+++ DIE PARTEI verkauft Gras
Echtes Gras. Ganz echtes. Es berichtet die Südwestpresse i. e. die Göppinger Kreisnachrichten. Und die spektakuläre Aktion ummantelt in diesem Fall auch eine politische Botschaft! Das ist nicht immer der Fall bei der von reinen Clowns unterwanderten Satirepartei.
+++ Andreas Rebers: Korrigierende Theaterkritik
Nachdem sich Andreas Rebers jüngst und zusammen mit Dieter Nuhr selbst in schlechtes Licht gestellt und völlig unnötig die Rechten munitioniert hatte, freut sich SaSe, diese phantastische Theaterkritik in der Augsburger Allgemeinen zu einem Auftritt des von mir hoch geschätzten Kabarettisten verlinken zu dürfen.
+++ Serdar Somuncu eckig-peinlich bei „hart aber fair“
Der (neuerliche) Auftritt von Serdar Somuncu bei hart aber fair am 14. Dezember 2015 zum Thema „Flucht, Terror, Skandale – Wie hat 2015 das Land verändert?“ (Mediathek) habe nicht nur ich als eine Bereicherung empfunden. Der Focus schreibt von „wohltuendem Klartext“, den der Kabarettist und Schriftsteller in der Sendung gesprochen habe. Er entlastete das Land auch moralisch mit der alternativen Marschrichtung, wir müssten nicht immer „die lieben Deutschen“ sein. Mit der Grünen-Politikerin Claudia Roth, mit der Somuncu befreundet und per du ist, lieferte er sich Schlagabtäusche, die klar zu seinen Gunsten ausfielen.
Ganz ohne Ausrutscher kam Somuncu dann aber doch wieder nicht aus. Beim sogenannten und für die Sendung stilbildenden „Schlusswort“, das eigentlich einen Appell für den CDU-Parteitag formulieren sollte, machte er platte Werbung für sein Buch. Das war peinlich, wird aber vom Focus unterschlagen. Anders bei der Bild-Zeitung:
PEINLICHE SCHLEICHWERBUNG
Ohnehin nimmt Somuncu eine Schlüsselrolle in der Talk-Runde ein: Mal besticht er durch messerscharfe politische Analysen, dann wiederum verfällt er schlagartig in die Rolle des plumpen Witze-Machers.
So zum Beispiel kurz vor Ende, als Plasberg in der obligatorischen Abschlussrunde von den Talk-Teilnehmern wissen will, welchen einen Satz Horst Seehofer morgen auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe zu Angela Merkel sagen solle.
Somuncu: „Dass er sagt: Kauft das neue Buch von Serdar Somuncu!“ Der Kabarettist lacht schelmisch, schielt Plasberg an. Der stutzt Somuncu zurecht: „Naja, da hat jetzt keiner gelacht. So Schleichwerbung nimmt unser Publikum auch ganz schön übel.“
Der Kabarettist versucht sich zu retten: „Ich bin nur ehrlich.“ Keine Reaktion im Publikum.
(BILD 15.12.2015: „Kabarettist lästert bei hart aber fair„)
Wie stark die Bewertung von Somuncus Auftritt (abgesehen von dieser kapitalistischen Selbstoffenbarung) vom jeweiligen Point of view der Berichterstatter abhängt, kann man hier sehr schön nachlesen: Berichterstattung bei FAZ, WELT, Berliner Zeitung, Borlife.de, Huffington Post, News.de, RP-online („Schreigelage“), Frankfurter Rundschau, Spiegel.
Senf: Vor allem aber vergleiche man diese gigantische Medienresonanz mit besonderer Würdigung der Äußerungen von Serdar Somuncu mit derjenigen auf die letzte Die-Anstalt-Sendung (vgl. dazu auch TS157/15).
+++ Der König hat ein Bäuerchen gemacht: Joko-Klaas-Jan-Werbung
Es ist (nur) Sturm im Wasserglas und wird me(e)dial vermutlich deshalb aufgegriffen, weil es sich beim Wasserglas-Inhalt um promiente Akteure handelt: Kai Pflaume übte auf Facebook Kritik an dem Erfolgsformat Joko gegen Klaas – Duell um die Welt. Zu einer in der Tat fragwürdigen Szene um eine angebliche Wunderdroge, in der sich Klaas Winterscheidt vor laufender Kamera erbrochen habe, stellte Pflaume die berechtigte Frage, ob das moderne Fernsehunterhaltung sei. Die beiden Entertainment-Stars konterten auf Twitter im durchaus grünen Bereich und spielten in ihrer Replik auf das fortgeschrittene Alter des Publikums bei Pflaumes Show Drei gegen Kai an. Jan Böhmermann sprang den Kollegen zur Seite. Der völlig normale Vorgang (Kritik – Replik) bläht sich zum Berichtsgegenstand auf.
+++ Am Anfang war der „Postillon“
Meine Güte: Lesen Sie dies: Der Postillon veröffentlichte im Sommer eine Satire aus der endlosen Reihe seiner genialer Produkte mit weltweiter Wirkung und monatelanger Konfusion bei den Rechtsblöden: Flüchtling renkt seinen Unterkiefer aus und verspeist deutsches Kind bei lebendigem Leib. Dann produziert der NDR eine Dokumentation und nimmt den Vorgang auf. Aus diesem wiederum entnimmt das Bundesamt für Nazi-Satire einen Schnipsel.
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Und schon ist die Katastrophe perfekt, durch die Siw Meedia navigiert. Auch im Ausland sorgt der Vorgang für Aufregung und knüpft an den anderen jüngeren Fall missverstandener Satire rund um die angebliche Mosche auf dem Wiener Karlsplatz an (vgl. TS160/15): heute.at.
+++ „Circus HalliGalli“: Die Strafe für den Edeka-Opa
Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf geben in einer bitterbösen Parodie dem umstrittenen Edeka-Werbespot eine völlig neue Wende. Das Darmstädter Tagblatt fragt dazu: „Satire oder Skandal?“
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