+++ Rezension von Paul Westheims „Heil Kadlatz“
(Noch) ein satirischer Roman über den Nationalsozialismus? Da taucht die Frage auf, ob zwischen der Herausgabe des Romans von Paul Westheim Heil Kadlatz, bisher lediglich 1935/36 als Fortsetzungsroman in der Pariser Emigrationszeitung Pariser Tagblatt veröffentlicht, und dem Bestseller von Timur Vermes Er ist wieder da ein Zusammenhang bestehen könnte. Darüber gibt die ausführliche Rezension auf Literaturkritik keine Auskunft. Dafür macht sie neugierig auf Westheims satirisches Sittenbild im spießigen Berliner Milieu im Rausche nationalen Größenwahns. Dort wurden “der gemeine Spießer und feige Mitläufer auf einmal zum Motor einer Epoche, in der menschliche Werte trotz und wegen der sich bekämpfenden Ideologien nachhaltig zerfielen“.
+++ WDR5 spezial zum 90. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch
Der WDR ehrte den verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch anlässlich seines 90. Geburtstages (hier, hier und hier). Eine Gala am vergangenen Mittwoch in der Festivalhalle Moers wurde aufgezeichnet und soll am 14. Mai um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden. Es gratulierten: Jürgen Becker, Matthias Brodowy, Wendelin Haverkamp, Lars Reichow, Arnulf Rating und Wilfried Schmickler
Auch bekennende Hüsch-Fans lassen den Geburtstag nicht unkommentiert vorübergehen, zum Beispiel der Freundeskreis Hanns Dieter Hüsch e. V.. Wie Die Welt berichtet, wurde der Meister inzwischen in Bronze gegossen. Die Moerser setzen ihm ein Denkmal.
+++ "Postillon"-Satire leuchtet wieder deutsche Humorgrenzen aus
Moralapostel-Appell auf dem Facebook-Account von Postillon. Stefan Sichermann hat sie mit seiner aktuellen Satire Nepal schickt 500 Not-Lokführer nach Deutschland, um humanitäre Krise zu lindern zuverlässig aus ihren unterbelichteten Löchern gelockt. Die zeigen dann in ihren Kommentaren zweifelsfrei, dass sie die Satire überhaupt nicht verstanden haben: „Völlige stilistische Entgleisung“ (stilistisch?), „Das ist moralisch fragwürdig, extrem abstoßend und überaus provokativ“, „Sorry, ihr Satiriker, aber wenn es um das Leid von Mensch und Tier geht, hört für mich der Spaß auf“ etc. Erfreulicher dagegen die Postings, die das Gegenteil belegen und dabei selbst satirisch arbeiten:
Das ist menschenverachtend, ihr Monster! Satire darf vielleicht alles, aber sie darf sicherlich nicht alles! Ihr esst bestimmt auch Fleisch ihr Mörder, Tyrannen, und sonstiges Gesindel! Ich geh jetzt wieder in mein fair angebautes Hanfzelt und trink meinen mundgeblasenen Tee, der von afrikanischen Einwandereren zu fairen Bedingungen (sie dürfen meine moralische Überlegenheit bewundern…kostenlos!) handgeklöppelt wurde!
(Facebook Postillon)
Die Zielgruppe aller Satiriker – sie lebt! Vergleiche der Resonanz auf „Systemkritik à la Postillon und anderer von weitaus gravitätischerem Habitus bietet sich durchaus an (z. B. Anzahl der Diskussionsbeiträge).
+++ Satire-Auszeichnung Prix Pantheon geht an Jürgen von der Lippe
Es ist die Auszeichnungssparte „Reif & bekloppt“. Der mit 4.000 Euro dotierte Prix Pantheon 2015 in dieser Sparte geht an den Entertainer, Schauspieler und Komiker Jürgen von der Lippe. Die Begründung der Jury hebt besonders auf die Tatsache ab, dass es von der Lippe gelungen sei, sein Publikum generationsübergreifend zu binden. Die Preisverleihung wird am 9. Mai 2015 um 20.15 Uhr live vom WDR übertragen (Quelle).
Folgende Nachwuchskabarettisten und -Comedians sowie Newcomer aus der Poetry-Slam-Szene stellen ihr Talent am 8. Mai ab 19.00 Uhr im Pantheon Theater und im Internet unter prixpantheon.wdr.de unter Beweis: Benaissa, Sarah Bosetti, Friedemann Weise, Sascha Korf, Sebastian Nitsch, René Sydow, Till Reiners, Olivier Sanrey, Suchtpotenzial und Kai Spitzl. Ein Zusammenschnitt des Vorentscheids wird am 9. Mai ab 15.00 Uhr bei WDR 5 zu hören sein (Quelle).
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