Tag Archiv:Carolin Kebekus

TS39/16: Wegen Brüssel geschlossene Anstalt und Prinzen ohne Torte

+++ „Die Anstalt“ blieb wegen Brüssel geschlossen
Eine gute Entscheidung des ZDF: Die Kabarettsendung Die Anstalt mit Claus von Wagner und Max Uthoff wurde aufgrund der Terroranschläge in Brüssel kurzfristig abgesetzt. Die Sendung werde an einem anderen Dienstag ausgestrahlt: News.de + Quotenmeter.
Zum „Trost“ für den, der eines solchen bedarf, sei ein Interview mit Max Uthoff über zwei Jahre Anstalts-Arbeit angeboten.


+++ Twitter vergisst Jan Böhmermann zu torten
Torten haben es auch nicht leicht. Werden sie geliefert, ist es nicht recht. Werden sie nicht verschickt, heulen die Star-Zwitscherer in aller Öffentlichkeit herum wie gekränkte Filmstars. Jan Böhmermann sei von Twitter anlässlich der Torten-Versendungsaktion zum Jubiläum vergessen worden. Jetzt kündigte er dem Nachrichtendienst offiziell seine Freundschaft. In der mutigen Entscheidung zwischen Pest und Cholera wechselt er jetzt zu Facebook. Weiterlesen

TS4/16: Genitivmord + Kritik minus + Deppensynopse + Cover-Blut + Filmgottlästerung

+++ Schweigen im Sattel – der geile „Netzfrauen“-Trick
Wenn jemandem der Gaul durchgeht, dann sind die ersten Kilometer in der Regel nicht so interessant. Zum einen besteht immer noch die Möglichkeit, dass der Reiter genügend Erfahrung und Kenntnis besitzt, das Tier zu bremsen. Zum anderen kann auch der Gaul selbst zur Vernunft kommen. Wenn jedoch Reiterinnen willentlich mit einer Reiszwecke zwischen Sattel und Mitgeschöpf unterwegs sind, das Pferd schon längst von allen guten Geistern verlassen durchs tiefe Unterholz prescht, dann lohnt sich wieder der Blick. So etwa behaupten die durch das sogenannte Tchibo-Gate endgültig der Lächerlichkeit anheimgefallenen Netzfrauen aktuell:

Wir „kritikunfähigen“ Netzfrauen hätten nie gedacht, dass wir uns mal wegen eines #‎Shitstorms bedanken müssen. Aufgrund des Shitstorms wegen dem Kunstfell wurden die Schweizer Medien aufmerksam und haben sich diesem Thema [sic!] angenommen. Es schaffte es sogar auf die Titelseite. Somit sind nun auch die Schweizer gewarnt und die Tierschützer haben uns gedankt. Manchmal hat auch ein Shitstorm etwas Gutes. Danke an alle Kritiker im Namen der Tiere.
(Facebook Netzfrauen Faden vom 02.01.2016; Hervorheb. SaSe)

SaSe konnte übrigens kein einziges Tier ausfindig machen, dass diese schwülstige Namensusurpation bestätigen wollte …
Holla, die Netzfee: Die Schweizer Medien seien aufmerksam geworden und hätten in Tätergemeinschaft mit den Netzfrauen dem standardsprachlichen Genitiv bei „sich annehmen“ den Tod besorgt. Inhaltlich fällt natürlich sofort und dringend auf: kein Artikel, kein Text verlinkt! Würde nicht sogar ein Netzmann im Freudentaumel über derlei berauschende Siege triumphierend den entsprechenden Link einstellen? Ja, würde er! Aber das ist eben der obergeile Netzfrauen-Trick: die Quellen erst gar nicht benennen! Weiterlesen

TS159/15: Kebekus upgraded + Opfer verhöhnt + Satiriker stillos + Ehemänner missbraucht

+++ „PussyTerror-TV“ ab 2016 im ARD-Hauptprogramm
Die ARD teilt es der Presse mit: 2016 wird die WDR-Comedyshow PussyTerror-TV mit Carolin Kebekus (vgl. auch SaSe5, SaSe6, SaSe13) ins Hauptprogramm übernommen. Es berichten: Meedia + DWDL + Quotenmeter + TV-Wunschliste.
Das hebt die Frauenquote des deutschen Fernsehkabaretts!


