+++ Seriöse TV-Kritik „Die Anstalt“ 05.04.16: Kein Kabarett mehr, politische Agitation
Es gibt noch TV-Kritiker, welch Die Anstalt ernst nehmen und nicht so einen Blödsinn treiben wie SaSe. Jürgen Amendt kommt in Neues Deutschland bei der Bewertung der vergangenen Sendung vom 5. April 2016 (Mediathek) zum Thema Arm und Reich zu der Bewertung: „Das ist kein Kabarett mehr, sondern politische Agitation“. Warum aber das und die unverhohlene Wahlwerbung für die Partei DIE LINKE gut sei, lesen Sie hier!
Senf: Das haben die Unwort-Menschen von Die Anstalt aber nun auch wieder nicht verdient? Die Gesinnungsgenossen bei Neues Deutschland entreißen der Sendung das Etikett Kabarett und beschuldigen das öffentlich-rechtliche Fernsehen, mit seinen Geldern Politagitation zu finanzieren? Wenn die Linken das schon so sehen, was soll dann erst die Mitte dazu sagen?
+++ Henryk M. Broder in „BILD“ zur Causa Böhmermann
Es nimmt kein Ende. Jetzt verlautbart sich der umstrittene Publizist Henry M. Broder ausgerechnet in der BILD-Zeitung zur Causa Böhmermann.
+++ Martin-Sonneborn-Senf
Der nächste Herr (!!!), dasselbe Thema: Martin Sonneborn, bedingt lustiger Chef der Hässliche-Seiten-Satire-Partei DIE PARTEI, wählt für seine Emissionen zu den Themen Erdogan, Humor und Krieg die Frankfurter Rundschau.
+++ Die juristischen Aspekte der Böhmermann-Chose
Der Medienrechtler Jonas Kahl erklärt im Interview mit Meedia, dass Jan Böhmermann solange nichts zu befürchten habe, wie die Türkei kein Strafverlangen an die deutsche Bundesregierung stellt.
Notierwürdig und wiederverwendbar ist Kahls Diktum: „Um die Grenzen der Satire aufzuzeigen, muss man auch mal zeigen können, was jenseits der Grenzen ist“. Das ist die bisher zweckmäßigste und überdies eine pragmatische Annäherung an die ewige Qualfrage!
Auch die Rechtsanwaltskanzlei Wilde Beuger Solmecke nutzt die Popularität des Themas mit einer juristischen Erörterung der Böhmermann-Tat: Hat Jan Böhmermann die Grenzen der Satire überschritten? Die Bewertung der Anwälte: Zwar habe der Entertainer die Grenzen der Kunstfreiheit voll ausgeschöpft, die starke Provokation sei im Kern aber immer noch Satire. Die Experten mutmaßen, dass die Staatsanwaltschaft (Mainz) die Ermittlungen vermutlich rasch einstellen werden.
Übrigens will das Oberbayerische Volksblatt wissen, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen die ZDF-Chefetage ermittele.
+++ Differenziert: Gastbeitrag zum „Quatschvogel“ auf „Der Freitag“
Aus der Flut der Berichte und Kommentare zur Causa Böhmermann sticht auch noch dieser Beitrag von Charlie Schulze auf Der Freitag heraus: Blumen für den Meta-Clown. Schulze sieht eine „mehrdimensionale Inszenierung“ von Satire, die von Neo Magazin Royale als Kanister Benzin in die flackernde Satire-Freiheit-Diskussion geworfen wurde. Dabei sei die Choreographie der Inszenierung sehr wohl deutlich erklärt, aber von den aufgeregten Gemütern nicht verstanden worden.
Diese als Unterhaltung inszenierte Zumutung kommt genau richtig in eine Zeit, in der große Teile der sich aufgeklärt-kritisch einschätzenden Mediengemeinde es sich schon auf dem Missverständnis gemütlich gemacht haben, das im oft gehörten Satz „Heute machen die Kabarettisten die besseren Nachrichten“ seinen Ausdruck findet… Nicht, dass dieser Satz keine Berechtigung hätte: Dem, was er sagen will, würde ich sogar bedingt zustimmen. Was er aber sagt, ist falsch: Kabarettisten machen überhaupt keine Nachrichten. Kabarettisten machen Unterhaltung. Satiriker reflektieren Nachrichten, sie reagieren darauf. Ihre Arbeit besteht nicht in Information, auch nicht eigentlich in ihrer Deutung, sondern in deren Überhöhung und Pointierung im Rahmen einer Inszenierung: Transformation. Imagination. Theater.
(Charlie Schulz Gastkommentar Der Freitag 05.04.16: „Blumen für den Meta-Clown“)
Schulze thematisiert dann auch noch sehr interessant den in der gleichen Sendung stattgefundenen Auftritt der journalistischen Skandalnudel Ronja von Rönne.
+++ Unterirdisch peinlich: „Titanic“ -Schmährkelgedicht
Zum Fremdschämen, dieser peinliche zweite Aufguss der NMR-Idee vom Satiremagazin Titanic, von dem zurecht kaum noch jemand spricht.
+++ „extra3“ legt nach mit „Erkann Alles“
Das Satiremagazin extra3 lässt sich nicht einschüchtern und nutzt die Gunst der Stunde, die den Machern nicht nur ungewöhnlich hohe Einschaltquoten beschert, sondern auch die notwendige internationale Aufmerksamkeit. Und dabei bleiben sie ihrem Stil treu und trudeln nicht – wie beispielsweise ein Jan Böhmermann – komplett aus dem Rahmen des Genres. Die satirische Kunstfähigkeit des Clips ist zwar nicht besonders ausgefeilt, damit und dadurch aber (erst) zielgruppenkonform. In der extra3-Sendung vom 6. April 2016 etikettieren Christian Ehring & Kollegen Recip Tayyip Erdogan als „Erdo Allmächtig“ mit seinem Imageberater „Chef Dramatürk Erkann Alles“.
*
Berichte über die jüngste extra3-Sendung: z. B. Meedia + Die Welt + Frankfurter Rundschau + Merkur + Musikexpress et al.
+++ „HuffPo“-Blogger sieht Maske bei „Charlie Hebdo“ fallen
Der Politikwissenschaftler John Stanley Hunter sieht in einem Blogbeitrag auf Huffington Post die Maske von Charlie Hebdo fallen. Und was dahinter zu erkennen ist, sei hässlich. Dabei bezieht er sich auf diesen englischsprachigen (internationale Leserschaft!) redaktionellen Beitrag des Satiremagazins. Der Artikel suggeriere, Muslime in der Öffentlichkeit wären an sich eine Form des Terrorismus. Er wirft den Autoren vor, auf der Welle der Islamophobie zu reiten und dabei Öl ins Feuer zu gießen.
Bemerkt: Ursprünglich wurde in der Überschrift nicht der Begriff Maske, sondern das Wort „Schleier“ verwendet – nach meiner Wahrnehmung. Da ich die erste Version aber nicht per Screenshot gesichert habe, mag ich mich lieber auch täuschen …