Es gibt kein brisanteres Thema bundesweit als Corona. Die Fallzahlen steigen dramatisch. Die interaktive Deutschland-Landkreiskarte zeigt inzwischen fast durchgehendes Alarmzahlen-Rot. Schon wieder wird – leider nicht parlamentarisch – über neue Variationen eines bundesweiten Lockdowns nachgedacht.
Es gibt kein brisanteres Thema bundesweit. Meinung: Wer als Kommunalpolitiker seine Verantwortung gegenüber den Bürgern ernstnimmt, muss diese Brisanz auch lokalpolitisch exerzieren. Am besten sogar als Vorbild.
Der Bürgermeisterwahlkampf in Langenargen biegt inzwischen in die letzte heiße Phase ein. Parallel dazu werden die Faxen einzelner Kandidaten gleichermaßen exotischer und befremdlicher: formal und inhaltlich defizitäre Presseartikel, die ohne weitere Recherche und/oder nachträgliche Aktualisierung nicht verwendbar sind; dubiose Pressemitteilungen über das Feedback eines Langenargener Vereins auf die Kommunikation mit einem Bürgermeisterkandidaten. Pointe: Der Verein wird gar nicht genannt! Was für ein Unsinn. Eine solche Pressemitteilung ist natürlich nicht verwendbar, Herr Maragudakis.
Vielsagend und richtungsweisend auch die persistierende Bockigkeit von klein Achim, dem Amtsinhaber. Nach wie vor weigert er sich nach Angaben der Langenargener Bloggerin Elke Krieg deren Presseanfrage zu beantworten. Und auch eine aktuelle und auf Corona bezogene Presseanfrage der SaSe-Redaktion an Krafft bleibt unbeantwortet.
Äußerst befremdlich das Vorgehen von Kandidat Michael Maragudakis: In einem gestrigen Telefonat zu einem anderen Thema sprach ich ihn auch auf die ausstehende Presseantwort zu meiner Corona-Anfrage an. Daraufhin wollte er von mir wissen, ob und was die beiden anderen Kandidaten denn auf meine Fragen geantwortet hätten. Er wolle da nicht aus der Reihe tanzen.
Hallo? Jemand zu Hause? Geht’s eigentlich noch?
Der Mathematiker mit den Bürgermeister-Ambitionen reiht sich dann anschließend sauber hinter dem Pressearbeit-Blockierer Achim Krafft ein, in dem er meine Corona-Fragen gar nicht beantwortet.
Wenn dieses Verhalten das Presseverständnis des Kandidaten Maragudakis abbildet, können die Langenargener auch bei Krafft bleiben. Dann ändert sich nichts. Wenn der Kandidat Krafft Fragen (ist schon fast egal, ob von der Presse oder von Bürgern) nicht beantwortet, überrascht das niemanden. Wenn aber ein Newcomer-Mitbewerber sich in dieser Art und Weise einführt und damit sein Verständnis des Landespressegesetzes artikuliert: Gut‘ Nacht um sechse!
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Keine Tests, keine App, aber Antwort
Also, wir halten fest: Zu dem hochbrisanten Thema Corona ist der Kandidat Ole Münder der einzige von dreien, der Fragen zu seiner Covid-19-Infektionsprophylaxe beantwortet.
Ich hatte zum einen danach gefragt, ob, wann und mit welchem Ergebnis sich die Kandidaten auf Corona haben testen lassen/testen lassen werden, um zu verhindern, dass ihr Wahlkampf zum Superspreader-Ereignis für Langenargen wird. Gefragt wurde auch danach, wo die Kandidaten diese Testergebnisse ggf. veröffentlichen. Eine dritte Frage bezieht sich auf die Corona-Warn-App der Bundesregierung: „Haben Sie sich die Corona-Warn-App der Bundesregierung auf Ihr Handy geladen und aktiviert? Wenn ja: seit wann? Wenn nein: Warum nicht?“
Hier die Antwort von Ole Münder im Fließtext:
[…] ich möchte Ihre sehr berechtigte Anfrage gern beantworten.
Einen Bürgermeister-Wahlkampf unter Corona-Bedingungen zu führen ist tatsächlich sehr herausfordernd. Trotzdem habe ich von Anfang an sehr bewusst darauf geachtet, mich an die AHA-Regeln zu halten, zu meinem Schutz und zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger. Auf öffentliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen verzichte ich komplett, alle Termine finden draußen statt, auch bei schlechtem Wetter. Dabei trage ich vorsorgend in der Regel auch draußen eine Mund-Nasen-Maske und achte auf mindestens 1,5 Meter Abstand zu den Gesprächspartnern (siehe Foto).
Einen Corona-Test habe ich noch nicht gemacht oder machen müssen. Ich habe mich hier ausgiebig von meinem Hausarzt beraten lassen. Testen ohne Anlass führt zu einem falschen Sicherheitsgefühl. Denn auch ein negativer Coronatest ist nur eine Momentaufnahme. Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten keinerlei Symptome aufgewiesen.