+++ Satire-Reaktionen auf die Zschäpe-Erklärung
Was Beate Zschäpe sich da am vergangenen Mittwoch im NSU-Prozess in München mit der von ihrem Anwalt verlesenen Erklärung geleistet hat, erinnert mich an: „Und die Straße stand auf und schlug mir mitten ins Gesicht!“. Die Satire reagiert. Vorneweg der einmalige Postillon mit: Beate Zschäpe: Nach ihrer Aussage heiliggesprochen.
Der stern hat sich dankenswerter Weise der Mühe unterzogen, einen Überblick über die satirischen Reaktionen auf die gewaltaffine Straße zusammenzustellen. Offensichtlich kam es schon während der Verlesung im Gerichtssaal zu Lachern, etwa an der Stelle „Ich war entsetzt, dass sie [i. e. die zwei Uwes] erneut gemordet hatten“. Weiterlesen

TS137/15: Dall-Zensur + Kurswechsel? + Satire-Öde + „Allgemeine Allgemeine“

+++Comedypreis: Zensurvorwürfe gegenüber RTL
Comedypreis – das ist die Selbstbeweihräucherungsveranstaltung, bei der sich Dieter Nuhr als Vorsitzender der Jury nicht entblödet, für sich selbst einen Preis abzugreifen. Auch wenn er betont, für die dazugehörige Abstimmung den Raum verlassen zu haben. Scho recht, Herr Nuhr! Jetzt kommt die nächste Pikanterie: Der Komiker Karl Dall soll in seiner Laudatio für Carolin Kebekus eine ziemlich fragwürdige Äußerung in Anspielung auf den Vergewaltigungsvorwurf gegen ihn gemacht haben: „Wenn du jetzt drei Jahre jünger wärst, dann wärst du dran.“ Dall war in einem Gerichtsverfahren freigesprochen worden. In der ausgestrahlten RTL-Version jedoch kommt diese Szene nicht vor. Jetzt wird dem Sender vorgeworfen, Zensur ausgeübt zu haben, wie Focus und kukksi berichten.


+++ „D(d)enkfunk“: Christoph Sieber schreibt groß und spricht wahr
Aber hoppala: Eine „Innovation“ bei D(d)enkfunk? Die „Bildzitatung“ von Christoph Sieber am 31. Oktober 2015 sticht heraus. Zum einen verzichtet er/Denkfunk auf das nervige Corporate-Identity-Blau, das den Selfie-Zitaten normalerweise unterliegt. Dann benutzt er urplötzlich die leserfreundlichere korrekte deutsche Rechtschreibung mit Klein- UND Großschreibung. Und er greift die schon von diversen Experten öffentlich geforderte Sicherheitserklärung der Bundesregierung für die Sozialkassen auf. Er räumt ein, dass die Ängste des Prekariats nachvollziehbar seien, angesichts der Flüchtlingsmassen irgendwann die Zeche zahlen zu müssen. Das Prekariat dankt!
Mit diesem integrativen Potenzial (ganz neu: Äußern von Verständnis) und der Forderung an einen benannten Adressat (Konstruktion) sticht dieser Beitrag bei Denkfunk heraus. Fortschritt! Momentan ist dort ohnehin Veränderung festzustellen, denn in den letzten Tagen konzentrieren sich die Selfisten plötzlich auf Informationsvergabe mit Hinweis und Verlinkung interessanter Artikel! Das hier war ja auch schon fast ein Denkfunk-Shitstorm! Weiterlesen

TS132/15: In den Müll 1 + In den Müll 2 + In den Müll 3 + Ins Ernste + In Zukunft + In Würdigung

+++ Offtopic: Verlagsgruppe Random-House sperrt Krimis von Akif Pirinçci
Sehr gut: (Nicht nur) Meedia meldet, dass die Verlagsgruppe Random-House die alten Katzenkrimis des Autors Akif Pirinçci gesperrt habe, nachdem der am Montag auf einer Pegida-Demo in Dresden eine irritierende Äußerung zu Konzentrationslagern gemacht hatte. Wegen dieser Äußerung wurde Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den türkischstämmigen Autor erstattet. Und Random House stoppt die Auslieferung der älteren belletristischen Bücher Pirinçcis inklusive klarer Distanzierungserklärung (Felidae-Reihe; Pressemitteilung). Auch der Ex-D(d)enkfunkerSchroeder kommentiert hier und hier.
Ob dieser Auslieferungsstopp allerdings juristisch haltbar ist?

