+++ „Der Freitag“ analysiert den „Witzeklau“ der „heute-show“
SaSe hatte den Vorgang als solchen in TS56/15 gemeldet: Die Redaktion der Satirezeitschrift Titanic wirft der ZDF heute-show Witzeklau vor. Simon Schaffhöfer hat sich auf Der Freitag den „Tatvorwurf“ etwas genauer angesehen und zweifelt: Witzeklau in Zeiten des Schwarmhumors. Hinzu kommt, dass das ZDF inzwischen bei Twitter einen Clip von Philip Simons Nate Light hochgeladen hat, in dem zum Beispiel der „Katar-Gag“ auch schon vorkam … noch vor der Titanic!
Die en passant an der heute-show geübte Kritik sitzt: Die Sendung sei groß darin, flache Witze aus boulevardesken Assoziationen zu bauen.
+++ Martina Hill auf allen Kanälen
Ihr ungewöhnlicher Erfolg in China plus das dazugehörige Buch mögen die Gründe sein, dass sich im Moment alle Medien auf die „Knallerfrau“ Martina Hill stürzen. Am Sonntag war sie Thema in der ARD-Kultursendung titel thesen temperamente. Und Die Welt betrachtet Hills Erfolgszug in Asien unter dem Aspekt des Kulturaustausches: hier und hier.
Nebenbemerkung: Die sagenhaften Publikationserfolge der Journalistin Antje Hildebrandt auf der Grundlage der kreativen Neukomposition eigener Textblöcke waren schon einmal Thema auf diesem Blog (siehe SaSe7). Mit Datum 11. Juni 2015 erscheinen in Die Welt gleich zwei Artikel von Antje Hildebrandt über Martina Hill: Einmal in der Rubrik „Die Welt kompakt“ mit dem Titel Schöner scheitern mit Martina Hill, am selben Tag ein zweites Mal in der Rubrik „Panorama“ mit dem Titel: Martina Hill ist plötzlich in China berühmt. Dasselbe Phänomen: Jede Menge identischer Textblöcke in beiden Beiträgen, wobei der Panorama-Text doppelt so lang ist. Wer nur letzteren liest, hat beide gelesen! Stefan Niggemeier hatte vor Jahren auch schon einmal Kritik an Hildebrandt geübt.
+++ Die Diskussionskultur bei Denkfunk.de
Kann ja mal vorkommen: Satiriker, die den Namen des bekanntesten deutschen Satireblogs nicht richtig schreiben können. Zum Beispiel der Denkfunk-Autor Tom Wolf alias Jörg Wellbrock, auch Autor beim Spiegelfechter, als er sich in diesem Facebook-Posting per Grafik und fehlerminimierender sowie „revolutionärer“ Kleinschreibung über die (zweifelhaften) Like-Erfolge des „postillion“ [sic!] freut und daraus sehr gewagte Schlüsse zieht:
Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Facebook Denkfunk.de
Wenn das der einzige handwerkliche Fehler bei der ominösen Zusammenrottung Denkfunk.de wäre. Dort kommt derlei gelegentlich vor (siehe SaSe17), von den „strategischen“ ganz zu schweigen (SüS2). Der Lapsus wurde von den Postern dort auch gleich bemerkt. Kein Grund für Denkfunk.de, die Grafik neu zu machen!
Und wenn Poster die Meldung an sich in Frage stellen, wird ihnen belehrend und rabiat über den Mund gefahren. Tom Wolf auf einen kritischen Einwand: „Was willst Du das jetzt kaputt diskutieren? Freu Dich über das Posting oder lass es bleiben.“ (Quelle). Das ist die sagenhafte „Diskussionskultur“ bei Denkfunk.de! (Zu Denkfunk.de siehe auch HINfo1, HInfo2). Sie zeigt aber auch, dass 1) die Autoren dort die albernen Belohnungs- und Erfolgsparameter des Systems vollständig verinnerlicht haben, das sie doch eigentlich kritisieren wollen! Und sie zeigt 2): Andersdenkende sind hier nicht erwünscht. Again: unglaubwürdig.
+++ Beispielhaft: Basicthinking.de steigt aus dem Apple-Zuggeschirr aus
Diese Meldung schließt thematisch unmittelbar an obige an. SaSe hat schon mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Redaktion das Verhältnis einiger Kabarettisten zu Facebook für bedenklich hält. Wie obige Meldung zeigt, wird dabei das zentrale (und völlig aussagelose, kindische) Belohnungssystem eines Like-Kapitalismus kritiklos akzeptiert und Facebook als Messlatte für einen mehr als fragwürdigen „Erfolg“ promotet. Wie man sich von Marktführern, Monopolisten und Datensammlern unabhängig macht (oder es wenigstens versucht), das zeigt der Blog Basicthinking.de in einer aktuellen redaktionellen Erklärung Raus aus dem Hamsterrad: Warum wir nicht mehr über Apple-Events berichten. Der im Sommer 2004 gegründete Blog gehört zu den bekanntesten im Themenbereich Netz, Technik, Software, emotional gewürzt durch Geschichten aus dem persönlichen Bereich („Menschliches“) (Quelle). Tobias Gillen, Chefredakteur von Basic Thinking, gibt in dem Apple-Schlussstrich-Artikel auch Einblicke in die Markt- und Medienmacht des Konzerns und schlägt einen neuen radikalen Kurs ein. Ausdrücklich verweist Gillen dabei auf Glaubwürdigkeit und die Rückbesinnung auf journalistische Grundsätze.
Solche radikalen Lossagungen würde man sich auch aus den Systemkritiker-Reihen und von den Kabarettisten wünschen. Dazu passen aktuell auch sehr schön die Warnungen von FAZ-Digitalchef Mathias Müller von Blumencron, der Facebook zu einer Gefahr für die Medienwelt erklärt.