Zu meinen zahlreichen Newslettern gehört auch der vom Rechercheverbund Correctiv – „Fakten für die Demokratie“.
Derer – der Fakten – sind wir auf kommunaler Ebene besonders bedürftig! So habe ich mich heute im Kontext des Themas Regionalplan Bodensee-Oberschwaben schon mit so exotischen und bisher noch nie gehörten Themen wie „Regionales Kompensationsflächen-Management“ und der Flächenagentur Baden-Württemberg GmbH beschäftigt. Gern würde ich diese Wissenslücke meinem Ignorantentum zuschreiben. Aber eine nicht repräsentative Blitzumfrage in meinem kommunalpolitisch interessierten Bekanntenkreis führte nur zu einer Ballung fragend angehobener Augenbrauen. Saurer die Glocken nie klingen: nach Greenwashing, Intransparenz und Altmänner-Wirtschaft.
Letztgenannte belegt das Foto des Fachartikels „Regionales Kompensationsflächenmanagement durch kommunale Zusammenarbeit“ in der Gemeindezeitung Baden-Württemberg (BWGZ). Es zeigt die 17 Gründungsgesellschafter der REKO (= Regionaler Kompensationspool Bodensee-Oberschwaben) GmbH 2014: Und das sind 17 nicht mehr ganz junge weiße Männer! KEINE EINZIGE FRAU! Ergo: kein demokratisches und schon gar kein repräsentatives Gremium. Die Geschäftsführung liegt wieder beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RV BO). Man ahnt die Richtung: planertar tödlich, aber rechtskonform.
Am 6. Dezember 2019 trafen sich die Mitglieder des RV BO zur Verbandsversammlung. Wie herabwürdigend man dort mit der Presse umgeht, wird noch Gegenstand einer speziellen Kakao-Freifahrt für die alten Männer werden. Heißt: Artikel folgt. Erste Eindrücke berichtet Elke Krieg auf ihrem Blog AGORA-La, die persönlich am RV-BO-Workshop „Ein schöner Rücken kann auch entzücken“ teilgenommen hat …
Bisher ist (mir) noch völlig unklar, was hinter der eher klandestinen und komplett männerdominierten REKO GmbH mit Ökoanstrich steckt? Der Artikel „Regionales Kompensationsflächenmanagement durch kommunale Zusammenarbeit“ in BWGZ 10/2014 aber lässt Übles ahnen, weil dem ganzen verknuspelten Konstrukt bekennend ein ökonomischer Ansatz zugrunde liegt. Und dieses Konstrukt ist wieder einmal so kompliziert, dass es zur sprachlichen Herausforderung wird, die Chose Bürgern und Lesern überhaupt verständlich zu erklären.
Solche Verständnishürden sind – meine Meinung – auch kein Zufall! Mehr noch: Sie sind funktional und verhindern, dass Bürger sich damit beschäftigen.
Zurück zu den bundesweiten Narrativen: Correctiv macht es sich zur dankenswerten Aufgabe, die Narrative der Desinformation zu enthüllen. In diesem Beitrag geht es um das Narrativ (der Rechtspopulisten), Migration verdränge deutsche Traditionen. Die Autorin Cristina Helberg paraphrasiert erhellend und unterhaltsam die flapsige Verkürzung der Satirikerin, welche solche Erzählmuster kurzerhand unter „Bullshit“ ablegt.
Der zweite Teil der Artikelserie nähert sich einem der aktuellen SaSe-Themen: Klimawandel. Die Correctiv-Leute erklären, warum manche Menschen lieber einem 130 Jahre alten Lexikon-Eintrag Glauben schenken als der aktuellen Klimaforschung.
Auf kommunalpolitischer Ebene sind die Narrative andere und auf diesem Blog vereinzelt schon geprangert. Zuvorderst die aus der Nazi-Zeit stammende „Nestbeschmutzer“-Phrase, die auch heute noch Gemeinderäte davon überzeugt, in nichtöffentlichen Sitzungen hinter verschlossenen Türen so lange zu beraten, bis Räte und Bürgermeister der Meinung des Letztgenannten sind. Unter Inkaufnahme demokratischer Verluste möchte man nach außen hin um jeden Preis das Bild der „Einvernehmlichkeit“ aufrechterhalten … das von jeher die Abwesenheit von Demokratie koloriert!
SaSe wird sich künftig noch mehr bemühen, die dominierenden Narrative auf kommunalpolitischer Ebene klar zu benennen und mit Beispielen zu belegen.