Persönliches Bekenntnis: Auch in meiner Bibliothek befand sich noch ein aus den 90er Jahren stammendes Exemplar eines Katzenkrimis von Akif Pirinçci, das ich seinerzeit geschenkt bekommen hatte. Gestern habe ich das Buch mit der Kohlenzange aus dem Regal gezogen und ins Altpapier entsorgt.

Nachtrag vom 12.11.15: Das hier etwas sehr spontan und nicht ganz durchdacht vergebene „sehr gut“ war offensichtlich voreilig. Der Vorgang (Sperrung der Bücher dieses Autors) hat inzwischen eine bedenkliche Dynamik entwickelt, die von Jan Fleischhauer am 10. November 2015 im Spiegel sehr zutreffend kommentiert wurde. Vgl. dazu auch TS139/15


+++ Ausnahmsweise „WELT“-Satire: Pirinçci-Hirn gefunden!

Aufgrund der degoutanten Herkunft (Springer) und der damit verbundenen politischen Stoßrichtung ignoriert SaSe den Output der Satire-Redaktion „Glasauge“ von Die Welt weitgehend. Die aktuelle Grätsche von Karl Sack-Reis jedoch schließt an obige Meldung an und hat eine Erwähnung verdient: Spaziergänger findet Hirn von Akif Pirinçci. Weiterlesen

TS123/15: Nachfolger + Störer + Mediatorin + Erklärbär + Truther

+++ US-Satiresendungen: Die nächste Riege übernimmt
Neues Deutschland beschäftigt sich mit den Nachfolgern in den großen US-Satiresendungen. Das ist zum einen der gebürtige Südafrikaner Trevor Noah in der Nachfolge des nahezu legendären Jon Stewart für die Daily Show. Schon Anfang September trat Stephen Colbert die Nachfolge von David Letterman in der Late Show an. Weitere Hintergründe, Charakteristika, Herausforderungen und Erwartungen hier.


+++ Muslimische Petition zur Abschaffung des Oktoberfestes – Satire?
Unter der Überschrift Was diese Muslime vom Oktoberfest fordern, ist hoffentlich Satire? setzt sich die Huffington Post mit einer Petition auf Change.org auseinander, die für Wirbel sorgt: Ein mit „Morad Almuradi“ zeichnender Verfasser hatte dort die Abschaffung des Müncher Oktoberfestes gefordert mit der Begründung, es sei eine intolerante und anti-muslimische Veranstaltung. Die HuffPo versucht Indizien dafür zu finden, dass es sich bei der Petition um Satire handelt. Die Initiative selbst fand nur 474 Unterstützer und wurde auch schon beendet. Inzwischen ist das Thema auch beim Focus angekommen! Weiterlesen

SaSe46: „Je ne suis pas Charlie“? – „Charlie Hebdo“ zeigt beim Flüchtlingsthema, was Satire leisten kann

Es geht dem Satirefreund runter wie Öl: Die Karikaturen in der neuesten Ausgabe von Charlie Hebdo erinnern wohltuend daran, was Satire tatsächlich leisten kann. Gleich zwei Zeichnungen arbeiten mit dem verstörenden Machtbild des toten Kindes Aylan Kurdi am Strand der türkischen Insel Bodrum.

Das, was die französischen Kollegen liefern, geht weit über die Erbärmlichkeit purer Polemik vieler deutscher Satiriker und Kabarettisten hinaus. So wichtig klare Bekenntnisse gegen die Rechten und die Nazis sind, hat man bei den jüngsten Produktionen wie etwa der Musikparodie Wie blöd du bist von Carolin Kebekus den Eindruck, dass einige Komiker inzwischen populistisch auf den Zug aufspringen. Kebekus‘ gesungene Invektive hatte ein gigantisches Medienecho hervorgerufen. Eine subtile Auseinandersetzung mit dem Thema, eine köstliche Verlade rechtsextremer Einfalt, eine andere Perspektive oder sonst irgendwas von dem, was (nur) Satire kann, bieten diese primär auch mit skatalogischen Mitteln arbeitenden „Bekenntnisse“ nicht. Dass diese inflationären Bekundungen einschlägiger Promis andere Hintergründe haben könnten, thematisiert auch dieser Beitrag bei n24. Weiterlesen