Die App habe ich nicht auf mein Handy geladen. Wie sich gezeigt hat, geben zum einen nur wenige Corona-Infizierte diesen Status in ihr Handy ein, so dass die Warn-App meiner Meinung nach noch wenig dazu beiträgt, Infektionsketten zu unterbrechen. Zum weiteren hält auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder lt. Meldung der Süddeutschen Zeitung vom 20.10.2020 die App für praktisch nutzlos ohne ein weiteres Update. Daher warte ich die weitere Entwicklung der App noch ab.
(Presseauskunft Bürgermeisterkandidat Ole Münder auf Corona-Fragen dieser Redaktion am 26.10.2020; Hervorhebg. K. B.)
Kleine Beckmesserei von mir, die ja so typisch für diesen Blog ist: Nicht „möchte“ Münder meine Anfrage beantworten; er tut es tatsächlich. Keks!
Mir persönlich reichen seine Ausweichbewegungen hinsichtlich der Tests nicht. Aber ich bewege mich auch nicht in Langenargen … Das mit der „Momentaufnahme“ ist sachlich nur bei einmaliger Testung zutreffend. Ich fände es überzeugender, er / die Kandidaten würden sich mindestens ein-, zweimal die Woche testen lassen, dann wäre der „Moment“ auch aus der „Aufnahme“ weg.
Dieser Hinweis ist mir wichtig, weil ich mich ernsthaft vor der Worst-Case-Meldung fürchte: „Bürgermeister-Kandidat X Y in Langenargen ist mit Corona infiziert“.
Ist das nicht ein bisschen geheuchelt mit der Befürchtung?
Okay, kommt halt auf den Namen bei „X Y“ an!
Sollte der Fall eintreten, könnte man dann diesen Senf wieder verlinken …
Münders Verdikt zur Corona-Warn-App ist sachlich gleichfalls zutreffend. Aber angesichts der 68 Millionen Euro Steuergelder, die in diese App geflossen sind, würde man sich doch etwas mehr Wertschätzung für diese Investition wünschen? Von Vorbildfunktion ganz zu schweigen.
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Sehr geschickt: „Ein Lob an die Gemeinde“
Münder ist auch der einzige Kandidat, der formvollendete Pressemitteilungen verschickt. Darin beweist er Stil und Souveränität, wenn er der Gemeinde Langenargen für die Organisation eines Livestreams zur Kandidatenvorstellung ein ausdrückliches Lob ausspricht.
Nachstehend kursiv in Blau die weiteren Termine des Kandidaten Ole Münder aus seiner jüngsten Pressemitteilung:
„Auf ein Gespräch mit Ole Münder“: Endspurt im Bürgermeister-Wahlkampf in Langenargen
Am 8. November wählen die Einwohnerinnen und Einwohner von Langenargen ihren Bürgermeister. Knapp eine Woche vorher werden sich die Bewerber um das Amt bei der Kandidatenvorstellung der Gemeinde um 20 Uhr in der Festhalle Langenargen präsentieren.
Der 49-jährige Oberverwaltungsrat Ole Münder freut sich auf diese Veranstaltung ganz besonders, hat das Publikum hier doch die Möglichkeit, ihn und seine Ziele für Langenargen persönlich zu kennen zu lernen [sic]. Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie nur
150 Gäste in der Festhalle zugelassen sind, bietet die Gemeinde mit einem Live-Stream auf ihrer Homepage die Möglichkeit, diese Veranstaltung live von Zuhause aus zu verfolgen. „Ein Lob an die Gemeinde, die mit diesem Online-Format allen Bürgerinnen und
Bürgern gleichermaßen die Gelegenheit gibt, sich über die Kandidaten um das Bürgermeisteramt aus erster Hand und im direkten Vergleich zu informieren“, sagt Ole Münder.
Darüber hinaus bietet Ole Münder auch in der Vorwahl-Woche noch einmal selbst Termine an, ihn persönlich kennen zu lernen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dabei finden sämtliche Treffen weiterhin unter Beachtung der Corona-Regeln draußen statt.
Gestartet wird am Dienstag, den 03. November an der Kreuzung Buchenstraße/Tannenstraße von 16 – 18 Uhr in Bierkeller.
Am Mittwoch, den 4. November, möchte er von 8 bis 10 Uhr erneut an der Bäckerei Straub speziell mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Oberdorf in Kontakt treten.
Tags darauf, am 5. November, freut sich Ole Münder einmal mehr auf interessante Gespräche auf dem Langenargener Wochenmarkt, wo er von 10 bis 12 Uhr sein wird.
Alle Termine finden sich auch auf der Website: www.ole-münder.de
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Doch der Endspurt des Bürgermeister-Wahlkampfs verspricht noch viele weitere Höhepunkte. Aktuell warte ich auf ein besonders symbolträchtiges Foto aus Langenargen: irgendwas mit CDU-Brezeln in Ole-Münder-Tüten. Wie steil ist das denn?