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TS87/19: Schiefe Dinge: Die „Journalistin“ Mesale Tolu als Volontärin bei der Schwäbischen Zeitung

Die Anzahl der Phänomene, die ich bei mir bei aller Ausbildung, Recherche und Liebe, nicht mehr erklären kann, steigt. Dabei variiert meine emotionale Distanz zur jeweils beobachteten Steigung. Im Fall der „Journalistin“ Mesale Tolu allerdings ist sie besorgniserregend gering. Ich fühle so etwas Pathetisches wie „Verrat“?

Das Problem fängt schon damit an, dass uns – den Medienkonsumenten – die Frau kurdischer Herkunft mit dem wirklich erschütternden Schicksal – ihre Inhaftierung in der Türkei  – von Anbeginn an als „Journalistin“ verkauft wurde. Auch der Mesale-Tolu-Wikipedia-Eintrag definiert sie so.   Bei einer Google-Suche verkoppeln viele Treffer ihren Namen mit der Berufsbezeichnung „Journalistin“.

Diese Etikettierung ist auch deshalb „funktional“, weil damit der politische Gesamtkomplex Tolu ganz elegant in die offizielle Position der deutschen Politik gegenüber dem zunehmend autokratischen System in der Türkei unter dem schier allmächtigen Präsidenten Erdogan passt.

In ihrer doppelten Funktion als unbestrittenes, aber auch sehr medienwirksames Opfer dieses repressiven Systems und als Leuchtürmin einer im Gegesatz dazu nahezu als berauschend dargestellten Pressefreiheit in der Bundesrepublik reist Tolu durch die TV-Sender und berichtet dort von ihrem beeindruckenden Schicksal (Inhaftierung mitsamt Sohn) sowie dem ihrer zu zahlreichen Berufskolleginnen und –kollegen in türkischen Gefängnissen. Tolu ist inzwischen so berühmt, dass sie bei phoenix persönlich auftritt. Alles gut.

Und dann dies: Am 17. Juni 2019 verkündet Schwäbisch Media lesbar stolz, sich diesen Promi unter den Nagel gerissen zu haben. Und zwar als Volontärin! Weiterlesen

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