TS74/15: Stephen Colbert + Frauenrollenzement + Kritiker-Knebel +“Charlie Hebdo“ deutsch + Austernschlürfer

+++ USA: Stephen Colbert übernimmt die Late-Night-Show von David Letterman
David Letterman hört auf. Seinen designierten Nachfolger Stephen Colbert begrüßte er jetzt in der eigenen Show. Der kündigte an, alles genau so zu machen wie Letterman. Der Satiriker Colbert hatte bis Ende vergangenen Jahres in der Rolle eines konservativen Moderators neun Jahre lang in seiner Sendung The Colbert Report das Tagesgeschehen überspitzt kommentiert. Die Late Show der zurückgetretenen Legende Letterman übernimmt er am 8. September.
Colberts Alter wird von den Zeitungen unterschiedlich angegeben: Bei rp-online ist er 51; bei der Süddeutschen 49. 


+++ Frauenbild: Schauspielerin Carolin Kebekus unzufrieden mit Rollenangeboten
Die von verschiedenen Zeitungen aufgegriffene Meldung, bei der als Quellenangabe ein Interview mit der Stuttgarter Zeitung angegeben wird, passt SaSe gerade gut in die Recherche: Die Schauspielerin (und nicht die Komikerin!)  Carolin Kebekus ist unzufrieden mit den Rollenangeboten, die man ihr macht (Quelle1, Quelle2). Und zwar deshalb, weil sie offensichtlich nur Rollen angeboten bekommt, die ein bestimmtes Frauenbild zementieren. Sie solle wahlweise eine Frau spielen, die einen Mann sucht, oder die Frau eines lustigen Mannes.
Kebekus artikuliert, was viele Frauen – ganz besonders im Fernsehen und nahezu exzessiv im Kabarett – täglich als die bitter anachronistischen Machtverhältnisse erleben. Die deutschen Film-Frauen etwa setzen sich jetzt so zur Wehr: Pro Quote Regie! Bei deutschen Kabarettistinnen sind derlei konzertierte Aktionen nach bisherigem SaSe-Recherche-Stand nicht in Sicht.
Hier ein Video-Interview zu Kebekus' Sprechrolle als  die Bösewichtin Scarlet Overkill im Minions-Film. Auch bei Sat1.



+++ "HNA": Die geknebelte Theaterkritik über Frank-Markus Barwasser
Oh je, da musste sich aber jemand plagen, seine Antipathie bei der Theaterkritik über einen Auftritt von Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig im Velmarer Festzelt einigermaßen zu unterdrücken! Und das ist Johannes Mundry, der für die Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA) die Theaterkritik schreiben muss, in Die SPD und das Lama: Erwin Pelzig bei Sommer im Park nicht wirklich gelungen. Die Sprache verrät ihn: „Nach Max Uthoff rotzte auch Frank-Markus Barwasser […] seinen Verdruss […] in das Publikum“. Die Verwendung dieses Ekelverbs ist praktisch, denn so kriegt Max Uthoff auch gleich noch eine mit, der des nämlichen Rotzens geziehen wird! Bei der Parteien-Schelte sieht der Kritiker die Grünen und die Linken ausgenommen: „Politische Sympathie ex negativo“. Der gequälte Schlusssatz: „Der Beifall, der schon bei Pelzigs Auftreten groß war, nahm kaum weiter zu, kam aber bis zum Ende mit stabiler Zuverlässigkeit“.
Senf: Das Problem an dieser Theaterkritik ist die Tatsache, dass der Kritiker Barwasser keinerlei „künstlerische“ Versäumnisse, mangelnde Publikumsresonanz oder andere handwerkliche Fehler vorzuwerfen vermag. Er hat erkennbar Probleme mit Barwassers politischer Position = links. Und damit steht er nicht allein! Es ist auffallend, wie offen die Journalisten der großen Zeitungen ihre eigenen politischen Ansichten bei Theaterkritiken durchscheinen lassen und linken Kabarettisten einen Verriss schreiben, einfach nur weil sie links sind!
So etwas kann sich (politisch seitenverkehrt) vielleicht ein  Blog erlauben …laugh


+++ Ehre für "Charlie-Hebdo"-Zeichner – auf Deutsch!
Das Online-Portal der Schweizer Kommunikationwissenschaften (so nobel sind die SaSe-Quellen!) vermeldet, dass  vier deutschsprachige Karikaturen-Museen die bei dem Terroranschlag im Januar 2015 getöteten Zeichner der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo mit einer eigenen Internetseite ehren: „Hinter der Homepage www.museen-fuer-satire.com stehen das Cartoonmuseum Basel, das caricatura museum frankfurtMuseum für Komische Kunst, das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover und die Caricatura – Galerie für Komische Kunst in Kassel, wie das Basler Haus am Donnerstag mitteilte“ (Quelle). Die Macher der Seite hätten bei deren Konzeption mit der Redaktion von Charlie Hebdo zusammengearbeitet.
Die Seite ist übersichtlich aufgebaut und bietet jede Menge Informationen in den Rubriken „Geschichte der Zeitschrift Charlie Hebdo“, „Kontext: Der Laizismus in Frankreich“, „Pressespiegel“, „Biografien“, „Religion“, „Gesellschaft“, „Politik“ und "Texte".


+++ Gelungene Dikta: "Spiegelfechter" / Jörg Wellbrock = Tom W. Wolf zu Griechenland
Ein großdimensionales Problem, ein ärgerlicher Widerspruch, eine versteckte Wahrheit in ein pointiertes Diktum gepackt, das trägt den Sprachfreund meilenweit! In dem Artikel  Griechenland: Nehmen wir Platz. ES BRENNT (die Großbuchstaben stehen hier sicherlich für den Schreikrampf von Politik und Medien) auf Spiegelfechter verortet Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf die Griechenland-Eskalation korrekt auf der politischen Landkarte. Dabei emittiert er folgendes herrliche Diktum: „Wir müssten füreinander einstehen, wir müssten erkennen, dass wir einer reichen und gierigen und sabbernden Minderheit geopfert werden, die Austern schlürft und Austerität predigt“ (Quelle).
YES!
 

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