TS114/15: Entgleister Polak + Mutige Carolin + Veräppelte Ahlener + Züchtende Anwälte + Kackige Scheiße

+++ Oliver Polaks Entgleisung gegenüber Tilo Jung
Jungle World hat vergangene Woche einen treffenden Artikel zum Thema Antisemitismus veröffentlicht: Die Abmahn- und Klagewellen gewisser unter „Querfront“ geführter Gegenöffentlichkeitsprojekte und –Akteure zur Einschüchterung von Journalisten und Autoren, welche die Bezeichnung „Antisemit“ für jene verwenden, die sie für Antisemiten halten, führe dazu, dass sich kaum noch einer traue, den Begriff zu benutzen. Diese Diskussion zeigt aber nur die auffallend starke Fokussierung der aktuellen politischen Diskussion auf das Thema Juden.

Obiges fiel mir zu dem nachfolgenden Vorgang und einen Kommentar im Meedia-Wochenrückblick ein: Der Komiker Oliver Polak instrumentalisiere seine jüdische Abstammung sehr plakativ, wie auch sein Porträt bei Wikipedia thematisiert. Jetzt hat Polak in der Causa „rosa T-Shirt“ „so eine Art Rant“ gegen Tilo Jung veröffentlicht. In Kommentierung eines älteren Tilo-Jung-Interviews mit Vertretern der Hamas verwendet Polak das F-Wort und trägt erneut seine Herkunft demonstrativ vor sich her. Weiterlesen

TS110/15: Unkastriert + Behindert + #arschbombe + Exhumiert + Geklaut

+++ Neues „Propagandainstrument“ in Österreich: Unkastriert.at
Der Macher von Hunde raus aus Österreich und KC Streichel (vgl. auch TS109/15 und TS72/15) macht sich viel Arbeit mit seinem höchst erfolgreichen Konzept, den Menschen Rassismus anhand ihrer (teilweise völlig pervertierten) Tierliebe zu demonstrieren. Neben den beiden o. g. Facebook-Accounts gibt es jetzt noch die Webseite Unkastriert.at als Blog auf WordPress.com. Die bezeichnet sich als „offizielles Propagandainstrument der Bewegung Hunde raus aus Österreich“. Der Name der Webseite enthält auch wieder eine satirische Botschaft und ist eine Anspielung auf den Blog „Unzensuriert.at“ des ehemaligen FPÖ-Nationalratspräsidenten Martin Graf. Und die „Holzmedien“ sorgen dafür, dass diese wichtigen Projekte bekannt werden: Bericht in Standard.at.

Senf: Die Selbstzuweisung als „Propagandainstrument“ würde ich noch als eine satirische Antwort auf die Propaganda-Hysterie vieler Gegenöffentlichkeitsprojekte (GÖP) bewerten. Summa summarum zeigen österreichische Satiriker damit massiv und offensichtlich erfolgreich und vor allem stilecht ausschließlich mit satirischen Mitteln (Gegenbeispiel) Flagge gegen Hass, Rassismus, Nationalismus & Co.
Die deutschen Pendants zu oben Genannten allerdings können sich auch sehen lassen: Hunde raus aus Deutschland + Katzen gegen Glatzen + Front Deutscher Äpfel ohne den Konnex zum Thema Tier u. v. a. m. Weiterlesen

SaSe34: „Anstalt“-Macher Max Uthoff des Chauvinismus geziehen: Eine Verteidigungsrede im Angesicht eines Frauen ignorierenden Kabaretts

Der Kabarettist Max Uthoff hat für diverse Hashtags am 19. Juli 2015 folgenden Wortbeitrag in die Welt entlassen, der auch auf dem Denkfunk-Facebook-Account  veröffentlicht wurde:

nationalismus ist die straßenhure unter den Gefühlen. billig, muss fast jeden ranlassen und wenn man nicht aufpasst [sic!] fängt man sich was schlimmes ein.
(Max Uthoff, Facebook Denkfunk.de. Zitatbeitrag am 19.07.2015)

Das Zitat war mit folgenden Hashtags versehen: #MaxUthoff #Uthoff #Gegendarstellung #Nationalismus #Remchingen #Waldaschaff #Gefluechtete #Fluechtlingsheim #Asyl #Asylbewerber #Fremdenangst #Fremdenhass #Fremdenfeindlichkeit #Rassismus #Diskriminierung #Troeglitz #Freital.

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