TS25/16: Die an Satire scheitern – und die nicht!

+++ Eine universitäre Köpenickiade: Hannah-Arendt-Institut fällt auf Satire rein
Das ist ein kapitales Stück, wie Neues Deutschland berichtet: Es geht um einen (angeblich wissenschaftlichen) Vortrag „Der deutsch-deutsche Schäferhund“ , der am 6. Februar 2015 an der TU Berlin gehalten und im Dezember 2015 in der Zeitschrift Totalitarismus und Demokratie veröffentlicht wurde. Der gesamte Vortrag und die dort vorgetragenen Fakten seien jedoch frei erfunden – ohne dass dies jemandem der wissenschaftlichen Entscheidungsträger und Adressaten aufgefallen wäre, informiert der Telepolis-Artikel „Ein Plädoyer gegen den akademischen Konformismus“ einer (wohl fiktiven) „Christiane Schulte & Freund_innen“: Kommissar Rex an der Mauer erschossen? Der Vortrag sei eine Wissenschaftsparodie gewesen:

Der Grund dafür war, dass der Text mit den „Human Animal Studies“ (HAS) das Vokabular der neuesten akademischen Mode aufgriff und gleichzeitig altbekannte Rhetorik zum „DDR-Unrechtsstaat“ reproduzierte. Akademische Mode kombiniert mit politischem Konformismus – der Vortrag parodierte zwei klassische Strategien akademischer Ein- und Unterordnung und erschien gerade deshalb als „kritisch“ und „innovativ“.
(„Christiane Schulte & Freund_innen“ am 16.02.16 auf Telepolis: Kommissar Rex an der Mauer erschossen?)

Der Telepolis-Artikel beschreibt dezidiert das Instrumentarium, mit dem die Satire vorgegangen sei, um den Fake zu etablieren. Der Redaktion von Neues Deutschland (ND) liegen weitere Dokumente zu dem Vorgang vor, die unter anderem belegen sollen, dass der stellvertretende Direktor des Hannah-Arendts-Institut, ein bekannter Extremismusexperte, den Artikel persönlich bearbeitet – und dabei den Fake, die Satire offensichtlich nicht bemerkt habe.
Das Fazit bei ND:

Gelungen ist dieser universitären Köpenickiade der Nachweis, dass akademische Wissensproduktion nicht weniger eine körperlich-sinnliche Performance ist als eine mentale Leistung: Inhalt konstituiert sich in der Form, als Zeigen der richtigen Haltung, als Treffen des Tons. Neben dieser wissenssoziologischen Kollateralerkenntnis ging es der Gruppe darum, nicht nur die Totalitarismustheorie, sondern auch die »Human Animal Studies« zu kritisieren.
(Neues Deutschland 16.02.16: „Der große Mauernazihundeschwindel“)


+++ Andreas Thiel: Satire als Schlüssel zur Toleranz

Der Schweizer Satiriker Andreas Thiel war jüngst durch abweichende Meinung in der Causa „Zensur des Schweizer Fernsehens an Serdar Somuncu“ aufgefallen (vgl. TS6/16). In einem aktuellen Interview legt der Kabarettist mit der Sascha-Lobo-Gedenk-Frisur weiter steil vor: der Prophet Mohammed sei keine religiöse Autorität, sondern Kriegstreiber und die SP (Sozialdemokratische Partei der Schweiz) strebe ein Einparteiensystem an. Thiel wehrt sich dagegen, ein reiner Provokateur zu sein. Satire sei der einzige Schlüssel zur Toleranz.


+++ Jan Böhmermanns AfD-Plakat-Generator
Die neue Webseite heißt Du für Deutschland. Auf der Startseite grüßt „Melanie Mussolini“, „die Außenbeauftragte und Vorstandsvisagistin“ der Partei Alternative für Deutschland (Afd). Oben rechts auf dem Bildschirm findet sich eine Eingabezeile. Dort kann der User Thema oder Text eingeben, für das/den er ein AfD-Plakat wünscht. Auf die Eingabe „Flüchtlinge“ etwa produziert die Seite ein Plakat von „Jutta Streicher, stellv. Aufsitzerin und Hauptunterliegerin des Parteivorstandes“. Die Botschaft ist bekannt „Jetzt dreht Merkel durch!“ und natürlich „Basta!“
Erst ein Blick ins Impressum der Seite enthüllt. Meedia berichtet über den jüngsten Jan Böhmermann-/Neo Magazin Royale-Coup.
(Am Meedia-Artikel auffallend ist, dass sämtliche in den Artikel eingepflegten Facebook-Einträge nicht mehr verfügbar sind und durch leere Kästchen dargestellt werden.)


+++ Offtopic: „Erzählmirnix“ schließt Kommentarfunktion
Die von mir sehr geschätzte Blog-Kollegin Nadja Hermann erklärt, warum sie die Kommentarfunktion auf ihrem Blog final schließt.
(Und sie erklärt mithin unwissen- und unwillentlich gleichzeitig, warum es auf SaSe noch nie eine solche Kommentarfunktion gegeben hat …)


+++ Offtopic: Ken Jebsen – „ein schreiender Egomane auf Droge“
Die Kritische Aachener Zeitung hat Leserbriefe in Reaktion auf den Ken-Jebsen-Vortrag gegen Casino-Kapitalismus und Krieg am 12. Februar 2016 in Aachen veröffentlicht. Ein Muss-Genuss!
Merke: Ken Jebsen ist „Allianzpartner“ von Albrecht Müller und den NachDenkSeiten!

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