HInfo2: Denkfunk – ein unglaubwürdiges Konstrukt voller Widersprüche (2): Merkwürdigkeiten

Dieser Artikel ist die übergangslose Fortsetzung von Teil 1 (HInfo1)

„Wertungen“ im einstelligen Bereich
Denkfunk erklärt auf der Startseite:

Sobald ein Video online ist, können die Clubmitglieder – und nur diese – das Video kommentieren und mit dem SBI bewerten. Mit der Maßeinheit SBI (Social-Benefit-Index) sagst Du aus, wie sehr ein Video Dich inspiriert, informiert und unterhalten hat.
(Denkfunk, Startseite; Hervorhebg. von SaSe)

Das Projekt ist jetzt seit gut einem halben Jahr online. Ganz offensichtlich aber wird von der Kommentierungsoption kaum Gebrauch gemacht. Zu dem „SBI“ erfährt der Seitenbesucher weder Berechnung noch Referenzwerte. Sowohl die „Bewertungen“ wie der „SBI“ vieler Denkfunk-Videos, die seit Monaten verfügbar sind, ist lächerlich. Einige Beispiele (Stand: 14.05.2015): 

+ 25.12.2014: Dirk Löhr: Die christliche Systemfrage
1 Wertungen / 7.00 SBI

+ 04.01.2015: Helene Mierscheid: Neujahrsansprache Willkommen im Jahr 2015
0 Wertungen / 0.00 SBI

+ 15.01.2015: Doro Breuer:  TTIP
6 Wertungen / 9.50 SBI

+ 16.01.2015: Helge Peukert: Charlie Hebdo Gauck
1 Wertungen / 7.00 SBI

+ 18.02.2015: Söder weekly: Guantanamo gehört nach Bayern
0 Wertungen / 0.00 SBI

SaSe zumindest hat kein einziges Video auf Denkfunk gefunden, das hinsichtlich der Wertungen mindestens einmal den zweistelligen Bereich erreicht hätte. Teilt sich die Unglaubwürdigkeit des Projekts  also auch den Internetusern mit?

Werbung mit Autoren – ohne Werke
Denkfunk wirbt mit den Namen prominenter Kabarettisten (für sein Abonnement), die zum Autorenkollektiv gehören sollen:  Urban Priol, Christoph Sieber, HG Butzko, Helmut Schleich, Luise Kinseher, Andreas Rebers, Frank Lüdecke, Nessi Tausendschön, Tobias Mann u. v. a. m.
NUR: Viele dieser „Autoren“ des Denkfunk-Kollektivs werden teilweise schon seit Monaten genannt, haben aber noch kein einziges Video produziert (zumindest nicht nach den Angaben auf der Denkfunk-Autorenseite). Mit Stand vom 14.05.2015 sind das  zum Beispiel:
+  Andreas Rebers  +  Frank Lüdecke  +  Frank Eilers  +  Helmut Schleich  +  HG Butzko  +  Luise Kinseher  +  Nessi Tausendschön  +  Nina Hartmann  +  Schroeder  +  Urban Priol

Wie seriös ist das denn? Da wird mit bekannten Namen als „Denkfunk-Autoren“ geworben, die in Wahrheit (bisher) gar keine sind. Und in obige Liste wurden jetzt nur Kabarettisten aufgenommen; hinzu kommen weitere Autoren, für die bisher ebenfalls kein Denkfunk-Werk auffindbar ist. Da reckt sich der Verdacht auf, dass diese wohlklingenden Promi-Namen lediglich werbend – für den Abo-Verkauf –  eingesetzt werden?

Regelverstöße
Auf der Denkfunk-Startseite wird das Informationsangebot damit begründet, dass Print und Fernsehen immer weniger Vertrauen genössen, „auch weil sie an Qualität und Seriosität nachgelassen haben“ (Quelle).
Müsste man dann nicht erwarten, dass Denkfunk diesem Defizit an Qualität und Seriosität Entsprechendes entgegensetzt?  Danach sieht es leider bisher nicht aus. Stattdessen lassen sich Regelverstöße durch Denkfunk und Denkfunk-Autoren feststellen, die bei den Mainstream-Medien Skandalpotenzial hätten oder zumindest empörten oder amüsierten Hinweis auslösen würden. Beispiel:

Werbung im redaktionellen Bereich des ZDF für ein Gewerbeunternehmen mit Abo-Verkauf
Wie in SaSe15 schon vom Thema (TV-Kritik Die Anstalt) abweichend dargestellt, durfte der Kabarettist Tobias Mann bei einem Auftritt in der ZDF-Sendung Markus Lanz – und mithin im redaktionellen Bereich – am 12. März 2015 Werbung für Denkfunk = PatchworX Media GmbH und also für ein Gewerbeunternehmen mit Abo-Verkauf machen. Es ist darauf hinzuweisen, dass Tobias Mann damit nicht zum eigenen Vorteil gehandelt hat (wie man das sonst bei solchen Auftritten mit Hinweisen auf Bücher, CDs oder DVDs des Künstlers gewohnt ist). Denn nach schriftlicher Auskunft des Unternehmens PatchworX Media GmbH erhalten die Autoren kein Honorar für ihre Denkfunk-Videos. Tobias Mann trat also im redaktionellen Bereich des ZDF werbend für einen Dritten, ein Gewerbeunternehmen, auf.

Ein Unrechtsbewusstsein dazu scheint es bei Denkfunk nicht zu geben. Auf Facebook wird der Erfolg dieser Werbeaktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bejubelt, die auch etwas gebracht habe: Die Zugriffszahlen hätten sich verdoppelt.

Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk, Thread vom 13. März 2015

Die Ankündigung „erste Fernsehsendung, in der wir erwähnt werden“ lässt befürchten, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Zukunft noch häufiger für diese Werbung im redaktionellen Bereich für ein kommerzielles Unternehmen mit Abo-Verkauf eingespannt werden soll?

Kleinkram, der sich summiert
Kleinere handwerkliche Fehler wie im Denkfunk-Video von Renato Kaiser „Humanitäre Hilfe für Roger Köppel“ werden nicht verbessert (siehe SaSe17). Auch die Tatsache, dass Denkfunk keinerlei über das eigentliche Video hinausgehende Informationen zum Thema etc. zur Verfügung stellt, wird in SaSe17 thematisiert. Wie glaubwürdig aber ist ein „Gegenöffentlichkeitsangebot“, das sich auf den Qualitätsverlust der Mainstrem-Medien beruft, dem Zuschauer selbst aber noch weniger Infos anbietet als eben diese und wieder keine mündige, auf umfassender Information beruhende Rezeption ermöglicht?

Und Denkfunk-Videos, in denen Autoren die  „nervtötende Werbung“ in unseren Medien geißeln, die aber im direkten Anschluss daran selbst penetrant und den Zuschauer im plumpen Du anredend für das Denkfunk-Abo werben, sind einfach absurd (Denkfunk-Video mit Bodo Wartke, vgl. TS48/15).

+++ Fortsetzung HInfo5 +++

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