicht. Zum Meedia-Votum: Geschmäcker sind verschieden, aber vor allem ist SaSe das Jahr noch zu jung für solche finalen Superlative.