TS55/16: Hass, Prix SatireSenf und Nuhr-Blasphemie

+++ “ Hassist“ Serdar Somuncu beklagt Hass-Mails
Nachdem jetzt der kursorische Hype um Jan Böhmermann allmählich etwas abklingt, legen sich die darunter liegenden und relevanten Strukturen frei. So berichten diverse Medien, dass der türkisch-stämmige Kabarettist Serdar Somuncu aufgrund seiner Solidaritätsbezeugungen mit dem Kollegen Böhmermann mit Hass-Mails von in Deutschland lebenden Türken nachgerade überflutet werde, die ihn unter anderem des Verrats an der stolzen türkischen Nation bezichtigen. Mehr bei: N24 + Die Welt + Focus + Huffington Post + Blick (Schweiz) et al.
Senf: Auf den realsatirischen Aspekt im Gesantkunstwerk Somuncu geht die Berichterstattung leider nicht ein: Da tritt einer bekennend als „Hassist“ auf und wundert sich dann über Hass-Mails? Herrlich!

Dazu ergänzend noch aus der Somuncu-Kolumne in der Wirtschaftswoche: Deutschland ist humorbefreite Zone.


+++ Hazel Brugger beim Prix Pantheon ausgeschieden
Die im Dunkeln sieht man nicht … und bei dem nervenden Preisverleihungsgewese wird über die Verlierer nicht gesprochen. Lediglich FM1Today notiert, dass die beiden Schweizer Kabarettisten Hazel Brugger und Roger Stein beim Prix Pantheon ausgeschieden seien.

Senf: Es wird Hazel Brugger nicht trösten, aber für mich ist es nachgerade eine Art Naturgesetz, dass eine solche Ausnahmekünstlerin wie diese – und nicht zuletzt weil sie eine Frau ist – vom satirischen Establishment nur nachlässig behandelt wird. Sehr geehrte Frau Brugger: Hiermit verleihe ich Ihnen kraft souveräner Willkür und in einer selbstständig gefunden Entscheidung und aus Zeitgründen auch ohne Laudatio den Prix SatireSenf!


+++ Peter Grimm: Keine Satire als Satire
Gelungen! Zwar ist dieser pfiffige Kommentar von Peter Grimm zu einer skurrilen Amtshandlung der Kulturamtsleiterin in Köpenick (ja: ausgerechnet!) (auch) auf der Achse des Guten erschienen, verdient aber trotzdem weitere Verbreitung. Weil: Inflationär werden derzeit üble Texte nachträglich als Satire deklariert. Hier ist es umgekehrt. Grimm versucht, eine klar nicht satirisch intendierte amtliche Schwachsinnstat mit dem so gefährlichen thematischen Themenhintergrund Islam in den satirischen Rahmen zu dengeln. Fast schon ein Böhmermannscher Doppelknoten!


+++ Selten: Respektlose Theaterkritik zu Comedy-Gott Dieter Nuhr
Wer (also: ich) das Tagesgeschäft der „Freien“ bei den Tageszeitungen kennt, wundert sich nicht über die permanente Schönschreiberei dort. Da muss es dann schon so ein etabliertes Blatt wie die Augsburger Allgemeine sein, die in einer Theaterkritik zu blasphemischen Tönen gegenüber dem kabarettistischen Meinungsführer der ARD-Satire Dieter Nuhr findet. Schon die Headline zum Bericht über eine Auftritt des Arroganzlers in Augsburg ist vielversprechend: Dieter Nuhr nörgelt sein Programm herunter. Penetrant ironisch fragt der Kritiker, ob Nuhr womöglich seinen Zenit überschritten habe. Angesichts der Kabarettpreise-Häufungen auf Nuhrs Haupt hätte man in dem zweistündigen Programm auch mehr Inhalte als die abgeleierten Belanglosigkeiten erwarten dürfen.


+++ „Correct!v“ porträtiert „Datteltäter“
Das Journalistenportal Correct!V hat sich mit dem You-Tube-Künstler Younes Al-Amayra vom „Satire-Kalifat“ Datteltäter unterhalten. Der fragt sich unter anderem, warum beim Thema Islam immer alle so ernst seien.

Und SaSe krümmt den thematischen Bogen dieses TagesSenfes mithilfe von Datteltäter wieder bündig ins Einstiegsthema HASS – liebevoll inszeniert:

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