TS46/20: Schroeder vermeldet: „Der Spass istn voll. Ernst her!“

Mit seinem erhellend marionettenhaften* puppenhaften Blick enthüllt mein Haus-Satiriker Schroeder, dass sich der ohnehin schon pervertierte Teil unserer Gesellschaft seit Jahren auf das- Achtung: Dysphemismus – „sauschel Dischtanzing“ vorbereitet hat. Beweis:

Ich glaube, dassn viele jahrelang auf die #Kontaksperre hintrainiertn habn. Wie auf Olympiadn. MenschnInnen mit Wie-Echtnamen trankn Bier ohne Alkohol und Kaffee ohne Koffein, rauchtn Zigaretten ohne Nikotin, wählten Politik ohne Inhalt und aßen dazu ein Wiener Schnitzel ohne Fleisch. Am Abend verdauten sie dann noch ein Brot ohne Gluten mit Käse ohne Milch vor einem Kaminfeuer ohne Holz. Am Wochenende feierten sie Partys ohne Gäste, lachtn den ganzn Abend über Nichts, hattn anschließend Sex ohne Körper und träumten dann täglich, sie seien wach.
Für mich und Fidel dagegn, istn diese Situation völlig neu.
(Schroeder 27.03.2020; Hervorhebg. der linguistisch bezaubernden Wortschöpfungen K. B.)

„MenschnInnen mit Wie-Echtnamen“!  Göttlich!

Schroeder würde es natürlich nie zugeben, aber tatsächlich ist er der letzte greifbare Lebensweise, der uns aus der „Vor-Corona-Zeit“ herübergewachsen ist. Denn hinter seiner beobachtungssensiblen Aufzählung diverser Dekadenz-Phänomene steckt deren lebensgefährliche Wahrheit: #kontaktsperre – zur herben Realität jenseits von Wohlstand, Konsum und Hedonismus. Schlicht: real live! Er formuliert es so: „Und träumten dann täglich, sie seien wach.“ Und jetzt wachen sie aus ihrem Traum auf und machen denen die Hölle heiß, die sich das Träumen noch nie leisten konnten.
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TS46SchroederJahrelangAufKontaktsperreHinTrainiert

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Aus der Tiefe seiner Bescheidenheit erwähnt Schroeder hier die zeitliche Koinzidenz seines mit dem päpstlichen Auftritt auf einem komplett leeren Petersplatz nicht. Für mich jedoch sticht sie ins Auge. Fehlt lediglich die Sprechblase: „Urbi et Oban“.

Den zweiten Augen- bzw. Ohrenstich erleide ich durch den Lapsus einer Nachrichtenkommentatorin, die behauptete, der Kontaktsperre-Papst spende hier den Segen für „die Welt und den Landkreis“. Jau! Mir würden tatsächlich ein paar Landkreise einfallen, die ihn dringend gebrauchen könnten …
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Cave: Menschen, die unsere Werte, aber nicht uns schützen wollen
Natürlich weiß Schroeder auch, warum viele „Mülliardäre“ und zu viele Sozialdarwinisten, vorzüglich aus einer Partei, die das Christliche balkenbreit vor sich herträgt, so sehr am raschen Wiederhochfahren der Wirtschaft gelegen ist:

Nicht die medizinischn Sorgn, die Abschaltung ist deren Problem. Je länger und mehr „abgeschaltet“ istn, desto mehr Zeit hättn WIR nämlich über „die Wirtschaft“ nachzudenkn, in die wir hineingeboren wurdn und würdn diese dann womöglich neu zu bewertn. Ohje.
[…]
Das grösstn Problem für die Mülliardäre wäre dochn, dass wir irgendwann zur Arbeit zurückkehren und plötzlichn nur noch Dinge herstelln, die wir wirklich brauchn. Zum Beispieln Atemschutzmaskn, Beatmungsgeräte, Gemüse, Eier oder Lenkdrachn.
(Schroeder 25.03.2020 „Hamsterradkäufe Teil 1 von 5“; Hervorhebg. K. B.)

Schroeder warnt vor den Leuten, die zwar unsere Werte, aber nicht uns schützen wollen!
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Toxische Zielabweichung und Märchen
Zu solchen wichtigen Beobachtungen gelangt natürlich nur derjenige, der sich an Schroeders Doktrin „Wir müssn AUSEINANDERHALTEN“ hält. (Zusammenhalten geht ja auch wegen der #kontaktsperre nicht.) Außerdem kann man diese toxische Zielabweichung unseres Führungspersonals beim derzeit zum kompletten Kitsch herabgewürdigten „Zusammenhalten“ auch nicht erkennen. Wenn solch Ungeheuerliches dann tatsächlich geschähe. In den westlichen Industrieländern hat seit 70 Jahren niemand mehr  zusammengehalten. Deshalb haben Phänomene dieser Art heutzutage schon Nachrichtenwert. Inzwischen nähren sich ganze Fernseh-Reportage vom Selbstverständlichen: Junge, gesunde Menschen, die für solche ohne diese überlebenswichtige Attribute Einkäufe tätigen. Trost: Aufgrund der #kontaktsperre verpassen die Ad-hoc-Zusammenhalter kein Fußballspiel und keine Grillparty! Und wegen der geschlossenen Geschäfte können sie auch nicht das tun, was einzig sie gelernt haben: konsumieren.

Wer zwischen den beiden Phänomenen einen Kausalnexus herzustellen wagt, dem ist offensichtlich nicht am Zusammenhalten gelegen?

Außerdem treibt mich die Frage um, warum die Göre mit der roten Kappe, die ihrer Hochrisiko-Oma einen Korb voller Leckereien (oder was seinerzeit als solche galt) trotz des gefährlichen Weges durch den dunklen Wald zulieferte, als Märchen rangiert?

Ich habe den üblen Verdacht: Es hat eine Bedeutung?

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Am 29.03.2020 aktualisiert wurde das Attribut „marionettenhaft“ in „puppenhaft“. Ein schier unverzeihlicher Lapsus der Herausgeberin dieses Blogs, die zugeben muss, nicht mehr auf dem Schirm gehabt zu haben, dass Schroeder schon im Kontext von Stuttgart 21 darauf verwiesen hatte: „Besser eine Puppe als eine Marionette“. Schroeder ist – Asche auf mein Haupt – diesbezüglich eben gerade keine Marionette!
Ich werde versuchen, diesen Fehler in den nächsten Monaten wieder abzuarbeiten.

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