SaSe33: Das „FAZ“-Nuhr-Imperium schlägt zurück: Polternde Polemik gegen Bernhard Pörksen

Diskurs oder Schlammschlacht ? Einen neuen Höhepunkt des Nuhr-Marketings und der Diskussion um die Bewertung des Phänomens „Shitstorm“ (als was auch immer von beiden) formt ein weiterer Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die sich inzwischen zum überambitionierten Bodyguard des Komikers Dieter Nuhr entwickelt.

Bisheriger Verlauf
Dieter Nuhr hatte einen sachlich falschen, überdies noch geklauten Witz über die Griechen ins Internet gehauen. Das tat er während seines Urlaubs, also eine Zeit, in der sich weniger aufmerksamkeitsabhängige Menschen einfach mal erholen. Der „Gag“ machte dann (angeblich) einen Shitstorm. Bemerkenswert ist übrigens, dass es bisher keine Belege oder eindrückliche Beispiele für diesen Shitstorm gibt. Daraufhin erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erst einmal ein langer Artikel von Rainer Hank: Dieter Nuhr hat recht

Wenige Tage später durfte sich Dieter Nuhr, der sich allen Ernstes als ein Opfer der modernen "Hexenverfolgung" und als sozial demontiert bejammert, in der FAZ selbst verlautbaren: Bericht aus dem Shitstorm: Wir leben im digitalen Mittelalter.

Das wiederum rief weiteres umfassendes Medienecho hervor. Auch SaSe hat dazu seinen Senf abgegeben (SaSe32). Zu dem Medienecho gehört auch ein Interview der dpa mit dem Medienwissenschaftlicher Bernhard Pörksen (vgl. TS87/15; das Interview  in der Meedia-Version), der Nuhrs Kritik und Bewertung des Phänomens umfassend zurückwies. Pörksen ist übrigens nicht irgendein Hampelpampel (guckst du hier), auch wenn nachfolgend ein anderer Eindruck entstehen sollte …

FAZ setzt neuen polemischen Höhepunkt
Nun geht es weiter: In einem – wie diese Redaktion empfindet – ziemlich aggressiven und beleidigenden Ton gegenüber Bernhard Pörksen nimmt Michael Hanfeld im FAZ-Artikel Shistorm-Interpreten: Berechtigter Protest oder pure Aggression? zu den Thesen des Medienwissenschaftlers Stellung. Pörksens Argumentation sei „pseudowissenschaftlich“ (!), zur Differenzierung der Phänomene sei er nicht in der Lage; er spiele die „alte Leier vom Kulturkampf“. Die FAZ fragt, ob Pörksen auch im Wandel sei vom Medien- zum Empörungswissenschaftler. Pörksen pauschalisiere und verwechsle Kritik mit Überwältigung durch die Masse und kenne die Begriffe nicht und verfüge über „ein knappes Demokratieverständnis". Oder kurz: Bernhard Pörksen ist ein ziemlicher Depp und ein unfähiger Wissenschaftler!
Der Vorwurf der Pseudowissenschaftlichkeit an einen etablierten Medienwissenschaftler ist ein starkes Stück, wenn nicht sogar eine handfeste und justiziable Beleidigung. Der neueste FAZ-Artikel  ist polemisch und ergeht  sich hauptsächlich in Beleidigungen ad personam Bernhard Pörksen. In der Allianz Dieter Nuhr und Frankfurter Allgemeine Zeitung bestätigt er die alte Volksweisheit: „Verwandte Seelen finden sich“.

Bisher fehlen alle Belege für den Nuhr-Shitstorm
An dieser Stelle ist auch noch einmal anzumerken: Bisher gibt es keinerlei Belege für das, was Dieter Nuhr als Shitstorm beklagt. Ansonsten wird in der Berichterstattung jedes Facebook-Posting, jeder Tweet im Original gezeigt. Aber von den angeblichen Wellen digitaler Fäkalien, die auf Nuhr niedergegangen sein sollen, fehlt bisher jeder Beleg. Da gehen andere klüger vor. Diese anderen sind übrigens nachweislich und ohne eigene Publicity, stattdessen aber als "Strafe" für ihr wichtiges gesellschaftliches und uneigennütziges Engagement Shitstorm-Opfer.

Darüber hinaus – und das macht die Sache so gar nicht besser – weiß man jedoch, dass Dieter Nuhr ein provokantes, pfiffiges und streitlustiges Posting von Jan Böhmermann auf seinem Facebook-Account gelöscht und den Autor dort gesperrt hatte. So bleibt die Sorge, dass Nuhr schon Kommunikationsversuche auf diesem Level unter "Shitstorm" subsummiert.

