+++ Satire im Brötchen
SaSe versucht ja nun wirklich alle Erscheinungsformen von Satire zu erfassen, muss jedoch zugeben: Diese ist mir auch neu. Satire im Brötchen! Ein Kölner Gastronom hatte einen „Erdogan-Burger“ mit Ziegenkäse angeboten und wurde dafür im Internet bedroht. Die Bedrohung muss so substanziell gewesen sein, dass er sein Restaurant vorübergehend schloss, wie die Deutsche Welle berichtet.
Der Inhaber, Jörg Tiemann, habe mit der spontanen Aktion ein Zeichen setzen wollen gegen den Versuch des türkischen Staatschefs, die Meinungsfreiheit in Deutschland zu untergraben. Mehr zu diesem Zeichensetzungsversuch, wobei das Mehr zeigt, wie dramatisch die Situation inzwischen ist …
+++ Wegen Satire im Gefängnis
Ein Stückchen weiter (der Zynismus bietet sich hier einfach an) ist eine Satiriker-Gruppe in Ägypten. Deutschlandradio Kultur berichtet: „Die Satiriker Atfal al-Shawarea kritisierten den ägyptischen Staat und seine Repressionen gegen Künstler oder Journalisten, immer wieder luden sie kurze Clips auf Youtube hoch. Dafür sind sie nun festgenommen worden.“ Das Eintrittsbillett-Video für den Knast (ägyptische Gefängnisse sind berüchtigt!) thematisierte den Angriff von Sicherheitskräften auf das Gebäude des ägyptischen Journalistenverbandes.
+++ Interview mit Christian Springer
Der Kabarettist Christian Springer mitsamt seinem Engagement für die zivilen Opfer des syrischen Bürgerkriegs über seinen Verein Orienthelfer e. V. ist immer wieder Thema in den Medien. Aktuell hat ihn die Passauer Neue Presse interviewt: Man lässt die Menschen im Dreck verrecken.
+++ Houellebecqs satirischer Roman tauge nur bedingt für die Bühne
In seiner Theaterkritik Dezente Dekadenz auf Der Freitag kommt Michael Angele zu der Einsicht, dass Michel Houellebecqs Roman Unterwerfung, der die Machtergreifung des Islam in Frankreich thematisiert, nur bedingt für die Bühne tauge.
+++ Satire in der arabischen Welt
…. ist Andrea Böhms Thema in ihrem Zeit-Artikel Wäre ich eine Kuh, ich trüge einen BH. Der Leser erfährt von der relativen Narrenfreiheit des saudi-arabischen Komikers Nasser al-Kasabi im Abgleich mit dem Blogger Raif Badawi. Er erfährt, dass es inzwischen zum Volkssport geworden ist, sich auf arabischen Bühnen und in den sozialen Medien über den Daesh lustig zu machen, von der libanesischen Band Al-Rahel Al-Kebir.
Eine besondere Problematik der Satiriker jenseits des Mittelmeeres sei es, die ohnehin schon absurde politische und religiöse Realität dort überhaupt noch zu überhöhen. Das treffe besonders die Humorarbeiter in Ägypten. Dort funktioniere das mit dem Schutz durch Popularität allerdings nicht – der Arzt und Satiriker Youssef musste schlussendlich sein Land verlassen.
+++ Österreich nähert sich wieder der Satire
Unsere Alpennachbarn hatten in den letzten Wochen aufgrund eigener Betroffenheit so ihre ganz eigenen Probleme mit Satire und der von ihr geforderten Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Die Causa extra3-Hakenkreuzschnitzel hat schwer am Ruf gekratzt. Die Musiker Kid Pex und Topoke suchen den Weg zurück in die europäische Zivilgesellschaft mit ihrem Rap „Nobert Hofer“.
„Das ist unser persönlicher, letzter Hilfeschrei an die Vernunft, an die Menschlichkeit und für das Zusammenleben ohne Hetze und Rassismus in Österreich“, sagen die Musiker zu ihrem Satire-Song. Den Künstlern sei klar, dass man die FPÖ-Wähler nicht belehren könne und es der falsche Weg sei, sie für unmündig zu erklären. „Wir dachten uns einfach: Wir drehen den Spieß um“, so Kid Pex und Topoke.
(heute.at 13.05.16: „‘So wählte auch dein Opa‘: Satire-Rap gegen Norbert Hofer als ‚Putin der Alpen‘“)
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+++ Ausführliche Fernsehkritik zu „Neo Magazin Royale“ vom 12.05.16
Hendrik Werner leistet beim Weser-Kurier eine ausführliche Besprechung und Einordnung der ersten Neo-Magazin-Royale-Sendung (Mediathek) nach der fünfwöchigen Zwangspause.
+++Nochmal Böhmermann: Gefühlseinblicke der ersten Spotify-Sendung
Die österreichische Kleine Zeitung beschäftigt sich mit Jan Böhmermanns und Olli Schulz‘ neue Spotify-Sendung Fest & flauschig. Darin habe Erstgenannter Einblicke in sein Gefühlsleben der letzten „trubeligen“ Wochen gewährt.
Auch Focus hat die Sendung besprochen.
+++ „QuerFrontSeiten“ über Jan Böhmermann auf „Spotify“
Der Betreiber der QuerFrontSeiten ist ganz offensichtlich kein Fan von Jan Böhmermann – spätestens seit dessen Erdogan-Schmähgedicht. Es sei ihm unbenommen. Richtig erbost André Hüssy aber die Tatsache, dass Böhmermann und Schulz jetzt ausgerechnet bei Spotify aufschlagen, „dem Streaming-Giganten, dem von Künstlern und vom HR vorgeworfen wurde, dass er ausbeuterische Entschädigungen zahle“ (Quelle). In dem Artikel Böhmermann ist ein Heuchler zitiert Hüssy aus Wikipedia:
Wie Spotify (über 1 Milliarde Jahresumsatz) die Künstler abspeist: „Recherchen des Hessischen Rundfunks vom April 2013 zufolge bekommt ein Künstler im besten Fall nur 0,164 Cent pro Abspielvorgang [Anm.: Inzwischen auf 0,6–0,84 US-Cent erhöht] . Zum Vergleich: Verkauft ein Künstler ein Album mit 13 Liedern auf CD, bleiben ihm im besten Fall rund 3 Euro. Das Album müsse also rund 145 mal übertragen werden, damit der Künstler auf einen ähnlichen Ertrag kommt. Das Plattenlabel entscheidet letztlich darüber, ob die Musik auf Spotify angeboten wird. Die Zahlen gehen aus einer Abrechnung hervor, die eine Band dem Hessischen Rundfunk vorgelegt hat.[55]
[…] Kritik an dem Vergütungsmodell wurde auch von verschiedenen Künstlern und Musikern geäußert. Der Schlagzeuger der Black Keys, Patrick Carney, begründete die Entscheidung seiner Band, das Album El Camino nicht auf Spotify bereitzustellen, damit, dass Streaming-Dienste für „eine Band, die von der Musik lebt, finanziell keinen Sinn haben.“[57] Auch der Sänger Thom Yorke kündigte an, dass die Musik seiner Band Atoms for Peace wegen der schlechten Vergütung nicht auf Spotify verfügbar sein werde.[58] Über Twitter verkündete er: „Macht euch keine Illusionen. Neue Künstler, die ihr auf Spotify entdeckt, werden nicht bezahlt.“ (Wikipedia)
(QuerFrontSeiten:„Böhmermann ist ein Heuchler“; dort Zitat aus Wikipedia)
Senf: Berechtigter Einwurf!