Ebenfalls auffallend an der Diskussion ist das Außenvorlassen der Justiz. Das, was man gemeinhin unter „Shitstorm“ versteht, übelste Beleidigungen und Drohungen, ist justiziabel. Und gerade in jüngster Zeit scheint die Justiz jetzt doch etwas wacher zu werden. Es gibt Verurteilungen!

Ausgewogene Opfer-Gruppe
Interessant ist des Weiteren die Ausgewogenheit der prominenten Opfer, die jetzt summarisch als Shitstorm-Opfer zusammengefasst und medial besprochen werden: Angela Merkel als eine verantwortliche Politikerin im Kontext mit der verunglückten Flüchtlingsmädchen-Begegnung; der ohnehin nicht maulfaule Schauspieler Til Schweiger, der sich im vorliegenden Fall für die Schwachen i. e. Flüchtlinge eingesetzt hatte. Und in diesen Kreis hinein dann noch Dieter Nuhr, der sich aber, im krassen Gegensatz zu Schweiger, nicht für die Schwachen einsetzt, sondern sachlich falsche Scherze auf deren Kosten treibt. Als ein Merkmal von „Shitstorm“ ließe sich also herausheben: Er scheint recht demokratisch zu sein!
An Til Schweigers Stelle würde ich grüne Pickel kriegen, mit Dieter Nuhr im Kontext von Shitstorm-Opfern in einem Atemzug genannt zu werden!

Pressespiegel/Linksammlung
… zum bisherigen Verlauf ab FAZ-Artikel Dieter Nuhr (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

+ Dieter Nuhr in der FAZ 17.06.15: Bericht aus dem Shitstorm: Wir leben im digitalen Mittelalter
+ Meedia 17.07.15: Dieter Nuhr in der FAZ: “Der Shitstorm ist die Hexenverbrennung des 21. Jahrhunderts“
+ HuffingtonPost 17.07.15: Dieter Nuhr rechnet mit Facebook-Nutzern ab: „Rückschritt in Richtung Faschismus“
+ Die Welt 17.07.15: Nuhrs Abrechnung mit der pöbelnden Masse im Internet
+ Der Standard 17.07.15: Dieter Nuhr: „Shitstorm ist die Hexenverbrennung des 21. Jahrhunderts“
+ DeutschlandRadioKultur 16.07.15 (mit Referenz auf den Shitstorm gg. Nuhr): Hexenverbrennung im Internet
+ General-Anzeiger Bonn 17.07.15: Dieter Nuhr: „Der Shitstorm ist die Hexenverbrennung des 21. Jahrhunderts“
+ stern 17.07.15: Kabarettist Dieter Nuhr: Wolkig mit Aussicht auf Shitstorm
+ Titanic 17.07.15: Bitte nicht teilen: Dieter Nuhr Cybermobbing [Der Beitrag ist widerlich sexistisch und eine Schande für die Satire-Zunft!]
+ Markus Kompa auf Telepolis 18.07.15: Dieter Nuhr hält nicht die Fresse
+ Karin Burger auf SatireSenf.de: SaSe32: Öffentliche Replik auf Dieter Nuhrs FAZ-Beitrag „Digitales Mittelalter“
+ Die Welt 18.07.15: Shit-Stürme über Deutschland
+ Süddeutsche 18.07.15: Kritik an Dieter Nuhr: Wir alle sind der Shitstorm
+ Blog Wirres Net 19.07.15: Humorlose Clowns
+ Meedia 21.07.15 (auf Grundlage eines dpa-Interviews): Medienwissenschaftler Pörksen kontert Nuhr-Kritik: „Wir müssen lernen, den Shitstorm zu lesen“ Das dpa-Interview wurde auch von weiteren Zeitungen verwendet; Beispiel: SHZ.
+ Frankfurter Allgemeine Zeitung 22.07.15: Shitstorm-Interpreten: Berechtiger Protest oder pure Aggression?
+ web.de 22.07.15: Til Schweiger, Dieter Nuhr und Angela Merkel am Pranger: „Shitstorm-Kritik ist falsch“
+ Blog evangelisch.de (herrlich flockiger Kommentar):  Die alte Leier vom Kulturkampf

Es ist eher unwahrscheinlich, dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Die Liste wird ggf. aktualisiert!

[Aktualisierungen]
+ Yahoo-Nachrichten – Jan Rübel am 24.07.15: Das Märchen vom Shitstorm gegen Dieter Nuhr und Franz Josef Wagner
+ MDR 25.07.15: Pöbeleien im Netz: Wie kann man mit Shitstorms umgehen?

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